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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 67
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0273

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Freitag, 11. Juni 1869.

Ao. 67.

Dritter Jahrgang.

Preis: stlljährlnh 45kr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.
Tie Boten erhalten
2 kr. monatlich.
für die Bezirke Schwehingcn und PHUippsknrg.
Verkündigmlgsblatt des Amts- und Amtsgerichts-Bezirks Schwetzingen.
Grgan der badischen Aopfenproducenten
(unter Kontrole der lnndwirthschaftlichen Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).

Erscheint Sonntag,
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanstalten und
Boten nehmen Bestel-
lungen an.

Wochenblatt

1 Die Feinde des deutschen Eini-
gnugswerkes.
Die Ereignisse des Sommers 1866 haben —
trotzdem sie eine wesentliche Aeuderung der politi-
schen Verhältnisse in Deutschland nach sich Zogen,
doch nur halbe Arbeit geliefert.
Statt daß das Baud nationaler Einigung gan
Deutschland umfaßt, zieht der Main die Grenz-
scheide zwischen zwei Volksstämmen, die durch ihre
Ueberlieseruugen, durch Sitten, Sprache und
Gleichartigkeit ihrer Interessen aufs innigste mit
einander verbunden sind.
Während Deutschland vor 1866, trotz der
anerkannten Intelligenz der deutschen Nation unter
den Mächten in politischer Hinsicht die niedrigste
Rangstufe einuahm, gewissermaßen die Rolle des
„Aschenbrödel" unter den civilisirten Nationen
spielte, und die Demüthiguugen des Auslandes
mit stummer Resignation hiuneymen mußte, sehen
wir seit 1866 jenseits des Maines einen
Bundesstaat, welcher sich durch seine Macht und
Kraftfülle das beredte Zeugniß seiner Lebensfähig-
keit selbst ausstellte, dem Auslande die so lange
verweigerte Achtung abzuringen und die ihm ge-
bührende Stelle im Rathe der Völker einzunehmen
wußte.
Daß diese Neugestaltung Deutschlands nur un-
ter furchtbar schweren Opfern errungen wurde und
erreicht werden konnte — wer wollte sich dieser
Ueberzeugnng verschließen? Daß das Einigungs-
werk trotzdem noch nicht beendet ist, seiner Vol-
lendung aber unaufhaltsam entgegen schreitet, wer
möchte das in Zweifel ziehen können?

U m d e n H a ! sk
(Fortsetzung.)
In ein Paar Secunden war die Thür fest versichert;
der erste Streich, der gegen sie geführt wurde, geschah durch
die Axt des brutalen Misfling. Ich stellte mich mit dem
Revolver in der Hand an's Fenster, entschlossen, ohne Ver-
zug zu handeln.
„Führe noch einen Schlag gegen die Thür und ich
sage Dir eine Kugel durch's Herz", ries ich Misfling zu.
„Dazu gehören zwei", erwiderte der Elende, warf die
Art zu Boden und griff nach einem Revolver.
Ich feuerte und er stieß einen Fluch und einen Schmer-
zensschrei aus. Sein rechter Arm hing, von einer Kugel
zersplittert, herab. Der Haufe in seinem Rücken schritt
rasch vor, schwang Messer und Pistolen und ich sah, daß
keine Zeit zu verlieren war. Ich ries meine sechs Leute
auf, sich auf den Kampf vorzubercitcn, entfernte die Barri-
kaden von der Thür und trat mit erhobener Pistole hinaus.
„Was Wollt Ihr?" fragte ich in einem Tone, der
ihnen zeigte, daß ich im Ernst war.
„Wir wollen Euren blutdürstigen Freund hängen",
schrie Phil Majscy, ein anderer Desperado von der Küste.

Und dennoch — so unausbleiblich auch die Ei-
nigung Gesammideutschlands ist, sucht nicht unr-
ein Theil des Auslandes, suchen selbst gewisse
Parteien Süddeutschlands den Anschluß an den
(nord-)deutschen Bundesstaat mit aller Macht, letz-
tere ihn sogar mit tiefer Erbitterung zu Hinter-
treiben.
Sehen wir, wer denn eigentlich die Feinde
der deutschen Einheit sind, so erblicken wir nach
Außen in erster Reihe unfern zweideutigen Nachbar
Frankreich; im Innern Süddentschlands den
U l t r am o nt a n i s m u s und die Demo-
kratie.
Frankreich, welches bisher die einzige
tonangebende Macht im europäischen Staatenkon-
zert war, welches jede politische Regung seiner
Mitmächte mit eifersüchtigen und mißtrauischen
Augen verfolgte, und seinen Schnabel in alle, selbst
ihm völlig fremden Angelegenheiten zu stecken ge-
wohnt war, sah urplötzlich im norddeutschen Bunde
eine ihm ebenbürtige Macht erstehen, welche seine
seitherige Stellung allerdings einigermaßen beein-
trächtigt und welche befähigt ist, ihm nöthigensalls
auf die langen, stets annexionslustigen Finger zu
klopfen. Daß dadurch das bekannte französische
krssticins einen gewaltigen Stoß erlitten und sich
empfindlich gekränkt fühlt, ist nicht zu verwundern;
eben so wenig, daß Frankreich Alles daran setzt,
die völlige Einigung Deutschlands zu verhindern,
oder wenigstens zu verzögern und seinen Einfluß
auf die deutschen Angelegenheiten zu erhalten.
Und leider — d i e Di p l o m a t i e hat in
den entscheidenden Tagen des Som -
Seine Entgegnung hatte ein Echo von Wuthausbrüchcn
der Ucbrigen.
„Ihr müßt erst feine Schuld beweisen, che Ihr ihn
hängt", sagte ich kalt. „Er wird gefangen gesetzt und dann
über ihn Gericht gehalten werden zu Marie Posa; wenn
seine Schuld bewiesen ist, wird er gehängt — nicht zuvor.
Ihr wollt ihn hängen, Ihr schmutzigen, verächtlichen Hals-
abschneider? Wollt Ihr ihn vielleicht auf den nämlichen
Grund hin hängen, wie Ihr den armen Rollen im Früh-
sahr aufaeknüpft wegen eines Mordes, den er nie beging,
oder wie jenen armen jüdischen Hausirer, den Ihr vor einem
Monat hängtci und dessen Unschuld bewiesen wurde, ehe
sein Körper erkaltet war. Sehet hin auf Eure Führer,
Ihr brutalen Narren, Don Misfling dort schuldet dem
Galgen seinen Nacken wegen der Ermordung zweier Indianer
auf dem Kern River, was kaum ein Jahr her ist; Phi!
Masseh hat ein mexikanisches Frauenzimmer zu Tode ge-
prügelt bei den Los Angclos Fandangos und der schmutzige
Dieb, der neben ihm steht, ist zweimal der Strafe entgangen
wegen Pferdedicbstnhls. Ihr seid die Leute, die ihn hängen
wollen? Es stehen sechs treue Männer, bis an die Zähne
bewaffnet, hinter mir; was mich betrifft, so kennt Ihr mich
so ziemlich. Der Erste, welcher einen Schritt vorwärts
thut, um Gewalt zu gebrauchen, ist ein Kind des Todes.

wers 1866 Sorge getragen, daß mit
der Mainlinie ein Zustand geschaf-
fen wurde, welcher der Einmis ch n n g
Frankreichs in unsere Angelegenhei-
ten einen weiten Tummelplatz, einen
ausgedehnten Spielraum gestattet!
(Schluß folgt.)
Tagesüberftcht.
Schwetzingen, 9. Juni.
Wenn Napoleon Frankreich seiner Voll- und
Heißblütigkeit wegen wieder einmal die Ader schla-
gen möchte, so hat er jetzt die schönste Gelegenheit
dazu in China. Der franz. Geschäftsträger in
China hat von „hoher Hand" eine Ohrfeige be-
kommen. Nun ist der Gang der Dinge sehr ein-
fach folgender: Frankreich fordert Genngthunng,
erhält keine, reicht sein Ultimatum ein, es bleibt
unberücksichtigt — und der Moment „Gloire" zu
erwerbeu ist wieder einmal da.
Der Vice-König von Egypten befindet sich in
Berlin, wo er im königl. Schlosse Absteigequartier
genommen.
In Abessinien ist der Engländer Powel sammt
Begleitung niedcrgcmacht worden. Schwerlich wird
England die Sache ruhig hinnehnwn und sind auch
in dieser Richtung Differenzen mehr als wahr-
scheinlich.
Baden.
* Schwetzingen, 10. Juni. Dem un-
glücklichen Lande Bade n droht ein
furchtbares Geschick! Die Frkftr. Ztg. hetzt
und schürt den Negerstaat Liberia gegen uns
auf, weil ein Neger-Major Chester, der in Hei-
delberg ohne polizeiliche Genehmigung eine Geld-
sammlung veranstaltete, so lange in Gewahrsam
gehalten wurde, bis inan ans telegraphischem Wege

Heran, wenn Ihr einen Kampf wollt!"
Diese Anrede hatte einen noch wirksameren Erfolg,
als ich mir versprochen hatte. Meine Anhänger traten
Einer nach dem Andern mit gespanntem Revolver heraus
und fast augenblicklich ließ der Haufe von seinen Demon-
strationen ab. Die Mexikaner steckten ihre Schncidewaffcn
wieder in ihre Scheiden und schlichen zu ihren Hütten, und
sämmtliche Amerikaner mit Ausnahme der Drei, welchen
ich in meiner kleinen Rede besondere Comptimente gesagt
hatte, traten etwas beschämt an uns heran. Ich machte
mir nichts aus der Niederlage von Misfling Lind seinen bru-
talen Kameraden und nachdem ich Mr. Dctsctive Farceur
eine kurze Standrede gehalten hatte, welche wahrscheinlich
leinr Selbstachtung nicht sehr erhöhte, bestiegen wir Alle
unsere Pferde und ritten, den Gefangenen in unserer Mitte
nach Marie Peffa zurück. Drei Stunden darauf befand
sich Thorne unter einer starken Wache im allen steinernen
Gcfängnißgebäude. ' (Fortsetzung folgt.)
Das VerlMimLtz des chinesischen. Ar-
beiters M dem europäischen
und amerikanischen findet in einem Artikel der „New-Pork
Tribüne" eine Besprechung, welche nähere Erwähnung ver-
dient. Die beiden Hauptgrundzüge der Chinesen, so heiß.
 
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