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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 104
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0421

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Amts-Merkündignngsölatt für den Bezirk Schwetzingen.

Badische Hapfcn; eii u n q.
^ l / S / ü > c D-n

Erscheint wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe S o n n t a g s b l a tt. — Alle Poftanstaltcn und Boten nehmen Bestellungen an. — Breis vierteljährlich 1 fl. 14 -r.
Anzeigen, die dreigespnltcne Petitzeile oder deren Raum 3 lr.

Neueste Hopfemrachrichteu.
* Schwetzingen, 4. Sept. Die Hopfen-
rrndte nimmt ihren Fortgang nnd zeigt sich beinahe
allgemein, daß die Produzenten trotz ihrer ohnehin
schon bescheidenen Hoffnungen hinsichtlich des Alls-
falls sich größtentheils noch überschätzt haben.
Seit dem letzten Nürnberger Markte beobachten
sowohl Käufer als Verkäufer eine abwartende Hal-
tung und wurden meist nur in unfern Nachbar-
orten kleine Postchen zu reduzirten Preisen gekauft.
Wahrscheinlich wird mit Beginn nächster Woche
das Geschäft wieder eine lebhaftere Färbung an-
nehmen.
In einzelnen Gegenden Bayerns nimmt die
Erndte nach und nach jetzt auch ihren Anfang. Aus
Engla n d ineldet man übereinstim in e n d,
daß im Lause der verflossenen Woche dieWitteruugs-
verhültnisse sich außerordentlich günstig für die eng-
lischen Pflanzungen gestaltet haben und daß in Folge
dessen die Aussichten sich sehr gebessert Hütten. Die
ersten Ballen 1869r sind in London eingetroffen,
haben sich jedoch keines warmen Empfangs zu er-
freuen, sondern harren noch ihrer Käufer.
Hsckeuheim, 3. Septbr. Die Hopfen-
erndte hat hier seit letztem Montag begonnen und
liefert dieselbe, wenn die Witterung günstig bleibt,
eine sehr schöne Waare.
Bei Produzenten wurde bis jetzt noch nichts
verkauft, weil es noch an trockenen Hopfen mangelt,
dagegen war das Geschäft bei den hiesigen Platz-
Händlern schon ziemlich belebt; Preise fl. 80 bis
abwärts fl. 72. Die letzten flauen Nürnberger
Marktberichte haben auf das hiesige Geschäft auch
eingewirkt, da seit zwei Tagen dasselbe ziemlich ruhig
ist, wobei aber auch wenig Vorrüthe vorhanden sind.
InWalldorf und Kirrlach wurde schöne
Waare Lei Produzenten von fl. 70—80 erkauft.

Nürnberg, 3. Sept. Unter dem Ein-
stusse besten Erudtcwetters war das hiesige Hopfen-
geschäft diese Woche sehr ruhig und lustlos. Die
Anerbietungen von neuen Hopfen mehrten sich und
mußten die Verkäufer ihre Forderungen herabsetzen.
Alle Sorten Hopfen bleiben stark angeooten und
ich notire Ihnen heute folgende Preise:
1869r Württembergcr prima fl. 88—90.
— Schwctzinger „ „ 84—88.
— Holidauer „ „ 85—88.
— Oestr. Hopfen „ „ 80—85.
lieber die Qualität der 1869r Hopfen läßt sich
noch nicht viel sagen; die bis jetzt zum Verkauf
gebrachten Hopfen waren meistens von schöner,
grüner Farbe, aber theilweise nicht trocken.
Die Zufuhren mehren sich stündlich und da die
Frage hierfür gering ist, so ist ein weiterer Preis-
rückgang außer Zweifel, umsomehr, da von Eng-
land und Amerika über das Ergebnis; der Erndte
viel bessere Berichte eintreffen. In l868r Hopfen
wurden wenige Ballen zu den letzthin gemeldeten
Preisen gehandelt, während in 1867r fast keine
Umsätze mehr stattsinden. — Schluß wieder einige
Gulden billiger.
6.L. Nürnberg, 2. Sept. Während es
auf Produktionsplützen wild hergeht und in Baden
halbtrockene Waare zu st. 70 — 80, in Württem-
berg fl. 75 — 82 bezahlt und rasch gekauft wird,
ist es hier ganz ruhig. — Käufer Verhalten sich
ganz passiv und suchen so viel wie möglich zu
drücken.
Gestern wurden etwa 20 Ballen neuer Waare,
Badische und Württembergcr, zu fl. 85 — 93 ab-
gesetzt.
Vorjährige nnd ältere Hopfen werden vergebens
zu billigen Preisen ausgeboten und sind nur in
einzelnen Ballei; anzubringen.
Der heutige Markt verlief nicht minder stau.

Bei einem Vorrath von etwa 100 Ballen neuer
Waare sind höchstens 50 Ballen zum Preise von
st. 80—90 verkauft worden.
Die Krankheiten der HspfenpfLanze.
Geschildert von W. N Stall ich,
amtlich geprüften Hopfen-Sensalen in Saaz.
(Fortsetzung.)
Bei anhaltend heißer und trockener Witterung
im Hochsommer vermehrt sich dieses Insekt in er-
schreckender Menge, und da es schon wenig weiche
und süße Pflanzen mehr giebt, so zieht es in die
Hopfenanlagen, wo die eben treibenden Hopfenblüthen
ihm die beliebte und reichliche Nahrung bieten, die
es unter ihm günstigen Wittcrungsverhältnissen selbst
dann nicht verläßt, wenn die Blüthe schon zur
Dolde wird und das bittere Hopfenmehl ausctzt, das
es daun auch nicht mehr flieht, weil es an den
herben Geschmack theils schon gewöhnt ist, und theils
oder hauptsächlich deshalb, weil es kein anderes
zarteres Futter findet.
Zu dieser Zeit ist der Erdfloh dein Hopfen
am gefährlichsten, da er viele Blütheu ganz abfrißt
und die Dolden im Innern so durchlöchert, daß
ein leiser Lufthauch genügt, sie vollständig zu ent-
blättern.
In dem „Vackeinsennr für Freunde der Land-
wirthschaft von dem Wirihschaftsdirektor Carl Joseph
Ebert (Prag, 1855, Verlag von Carl Audree)"
finden sich einige Mittel zur Vertreibung der Erd-
flöhe angegeben, von welchen die am anwendbarsten
scheinenden hier folgen, und jeder praktische Hopfen-
pflanzer kann damit Versuche anstellen
Zur Abhaltung dieses Ungeziefers von d 0;
Pflanzen für kurze Zeit sollmnan dieselben init fen
pulverisirtem Gyps, Kalk, Dfenruß, Holzasche und
Ziegelmehl bei feuchter Witterung oder Morgens,
wenn die Blätter noch feucht vom Thaue sind, be-
! streuen, und dies mehrfach wiederholen. Eine Ab

Von dcr Pacificbahu.
(Schluß.)
Für die Union-Pacific-Bahn geschieht ebenfalls viel,
aber die Zahl der Arbeiter auf ihr muß bedeutend verstärkt
werden, wenn sie es dcr anderen gleichthun will. So viel
steht auf alle Fälle fest, daß bei der kurzen Zeit, die zum
Bau der Bahn gebraucht ist, es nicht lange dauern wird,
bis sie vervollkommnet sein wird — den guten Willen der
Kompagnien vorausgesetzt. Alle Befürchtungen in Bezug
auf Usberfälle von Indianern können als beseitigt angesehen
werden, und die Militürposten, welche zwischen Omaha und
Rawlings (eine Entfernung von 700 Meilen ausgestellt sind,
haben gar nichts von Unruhen zu berichten. Die Wilden
haben auf dcr Bahnstrecke völlig das Feld geräumt uns sich
nach dem Süden, nach Süd Colorado, Utah und Arizona
zurückgezogen. Wir sahen hier und da am Wege verein-
zelte, und diese trieben sich des Vcttelns oder StehlenS
wegen herum. Die einzige größere Truppe, die uns über-
haupt zu Gesichte gekommen ist, war in Salt Lake City;
sie stattete dort in Folge eines mit dem Mormoncn-Präsi-
denten Brigham Poung geschlossenen Vertrages einen Besuch
ab. Es waren Indianer von den Stämmen der Snakcs

und Sho ShoncS, und diese sahen allerdings nicht so aus
als ob ein Weißer, wenn er ihnen in der Wüste oder in
den Gebirgen in die Hände siele, viel Gastfreundschaft bei
ihnen finden würde. Es bleibt noch übrig, ein Wort über
die uo6oirrimoc1utioQ8, die zur Bequemlichkeit der Passagiere
getroffenen Vorkehrungen, zu sagen. Man muß anerkennen,
daß in der Beziehung alles geleistet ist, was geleistet werden
kann. Jedem Zuge sind ein oder zwei sogen. sleexinA-
eui-J angchängt, Wagen, die bei Tage schöne und geräumige
Sitze enthalten, und in denen zur Nacht Betten aufgeschla-
gen werden, welche nicht kleiner sind, als die in deutschen
Hotels gebräuchlichen. Dabei sind sie vorzüglich reinlich
gehalten. Ein Neger versieht das Amt eines Bedienten,
schlägt die Betten auf, reinigt Stiefel und Kleider. Wasch-
apparate befinden sich an verschiedenen Stellen des Wagens,
deßgleichen Behälter mit Eiswasscr zum Trinken. Die Zir-
kulation des Publikums durch die verschiedenen Wagen des
Zuges ist, wie bei allen amerikanischen Eisenbahnen, vollstän-
dig frei. Auf den an beiden Enden des Wagens befindlichen
Plattformen pflegen sich die Raucher zusammzufiuden, an
interessanten Aussichtspunkten häufig durch das gleichfalls
hinaustrctendc schöne Geschlecht zum Rückzug gezwungen.
Das Tage lange enge Zusammenwohnen in den:
euu führt schnell die gegenseitige Annäherung der Reisenden

herbei, und es vergehen kaum 24 Stunden, so bewegt sich
Jeder wie im Kreise alter Bekannten; ungefähr wie es an
Bord dcr Schiffe auf einer langen Ozeanfahrt zu geschehen
pflegt. Die Unterhaltung nimmt bald einen allgemeinen
Charakter an, und insbesondere bietet daS Passiren einer
krachenden und schwankenden Brücke jedesmal den natürlichen
Mittelpunkt des gemeinschaftlichen Interesses. Natürlich for-
dert auch die Politik ihr Recht, und wahrlich, nicht unan-
genehm berührte cs uns, vou allen Seiten die Bewunderung
und Anerkennung dcr jüngsten Leistungen Preußens zu
hören. Dem Leiter der Preußischen Politik wird unbean-
standet dcr amerikanische Ehrentitel eines snaurb cksllorv zu-
gcstanden Bei einer solchen Art zu reisen ist die Strapaze
weniger groß, als man nach dcr langen Dauer der Tour
erwarten könnte. Der auf 133 Dollars Papiergeld festge-
setzte Fahrpreis von Omaha nach San Francisco wird
für die Benutzung des Llesxing'-aur uni 14 Dollars erhöht,
eine im Verhältnis; zn den gewährten Vorthcilen unbedeu-
tende Summe. Von der Güte der Mahlzeiten ist selbst-
verständlich nicht viel zu verlangen, da fast alle Lebensmitt-l
per Eisenbahn nach den einzelnen Stationen hingeschafft
werden müsse. Trotzdem kann man, wie schon vorher be-
merkt, mit denen auf dcr Ccntral-Pacisicbachn wol zufricd-m
sein. Ter Preis für jede Mahlzeit, Frühßück, Mittag
 
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