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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 20
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0079

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Ao. 20.

Mittwoch, 17. Februar 1869.

Dritter Jahrgang.

Erscheint Sonntag,
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanstatten und
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lungen an.


Preis: '/»jährlich -ldlr.
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2 kr. monatlich.

für die Bmrke Schwetzingen und Philipps bürg.
Verkündigungsblatt d.Z Amts-«. Amtsgerichtsbezirks Schwetzingen.
Hrgan der badischen Kopfenprodncenlen
(unter Kontrole der laudtoirthschaftlichen Bezirksdirektio u Schwetzingen stehend).

Baden.
Aus Baden, 13. Febr. Nach einer Anordnung des
Ministeriums des Innern war den auf dem LindenLerge bei
Freibnrg wohnhaften Ordens-Schwestern und Novizen Frist
bis zum 0. d. M. gegeben worden, um gemäß Z. 4 des
Vereinsgesetzes ihren bisherigen Verein thaisüchlich anfzulöfen,
d. h. die ^gemeinschaftlich bewohnten Gebäulichkeiten zu ver-
lassen. Da letzteres bis dahin nicht geschehen war, so hat das
Gr. Bezirksamt Freiburg durch Polizeimannschast die Räumung
des Klostergebüubes am Donnerstag vornehmen lassen. Die
Bewohnerinnen (mit Ausnahme der beiden Hauseigenthümerinen,
auf welche die Hausordnung sich nicht erstreckt) haben ans die
ihnen erösfnete Aufforderung das Gebäude alsbald gutwillig
verlassen und einstweilen in verschiedenen Privatwohnungen zu
St. Peter Obdach genommen.
Deiselberg, ü 3. Febr. Im verflossenen Sommer wurde
bekanntlich eines Morgens in aller Frühe am hiesigen Klingen-
thorbrnnnen die Leiche des ans der Nähe von Wien gebürtigen
und hier in Arbeit stehenden Glasergesellen Nlmann mit durch-
stochenem Herzen gefunden. Als der That verdächtig erschien
damals ein hiesiger junger Postbeamter, welcher verhaftet und
zur Untersuchung gezogen, aber von dem Schwurgericht in
Mannheim sreigesprochen wurde. Somit blieb ein Schleier
über dieser dunklen That ruhen. Neuerdings scheint sich jedoch
derselbe lüften zu wollen, denn in den letzten Tagen sollen
sich Spuren einer andern Thäterschast gezeigt haben, welche
gegenwärtig von der Kriminalbehöroe eifrig verfolgt werden.
** Kehl, 11. Febr. Die Verstimmung über den Be-
schluß, das Tulladenkmal in dem Wintergarten der Residenz zu
errichten, anstatt dasselbe am Rhein selbst, wohin es naturgemäß
gehört, aufzustellen, ist hier und in der Gegend allgemein und
die Schritte, die dagegen unternommen werden, finden besonders
in unseren Rheinorten Zustimmung und Unterstützung. Auch
hält inan sich in unserer Gegend überzeugt, daß die unteren
R >einorte der Amtsbezirke Mannheim, S-nvetzingen und Bruchsal,
welche zu diesem Zwecke so namhafte Beitrüge geleistet, gegen
den Beschluß austreten und protestiren werden, der ohne Anwe-
senheit ihrer Vertreter von Karlsruhern gefaßt worden ist,
welche, da nur drei auswärt ge Mitglieder des provisorischen
Eomits's anwesend waren, über dreimal so viel Stimmen ver-
fügten und so leicht ihren Willen durchsetzen konnten. Die
großartige Rectification Rs Rheines hat mit dem Orte Karls-
ruhe nichts zu thun und wenn der geniale Schöpfer derselben
auch in dieser Stadt das Licht der Welt erb ickt hat, so ist
das noch lange kein Grund, das Denkmal selbst seiner passenden
Stelle zu entrücken. Der Gedanke, dasselbe im Mittelpunkt
seiner großartigen Thätigkeit, also hier in Kehl aufzustellen,
hat daher volle und m m darf hinzusetzen, einzige Berechtigung,
die noch durch den äußeren günstigen Umstand mächtig unter-
stützt wird, daß der durch seine Uneigennützigkeit in Baden
längst bekannte und geehrte Bildhauer Friedrich rn Straßburg,
der das Denkmal für den höchstseligen Großherzog Leopold in
A Hern und das Drake-Denkmal in Offenburg gestiftet, auch

für diesen Fall in uneigennützigster Weise sein schönes Talent
zur Verfügung gestellt hat, wenn das Monument für Tulla
wirklich, wohin es gehört, d. h. in Kehl aufgestellt werden soll.
Ausland.
Paris, 11. Febr. Die glückliche Wendung der Dinge
im Orient verhindert nicht, daß die Lage der Dinge im All-
gemeinen geeignet ist, Besorgnisse einzuflößen. Die leidenschaft-
liche Polemik zwischen den ministeriellen Blättern in Berlin
und unfern Offiziösen ist nicht ohne Bedeutsamkeit. Es kann
dem Beobachter nicht entgehen, daß die kriegerischen Anwand-
lungen in der französischen Regierung zusehends an Boden ge-
winnen. Die Ueberzengung, daß unmittelbar nach den Wahlen
Frankreich eine große militärische Aktion unternehmen werde,
ist eine allgemeine und dies; genügt, um Handel und Verkehr
auch für die nächsten Monate lahm zu legen, da von Seiten
der Regierungspresse nichts geschieht, uni jene Ueberzeugung
zu bekämpfen. Die France und der Eonstitntionnel thun ßch
durch gehässige Angriffe gegen Preußen ganz besonders hervor.
Madrid, 5. Febr. Die „Amtsztg." veröffentlicht eine
Glückwunschadresse, welche die in Holland wohnenden Nach-
kommen der 1492 aus Spanien vertriebenen Juden aus
Anlaß der Verkündigung der Religionsfreiheit an die proviso-
rische Negierung geschickt haben. Dieselben sprechen im Ein-
verständniß mit ihren Glaubensgenossen in Frankreich, England
und Portugal ihren unbegrenzten Dank für diese Handlung
der Gerechtigkeit und Menschlichkeit aus, und zweifeln nicht,
„daß dieser edeln Handlung eine vollständige Aufhebung des
1492 in Spanien gegen ihre Väter erlassenen Verbannnngs-
ediktes folgen werde." Man da s in der That erwarten, daß
die Kortes jene Erklärung des Konvents, durch welche alle
Edikte gegen die Protestanten Frankreichs aufgehoben wurden,
sich zum Muster nehmen. „Wir wünschen nicht", führt die
Adresse fort, „das Haus unserer Fürsten von Oranien zu ver-
lassen, welches uns wie seine eigenen Söhne mährend drei
Jahrhunderten behandeE hat und poch behandelt. Das Land,
welches unsere Väter so gastlich ausgenommen hat, und in
welchem wir die größte Religionsfreiheit genießen, ist uns
über Alles theuer. Der Boden, in welchem die Aiehe unserer
Väter ruht und ans welchem unsere Söhne geboren sind, ist
uns zu heilig, als daß wir denselben mit irgend einem Lande
vertauschen möchten; nur aus Achtung für das Gedüchtniß
unserer Ahnen drücken mir unsere Sympathie für den von
Ihnen gefaßten Entschluß aus und richten an Sie die Bitte,
das Edikt von .1492 ausdrücklich aufzuheben." Die Adresse
ist unterzeichnet von dein Rath der Nettesten in Amsterdam.
Schon fn her war eine ähnliche Zuschrift vou den Juden in
Bordeaux ergangen und die Juden in Nordafrika haben eine
Anfrage an die Negierung gestellt, ob ihrer Rückkehr nach
Spanien nichts mehr im Wege stehe. Spanien gilt einem
großen Theile der Juden wie die zweite Heimath nach Pale-
stina; in Spanien erlebte das nachexilische Judenthwm seine
Glanzperiode und die span.-Sprache ist neben dem Hebräischen
eine Art heiliger Sprache geworden. In der portugiesischen
Synagoge zu Paris, Nue Lamartine, werden heute noch die
 
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