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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 148
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0597

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14^

Donnerstage 16. Dezember 1869.

Dritter ^abrgang.


«Iiwchmgcr



Amts-Merkündigungsölatt für den Bezirk Schwetzingen.
Badische H »i p f r»f e i t n » g.

Erschein wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe Sonntagsblatt. - Alle Pvstanstaltm und Boten nehmen Bestellungen an. — Preis vierteljährlich 1 fl. 15 kr-
Anzeigen, die dreigespaltene Petitzeile oder deren Raum 8 kr.

K Vom Neckar.
Von der Bergstraße geht uns nachstehende
Corrcspondenz zu, welche beweisen mag, welcher
Aiisicht man auch in weitern Kreisen über die
Weitersührnng des Main-Neckarbahn-Geleises und
über dessen Einmündung in die Rheinbahn bei
Schwetzingen ist. — Unser Herr Korrespondent
schreibt:
Der lange. Aufenthalt sür Reisende auf der
Main - Neckarbahnstation Friedrichsfeld Hot schon
vielfach den lebhaften Wunsch erregt, daß in irgend
einer Weise diesem beklagenswertsten Uebelstande
abgeholfen werden möchte. Daß eine Abhilfe
durchaus Noth thue, ist anerkannt; es fragt sich
nur, wie eine solche auf die vortheilhaftcste und
weniger kostspielige Weise getroffen werden könne.
Ein Projekt, von dem wir schon hörten, ver-
dient daher Beachtung von Seiten der maßgebenden
Kreise; es ist die Herstellung eines neuen Schie-
nenweges von Ladenburg nach Heidelberg; ab-
zweigend jenseits des Neckars über Edingen, Wieb-
lingen nach Heidelberg und von Ladenburg nach
Mannheim über Seckenheim. Letzterer würde noch
die Orte Ilvesheim und Feudenheim mit herein-
ziehen. Die beiderseitigen Bahnlinien wären be-
deutend kürzer als jene von Ladenburg nach Hei-
delberg und Mannheim über Friedrichsfeld; es
würde die Reise namhaft abgekürzt und beschleu-
nigt werden. Für dieses Projekt spricht von selbst
die von Sachkundigen anerkannte Thatsache, daß
weitere Schienenwege, resp. Geleise zwischen Heidel-
berg und Mannheim nothwendig in nächster Zeit
gelegt werden müssen, um den Verkehr zu erleich-
tern und Gefahren vorzubeugen. Dazu müßte
nun Gelände angekauft werden und entständen
Kosten, die wahrscheinlich nicht geringer sein dürf-
ten, als jene bei Ausführung des oben bespräche-!

nen Projekts. Das berührte Projekt würde aber
durch seine Ausführung noch weitere erhebliche
Vortheile bringen. Es brächte sehr volkreiche und
wohlhabende Orte: Seckenheim, Ilvesheim, Feu-
denheim mit Mannheim; Edingen und Wieblingen
mit Heidelberg; und diese unter einander in nähere^
Verbindung und förderte den Verkehr zwischen
denselben; dadurch würde auch der Eisenbahnkaffe
eine nahmhaftere Einnahme erwachsen und würde
ein unbedeutender Mehraufwand (Brückenbau ist
ja keiner nöthig!) mehr als hinreichend gedeckt
werden.
Wir setzen aber bei der Ausführung dieses
Projekts als selbstverständlich voraus, daß die Fort-
setzung der Main-Neckarbahn von Friedrichs-
feld nach Schwetzingen auch in Betracht
gezogen und deren Herstellung nicht länger mehr
umgangen werde.
Wie wichtig die Herstellung dieser Bahn für
Schwetzingen und die umliegenden Orte ist, be-
dürfen wir nicht erst nachzuweisen. Eine starke
Zuströmung von Reisenden aus dem Norden würde j
nicht ausbleiben und der Verkehr auf dieser Linie >
immerhin stärker werden, als von der projektirten
Heidelberg-Schwetzinger-Bahn. Die Ausführung die-
ser Bahn wäre mit verhültnißmüßig geringen Kosten
zu bewerkstelligen; denn es kann mit einiger Be-
stimmtheit angenommen werden, daß von Seiten
der Gemeinde Schwetzingen und den umliegenden
Orten Alles aufgeboten würde, den Bau der betr.
Bahn zu erleichtern.
Die hier besprochenen Projekte sind in öffent-
lichen Blättern bereits als sehr vortheilhaft und
gemeinnützig begrüßt worden.
Wir hegen daher auch die Hoffnung, daß ins-
besondere von der Gemeinde Schwetzingen die An-
gelegenheit ernstlich in Betracht gezogen und ^

für deren Durchführung entschieden kräftig ge-
wirkt wird.
Baden.
reieversammlmrg Mannheim.
Mannheim, 13. Dec. In heutiger erster
Sitzung ernannte die Kreisversammlung für die
Dauer der diesmaligen Sitzungen Herrn Ober-
bürgermeister Achenbach zum Vorsitzenden; Herrn
Diffene zu dessen Stellvertreter; die Herren Amts-
richter Dietz und Notar Hartmann zu Schrift-
führern.
Die Gründe, weßhalb die Sitzung nicht schon
im Oktober, wie voraeschrieben, abgehalten, werden
auf Antrag im Protokoll bemerkt.
Der Keisausschuß wird ermächtigt, auch mit
der llniversitäts-Augenheilanstalt Heidelberg einen
Vertrag über die Behandlung armer Augenkranken
abzuschließen. Genannte Anstalt besteht auf die
Dauer von 5 Jahren. Die Rödersche Privat-
Anstalt erhebt solchen Anspruch nicht.
Es wird die Ermächtigung ertheilt, die Kinder-
pflege - Anstalt in Ladenburg zur Aufnahme von
' 48 Kindern zu erweitern. Die Beitrüge, welche
die Heimathgemeiuden zu leisten haben, sollen
klassenweise (24 fl., 16 fl. nnd 12 fl.) normirt
werden. Der Hausmutter der Anstalt wurde eine
Belohnung von 00 fl. bewilligt.
Landwirthschaftliche Winter-Schule Ladenburg.
Abg. Krebs stellte den Antrag, eine Summe von
200 fl. zu bewilligen, um den Besuch des Unter-
richts auch den Söhnen ärmerer Lnndwirthe zu
ermöglichen oder zu erleichtern. Der Abg. Moll
will diesen Kredit auf 400 fl. erhöht wissen. Ein
anderer Antrag befürwortet die Aufhebung des
Schulgeldes. Ter Abg. Hoff erklärt sich für den
Antrag des Abg. Krebs; der Abg. Lamey en^
Avickelte die Ansicht, wenn man eine Schule ru

Aas Wirthshaus zu Kransar.
Von Heinrich Zschokke.
„Sie trösten sich gut, Herr Albret, aber sechs hübsche
Knaben statt der Mädchen hätten Sie doch stolz gemacht."
„Knaben? daß sich's Gott erbarme! Die wilden Buben
hätten mir vor der Zeit mit Balgereien und Lümmelftreichem
graues Haar gemacht, während ich mich bei meinen Töch-
tern verjünge. Wären die Söhne reif, würde der eine
als Kaufmann beim Einmaleins verdorren, der andere sich
sür's Vaterland zum Krüppel, der dritte sogar todtschießen
lassen, der vierte über jLand und Meer gehen, der fünfte
ein Pfuscher in seinem Berufe werden, der sechste pfiffiger
ein wollen, als der Vater. Das taugt nichts."
Indem hüpfte Fachon herein, verneigte sich freundlich
gegen mich und sagte: „Ihr Zimmer ist in der Ordnung;
es steht bei Ihnen, es zu beziehen." Der Wirth ward ab-
gerusen. Ich nahm meinen Hut, um mein Zimmer zu
suchen.
„Erlauben Lie," sagte Fachon, „ich habe die Ehre, es
Ihnen zu zeigen." Dann war sie mit ein paar kleinen

Sätzen vor dem Manne, dem sie das Kind gegeben: Herr
Philosophe, Sie sind gegen Ihre kleine Dame sehr unartig.
Sehen Sie, wie Lison Sie anlächelt Geschwind, küssen Sic
ihr die Hand und bitten Sie sie um Verzeihung." Damit
hielt sie ihm das Händchen des Kindes vor den Mund.
Der Mann lächelte finster nnd sah kaum auf.
Dann sprang sie zu mir und sagte: „Ich habe die
Ehre." So flog sie vor mir her, eine Treppe hinauf, da
öffnete sie die Thür eines kleinen säubern Zimmers. Sie
mußte aber lange warten, ehe ich ihr nachkam. Ich ent-
schuldigte mich wegen der Langsamkeit, ich sei ein Halb-
genesener.
„Sie werden sich bei uns vollkommen Herstellen," sagte
sie; „die Bäder vnn Cransac thun Wunder, wie Sie
wissen."
„Davon weiß ich kein Wort, schöne Fachon. Also Heil-
bäder haben Sie?"
„Die berühmtesten in der ganzen Welt. Man kommt
sogar von Toulouse und Montpellier. Es verläßt uns
Niemand anders, als vollkommen vergnügt und gesund.
„Wer könnte Sic .aber, schöne Fachon, vergnügt ver-
lassen?" I
„Dafür lassen Sie mich sorgen, Herr Hauptmann. ;

Ich verstehe mich darauf, die Leute zu quälen, daß sie
froh werden, meiner los zu sein."
„O, ich bitte, erweisen Sie mir die Ehre, mich auch
ein bischen zu quälen."
„Dazu kann Rath werden, doch muß ich dem Philo-
sophen drunten mein Schwesterchen abnehmen."
„Wer ist, wenn ich fragen darf, der Herr, den Sie
Philosophe nennen?"
„Ein äußerst liebenswürdiger, geistreicher, angenehmer
junger Mann, der blos den Fehler hat, daß er nicht lachen
kann, selten spricht, und wenn er spricht, mit nichts zu-
frieden ist. Er nennt sich Herr von Oruy und ist ein
Badegast, der unsere Bäder wegen ihres Schwefelgeruchs
zur Hölle wünscht."
Ein Knix bei diesen Worten und sie war verschwunden.
„Ich gestehe, das Mädchen war reizend genug geschaffen,
um unsereinen zu quälen. Ich beschloß, den folgenden Tag
in Cransac zu bleiben und das Bad zu gebrauchen. Wo
konnte ich angenehmere Gesellschaft und Bewirthung finden?
Der Erholung war ich bedürftig.
Fn der Einsamkeit meines Zimmers hatte ich aber
lange Weile. Ich ging hinab, wenigstens um den schönen
Schmetterling Fachon zu sehen. Sic flatterte umher, Gotj
weiß, wo. Mir blieb Niemand zur Unterhaltung, als Hrr^
 
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