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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 10
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0039

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>0. 10.

Sonntag, 24. Januar 1869.

Dritter Jahrgang.

Erscheint Zonntag,
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanstaltcn und
Boten nehmen Bestel-
lungen an.


für die Dem Ke Schwetzingen und PH ilippsburg.

Prei s i s jährlich N5lr.
per Post bezogen 56 k>.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit unr
2 kr. berechnet.
Tic Bote n erhalten
2 kr. monatliq.

Verkündigungsblatt Amts' >,. Amtsgerichtsbezirks Schwetzingen.
Hrgan der badischen Aopfenproducenten
(unter Kontroke der landioi rthschaftlichen Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).

:. Ireuiid, bist D« denn auch versichert?
(S ch l u ß.)
Da L D in g kostet Geld.... sagst Du. Ja, es
kostet (geId, das itt wahr, aber eS ist nicht der Rede Werth,
was Tn für die Bersicherung Deines Vermögens ansgibst.
Tie zahlreichen Feuerversicherungs-Gesellschaften, welche
sich über den civilisirten Theil des ganzen Erdballes ausdchnen,
nöchigen sich gegenseitig mittelst der Eoneonrrenz. die sie sie,-
bieten niüssen, e r st e n s die Prämicnsütze so niedrig als möglich
zu stellen und zweiten s bei der Regelung von Brandschäden
nicht knauserig gegen die Beschädigten zu verfahren. In un-
serer Gegend nun, wo die Bauart durchweg eine massive ist,
bast Du einen Prümiensatz von 1 sl. bis Ist-.' fl. je nach Um-
ständen, für T auscnd Gulden Vcrsicherungscapital per Jahr
zu entrichten.
Ist das nicht eine wahre Bagatelle im Hinblick auf die
Sicherheit, welche Dir für deine Habe dadurch geboten ist und
bist Du es nicht den Deinigeu schuldig, sie als sorgsamer Haus-
vater vor einem Schicksalsschlage sicher zu stellen, der Dich so
gut treffen kann, als er Tausende und abermals Tausende vor
Dir beimsuchte l
Sage einmal selbst, lautet cs nicht jämmerlich und er-
bärmlich, wenn man von einem Brandfalle lieSt und findet
dann die Bitte um Unterstützung durch Liebesgaben für die
Brandbeschüdiglen angesügt „da die vom Unglück Betroffenen,
leider nicht versichert gewesen, nnd kaum das nackte Leben ge-
rettet haben." Da wäre die Mildthätigkeit am Unrechten
Platze und jedenfalls auch unzureichend!
Wer Etwas zu verlieren hat, hat auch Etwas dranzusetzen.
Wer vermöglich ist und versäumt cs aus Leichtsinn oder Geiz
(von Sparsamkeit kann in diesem Falle keine Rede sein) sich in
die Versicherung einzukaufen, der verdient nicht, daß man sich
seiner annehmc, da gibt es andere Unglücksfülle, welche m i t
Recht die öffentliche Hilfe beanspruchen und denen ihr Schcrf-
lein nicht durch die Unterstützung des Leichtsinns und der
Fahrlässigkeit entzogen werden darf.
Hast Tu Tein Eigcnthum versichert, so kannst Du ruhig
schlafen, brauchst beim Klang der Sturmglocke, beim Schreckens-
rute „Feuer" nicht zu zittern und kannst, sucht Dich das Un-
glück unverschuldet heim, auf vollen Schadenersatz Anspruch
machen.
Ich bin mit dem Versicherungswesen seit langen Jahren
vertraut nnd habe, mindestens auf dem Laude schon so manche
kuriose Erfahrung gemacht. Es gibt nemlich Leute; sie möchten
wohl auch ep-rne versichert sein, zufällig hat sich ihnen noch
keiner der zahlreichen Agenten präsentirt und sich selbst anzu-
m-elden, können sie nicht über sich gewinnen.
Was geschieht in diesem Falle in der Stadt? Allan geht
einfach zum Vertreter derjenigen Gesellschaft, der man sich an-
vcrtrauen will und bringt sein Anliegen mit einigen Worten
vor; wenige Tage darauf ist inan im Besitze der Police
ides Vertrags) und ein gegen Feuerschaden gesicherter Mann!
Gehe hin und thne desgleichen!

* A u ii d s ch a u.
Die Beschlüsse, welche die Pariser Konferenz in dem orien-
talischen Konflikt faßte, sind folgende: Griechenland hat alle
revolutionären Eomitee's nnd Freischaaren aufzulösen und sich
zu verpflichten, kein Unternehmen gegen die Türkei zu begün-
stigen. Tie Punkte sind jedenfalls nur recht -und billig und
ein Zuwiderhandeln derselben beweist eben, daß die Hellenen
im Unrechte sind. Die Vertreter der Schutzmächte haben diese
Punkte denn auch gutgeheißen und einen Botschafter an die
griechische Regierung abgefcrtigt, welcher ihr die Beschlüsse zu
unterbreiten hat. Die Bevollmächtigten bleiben bis zu seiner
Rückkehr in Paris.
Wie gefährlich die orientalische Frage auch für uns Abend-
länder werden kann, geht namentlich daraus hervor, daß Ruß-
land die Erklärung abgab, bei einen: Ansbruch des Krieges
zwischen Griechenland und der Türkei keine unbedingte
Neutralität beobachten zn können. Die Haltung Rußland's
ist aber jedenfalls auch für die Westmächte maßgebend. Die
Betheiligung Rußlands an einem Orientkriege würde auch
Frankreich, England, Preußeu, Oesterreich, Italien re. re. zu
einer Parteistellung zwingen und dann gute Nacht europäischer
Friede. Dynastische Interessen würden die Völker auf einander
Hetzen und das Ende vom Liede wäre nicht abzusehen.
In Paris ist die Kammer wieder eröffnet worden und
die bevorstehenden Sitzungen werden wohl die Aufmerksamkeit
Frankreichs und des Auslandes noch in höherem Grade in
Anspruch nehmen als sonst. Die Thronrede des Kaisers war
bei dieser Gelegenheit so nichtssagend als möglich. Er betonte
die Friedensliebe, die das Land und die Regierung beseele, das
gute Einvernehmen, in welchem Frankreich zu den übrigen
Mächten stehe, dabei vergaß aber der Kaiser nicht, hervorzu-
heben, daß die Kriegsmacht Frankreichs sich nun auf der Höhe
ihrer Zeit befinde.
Ja, es muß wohl wahr sein, man hat hüben und drüben
am Rhein seine Schuldigkeit gethan, daß man einander die
Zähne gehörig weisen kann, wenn cs dazu kommen soll.
Preußenfeindliche Blätter machen sich ein Geschäft daran',
darauf hinzuweisen, wie viel preußisches Papiergeld in der Welt
eursire und wie dasselbe im Falle eines Krieges im Werthe
sinken müsse! Daran wird der sreundüche Rath geknüpft, sich
die preußischen Banknoten vom Halse zu schaffen! Ganz recht,
wem die Sache bedenklich ist, komme zu uns, wir nehmen
sie gerade noch für vol l.
Baden muß in den Augen eines ächten französichen Ehau-
z viniiten in einein sonderbaren Lichte erscheinen. Der „Aoenir
! national" sieht in den Einheitsbestiebungen nuferer Regierung
^ eine fortwährende Bedrohung des Friedens und nennt Baden
i darum das „rheinische Rumänien." Einen solchen geist-
l reichen Vergleich kann doch nur ein Franzose ausstellen, der
auf einige geflügelte Phrasen und journalistische Purzelbäume
größeren Werth als ans eine einfache, klare Darstellung der
l Sachlage legt. Baden ein „rheinisches Rumänien. . . !"
, Dich soll Der und Jener!
 
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