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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 59
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0241

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>0. 59.

Dritter Jahrgang.

Donntag, 23. Mai 1869.

Preis: ^jährlich 45kx.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Ranin mit nur
2' kr. berechnet.
Tie Voten erhalten
2 kr. monatlich.
für die Bciirkc Schwetzingen und PHNippslnirg.
Verkimdigungsblatt des Amts-- und Amtsgerichts-Bezirks Schwetzingen.
Organ der badischen Kopfe,rprodncentm

(unter Kontrole der landwirtschaftlichen Bczirksdirektio n Schwetzingen stehend).




Bereinigt zu einer Besprechung der Schritte, welche die vaterländische Pflicht ihnen zu thnn geböte, gegenüber den im
Schwange befindlichen Agitationen der llltraiiwntanen und anderer Gegner des einheitlichen deutschen Bundesstaates sowohl, als
ullserer nationalgesinnten badischen Negierung, bekennen sich hiermit die Unterzeichneten mit J-rendcn zu den patriotischen Ansichten
und Gesinnungen, welche hundert L cirntllddreitzig Bürger M Mannheim in ihrer so edeln und würdigen Erklärung
vom 13. Mai l. I. der Oeffentlichkeit übergeben haben.
Diese unsere warme Zustimmung beurkunden und veröffentlichen wir in dem Gedanken, daß der Ernst der Zeit von jedeut
Vaterlandsfreunde erheischt, offen mit seiner politischen Meinung hervor zu treten und mit dem Wunsche, daß viele Gleichgesinnte
dadurch zu ähnlichen Kundgebungen ihres Einverständnisses sich veranlaßt sehen möchten.
Schwetzingen, den 20. Mai 1869.
I. Brümiingcr. — Bohle. — Mich. Aräuninger. — P. I. Bläß. — Will). Bräumnger. — A. Crom — Dicz. — Tickcmann. — Max Dussel. — Tykcrhoff. —
Abr. Frey. — H. Jrccd. — F. Frccd. — PH. Frccd. — Tr. Gerber. — G. Gund. — G-A, Hardumz. — Fr. Hofsmaiim — I. Hirsch. — Joh. Häßler. — Gg. Häßler. —
Jak. Hans. — Abr. Hans. — And. Hardung. — C. Häßler. — G. Keßler. — M. Kluiub. — I. Köfcl. — Jac. Kngcl. — Heinr. Külby. — Conr. Kuhn. — Gottfr. Krctsch-
manm — A. Krämer (Hockcnheim). — A. Kurz. — Gg. Leibold. — Mannhardt. — C. Mechling. — JoS. Maier. — Mich. Moos. — I. Marx. — Ed. May. — Aug. Pcr-
pente. — Pi sch. — Richard. — I. Ritter. — G. Römer. — Jac. Ritter. — Mich. Renfert (Plankstadt). — Conr. Ninklcs. — Joh. Nenkert. — Gg. Ritter. -- Jac. Ninklef. —
Mich. Ritter. — Gg. Roth (Brühl). — Joh. Siegel. — Schlcinkofcr. — F Schuhmacher. — G. Siegel. — O. Schwarz. — I. A. Schuh. — Stürzenackcr. — G. Schöpfli»
Schede. — Gg. Schuh. — W. Seih. — G- M. Seih. — Jac. Schuh. — PH. Schuhmacher. — Gg. Schuh. — Ed. Schmitt. — H. Seih. — G. Schabet. — Louis Traumann.
— Carl Traumann. — Joh. Wipfinger. — Gg. Wittmann. — H. Wittmann. — Werner. — Joh. Weidner. — L. Wccß. — Gg. Zelt.

^ Zur Lage.
Bewegung überall, auf politischem, auf religiö-
sem uud wirthschaftlichem Gebiete! Wohin wir
blickeu — dieselben Erscheinungen! Die modernen
Ideell liegen im Kamps? mit den Ueberliefernngen
längst vergangener Zeiten! Ans der einen Seite
macht sich der ewige Drang nach der Weiterent-
wicklung aller staatlichen und soeialen Zustande,
ans der andern ein ununterbrochenes Ankänipfen
gegen die Ideen der Neuzeit geltend!
In Baden selbst platzen gegenwärtig die Gei-
ster aufeinander, daß es eine Helle Freude ist. Die
Liberalen sehen sich durch das Vorgehen der anti-
nationalen und ultramontanen Parteien genöthigt
den Kampf den sie im Jahre 1860 mit den
Römlingen so erfolgreich bestanden, wieder anfzn-
nehmen und es wird diesmal aller Anstrengungen
bedürfen, sich über Wasser zu halten.
Seit 1860 hat die nltramontane Partei nichts
unterlassen was sie kräftigen und festigen konnte;
unermüdlich hat sie gearbeitet und den Tag her-
beigeschnt an welchem sie sich stark genug fühlt
ihren Gegnern wieder gegenüber zu treten.
Wie die Fische im See, nach jener Sage, die
Wohnung des Fischers nuterhöhlten, bis einst in
der Nacht der Fischer sammt seiner Hütte in der
Flnth begraben wurde, so suchten bisher die Ultra-
monlanen den modernen Staat zu untergraben
und zum Falle zu bringeil.
Sie wissen, daß ein aufgeklärtes Bürgcrthnm
für ihre^ Ideen unzugänglich ist, deßhalb suchten
sie und fanden auch ihre Anhänger in der Masse
der Landbevölkerung. Die ultramontallen Führer
wußten mit einer bewnndernswerthen Beharrlichkeit
und Gewandhcit den Standpunkt zu verdrehen und
sich dem Landvolke als den Hort seiner Freiheit
und seines Sclbstbestimmnngsrechtes darzustellen.
Ter Umstand allein schon, daß der Ultramontanis-
mus der Negierung feindlich gegenüber steht ver-

lieh ihm in den Angen der verblendeten Menge
einen gewisstn Nimbus, denn einem Theile nnserer
Bevölkerung gilt noch hellte von den 48r Jahren
her für populär, wer der Regierung, sei es mit
Recht oder Unrecht, feindlich gegenübersteht.
Der Kamps hat begonnen, die Ultramontanen
glauben also, daß ihre Stunde geschlagen!
Alle Mannöver und Flankenbewegungen die
sie heute machen, deuten daraus hin, daß es
ans eine Ueberrnmpelnng der Gegner abgesehen
war. Tenn so viel sieht diese Partei selbst ein,
daß, wenn die Sache sich in die Länge zu ziehen
droht, sie abgeschlagen wird, deßhalb der Ruf
nach sofortiger Ei n b e r nsn n g eines außer-
ordentlichen Landtages. Ist crfft einmal die erste
Aufregung vorüber — und eine Erregtheit ans
die Dauer zu erhalten ist doch unmöglich — so
wird die Abspannung nicht ansbleiben, die kühle
Vernunft wird wieder obenauf kommen und
dann ist der ganze Putsch den man in Scene
gesetzt, ein verunglückter!
Es gilt jetzt den erstell Ansturm
ausznh alten, mnthig zusammen zu stehen
und die Reihen nicht sprengen zu lassen. Die
liberale Partei hat noch immer bewiesen, daß sie
im rechten Augenblick auf dem Plan steht; wir
hoffen, daß es auch diesmal der Fall sein und
unser schönes Badnerland vor einem tiefeinschnei-
denden, unglückseeligen Rückschritt bewahrt bleiben
wird!

Bade rr.
* SchWehiirgelt, 21. Mai. Die gestrige
Versammlung der Liberalen unserer Stadt war so
zahlreich besucht, wie wir dies in solchen Fallen
nie zu sehen gewohnt waren. ES halteil sich Bürger-
aller Stände oon hier, sowie mehrere auswärtige
Besucher eingffnnoen lind nahm die Tiscnssion
einen ebenso ungezwungenen als belebenden und
anregenden Verlauf.

Hr. Bürgermeister W i t t m a n n begrüßte die
Anwesenden, erläuterte kurz den Zweck der Zusam-
menkunft und schlug Hril. Amtsrichter Dicz als
Vorsitzenden vor, welchem Antrag die Versammlung
bei pflichtete.
Hr. Amtsrichter Diez ergriff hierauf Las
Wort, erwähnte der Bestrebungen der verschiedenen
Parteien, die sich momentan nirgends H erbittert
wie in unserem Lande bekämpfen und ermahnte
zu einem festen Zusammengehen der Liberaleil,
um die Plane der Ultramontanen, die ans eine
Lostrennung von der nationalen Sache, ans die
Vernichtung alles freiheitlichen Lebens gerichtet
sind, zu durchkreuzen.
Nach dem Vorsitzenden sprach Hr. I)r. G e r-
b e r, Abgeordneter unseres Bezirks, welcher die de-
mokratische Pnrthei kurz und trefflich charaeterisirte
und dann znr Darlegung der Stenerfrage schritt.
Redner wies nach, daß die Belastung der bad.
Staatsbürger noch weit hinter der anderer deut-
scher und anßerdentscher Staaten stehe und in der
jetzigen Übergangsperiode bei der Unfertigkeit un-
serer staatlichen Zustände zur Zeit unerläßlich sei.
Hr. Oberamtmann Richard hob hierauf her-
vor, daß sich das neue Militürgesetz, welches den
Ultramontanen und Demokraten znr Waffe gegen
die Regierung dienen müsse, bei genauerer Betrach-
tung als zweckmäßig und nothwendig in allen
seinen Theilen erweise und nur Leute, die dasselbe
nicht kennen, blindlings dagegen sprechen können?
Einige Beispiele, welche der Redner znr Beleuchtung
des Militärgesetzes anführte, bewiesen hinlänglich
die Haltlosigkeit des Geschreies, welches im regie-
rungsfeindlichen Lager dagegen erhoben wird. Die
Versammlung nahm des Redners Auseinandersetzun-
gen mit widerholiem Beifalle auf.
Der Vorsitzende schlug nun vor, dem Beispiele
anderer Städte zu folgen und die Erklärung der
Mannheimer Liberalen in unveränderter Form an-
 
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