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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 30
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0121

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Freitag, 12. März, 18KS.

>0 30.

Dritter Jahrgang.

Preis: '/»jährlich 45kr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nnr
2 kr. berechnet.
Die Boten erhallen
2 tr. monatlich.
für die Dcmkc Schwetzingen und Philippsbürg.
VerküMgmigsblatt d-- Amts >,. Amtsgerichtsbezirks Sck)wetzingen.
Drgan der badischen Aopfenproducenten
(unter Kontrole der landioi rt h schnf t! iche n Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).


Deutschland.
Berlin, 6. März. Heute fand eine Versammlung von
Mitgliedern der nationalliberulen Fraktionen des Landtags und
Reichstags statt, um über die Organisation der Partei in ganz
Deutschland zu beschließen.
— 8. Mürz. Die Nationalliberalen werden die Frage
eines verantwortlichen Bundesministerinms im Reichstage wieder-
holt anregen.
— 9. März. Frankreich will zur Prüfung der belgi-
schen Eisenbahnsache eine gemischte belgisch-französische Kom-
mission Vorschlägen. Belgien wird dies jedenfalls znrückweisen.
Berlin, 9. März. Tie Nordd. A. Ztg. schreibt: „Die
Welfen-Organe, in so weit sie auch mit der kosmopolitischen
Revolution Geschäfte machen, empfehlen angelegentlichst das
neue Journal „La Fraternits", welches in der denschen Stadt
Mannheim in französischer Sprache für Denische erscheint. Der
Geschäftsführer dieses Blattes ist Herr La Regaudisre, franzö-
sischer Sprachlehrer in Heidelberg. Das . rogramm des Blattes
ist das der kosmopolitischen Revolution, der durch die Ereignisse
des Jahres 1866 das Agitationsmittel des nationalen Ge-
dankens entzogen ist, und welche bekanntlich in diese!' Ereig-
nissen und in der Gründung des norddeutschen Bundes nicht
etwa einen Schritt zur Einigung, sondern die Zerreißung
Deutschlands zu sehen für gut findet.
Olvenburg, 7. März. Ter Großherzog lat kürzlich
der nordd. Bundesmarine eine silberne Pnnschbowle znm Ge-
schenk gemacht. Als im Jahre 1849 die Anfänge einer deut-
schen Flotte sich bildeten und einer Dampfkorvette derselben der
Name „Großherzog von Oldenburg" beigelegt wurde, ließ der
damalige Grvßherzog ihr als Pcnhengeschcnk eine silberne, reich
mit ans eine Kriegsmarine bezüglichen Emblemen verzierte
Pnnschbowle überreichen. Die ehemalige deutsche Flotte ging
zu Grunde und sollte unter den Hammer gebracht werden. Der
damalige Admiral Brommy fand es unschicklich, daß auch jenes
fürstliche Geschenk milversteigert werden sollte, und crwirtte die
Ermächtigung, es dem Geschenkgebcr wieder znrücksiellen zu
dürfen. Der damalige Großherzog erhielt so jenes Geschenk
wieder zurück, nahm es indeß nur an unter der Erklärung, cs
ecks ein Depositum für die künftige deutsche Flotte in Ver-
wahrung nehmen zu lassen. Dieser Vorgang ist dem jetzigen
Goßherzoge wieder in Erinnerung gekommen, und derselbe bat,
davon ausgehend, daß die gegenwärtige nordd. Bnndesmorine
an die Stelle der früheren deutschen Flotte getreten ist, dem
Könige von Preußen als dem Oberbefehlshaber der Marine,
jene Pnnschbowle als Geschenk für ein Kriegsschiff wieder
überreichen lassen. Der König hat das Geschenk dem neuen
großen Panzerschiff „König Wilhelm" übergeben.
A u s l <r n d.
Spanien. Ans Barcelona wird Genaueres über das
dort enkdeckte »Komplott gemeldet. Als der Anstifter desselben
gilt ein gewisser Biralta, der jüngst znm Vorsitzenden eines
demokratischen Klubs in der Straße San Pablo gewühlt wor-
ben ist und seinen Einfluß dazu benützt hat, eine kleine Ver-
schwörung in Scene zu setzen. Es heißt, die Verschworenen

Hütten den Plan gehabt, iir der Nacht die Freiwilligen der
Freiheit zu überrumpeln, sich der Waffen zu bemächtigen, die
Sturmglocke zu ziehen, Barrikaden zu errichten, die Bank und
eine Anzahl reicher Privathänser zu plündern n. s. w. Aber
die Behörde, unterrichtet, habe in der Stille ihre Maßregeln
getroffen, die Freiwilligen seien aut der Hut, die Kirchen, die
Bank und jene Privathänser besetzt gewesen, so daß den An-
greifern nichts übrig blieb, als sich zu zerstreuen. Dreißig der-
selben, unter ihnen der Rädelsführer Biralta, sind nach dem
Bericht des Korrespondenten vom Siecke gefangen und auf die
Feite Monjnich abgeführt worden. Eine Untersuchung ist cin-
geleitet.
Madrid, 4. Mürz. In der heutigen Sitzung der
Korkes sagt der Minister des Innern, Sagasta, wegen der
Unruhen in Barcelona, diese Unruhen seien unter dein Rufe:
„(O lebe die Republik!" erfolgt. Der Minister sprach sein
Bedauern darüber aus und forderte die wahren Republikaner
aut, ans ihren Reihen diejenigen zu stoßen, De es nicht sind.
Die Versammlung ging daraus zur Tagesordnung über.
Florenz, 6. März. Der Senat genehmigte den Post-
.ertrag zwischen Italien und dem norddeutschen Bund.
In den Bereinigten Staaten Nordamerikas
hat am 4. Mürz General Grant den Präsidentenstnhl bestiegen,
ein schlichter, stiller, fester Mann, der gern Thaten für sich
sprechen läßt. Eins aber hat er ausdrücklich versprochen: den
großen Augiasstall zu reinigen, d. h. in der öffentlichen Ver-
waltung, in Zoll- und Stenerwesen Ehrlichkeit und Treue
wieder herznstellen. Da wurden jährlich viele, viele Millionen
unterschlagen und veruntreut. Es wird ein eiserner Besen
dazu gehören, um diesen Stall zu räumen, aber Grant wird
ihn fühlen. Der Mann ist so vorsichtig und schweigsam, daß
drei Tage vor seinem Antritt noch kein Amerikaner wußte, tuen
er zu seinen Ministern gewählt hatte, nicht einmal Die, die's
werden sollen. Grant und Bismarck haben freundliche Briese
gewechselt. Bismarck fängt an: „Geehrter Herr!" und schließt:
„Möge der gegenwärtig zwischen uns stattfindende Austausch
freundlicher Gesinnungen als eine gute Vorbedeutung für die
Fortsetzung der zwischen Amerika und Deutschland so glücklich
hergestellten Beziehungen sich erweisen. Ich zeichne, geehrter
Herr, immer der Jbrige und sehr ergebene Bismarck."
Was giebt cs Neues im Amtsbezirke?
Eingesandt.
8 Schwetzingen, 9. März. Wir Schwetzinger sind eigentlich de-
daueruSwerthc Leute; während uns der Kopf mit Eisenbahnprojckteu ganz
warm gemacht wird, sind wir nicht so glücklich, auch nur schon eine
Schiene zu besitzen und bleiben vorläufig immer noch auf den Postwagen-
Verkehr angewiesen.
Das ist freilich ein ganz gemächliches Beförderungsmittel, welches
noch der guten alten Zeit entstammt und manche Annehmlichkeiten vor
dem Dampfe voraus haben mag, wobei nicht unerwähnt bleiben darf, da
unsere Postwagen so hübsch und zweckmäßig eingerichtet sind, daß sic bei-
nahe der II. Klasse der Eisenbahnnaggons gleichkommen.
Nach dieser kleinen Einleitung geht Einsender dieses jedoch auf den
eigentlichen Zweck dieser Zeilen über und erwähnt auch einer kleinen Schat-
tenseite, die sich auf einer unserer Postroutcn in gar zu grasser Weise
bemerklich macht.
Es ist dies nämlich das Unwesen, das zwischen Eppelheim und
 
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