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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 24
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0095

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Dritter Jahrgang.

Freitag, 26. Februar 1869.

Preis: '/«jährlich 15kr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.
Die Boten erhalten
2 kr. inonatlia).
für die Bcmke Schwelungen und Philipps bürg.
Verkündigungsblatt d.s Amts». Amtsgenchtsbezirks Schwetzingen.
Hrgan der badischen Kopfenproducenten
(unter Kontrole der landwi rthschaftlichen Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).


Aie Kröffnung der Körles in Madrid.

(S ch l u ß.)
Prim's Stirne trügt manche-Spur der Stürme, die da-
rüber hingegangen, und der Sorgen und Leidenschaften, die
sein Inneres beunruhigen; sein Antlitz ist von Furchen durch-
zogen, und der schwarze Bart laßt die gelbliche Gesichtsfarbe
doppelt scharf hervortreten; der Ausdruck seines Gesichtes wechselt
ungemein rasch; er ist, ganz eUorrneur, wie die Franzosen
sagen, wenn er kachelnd eine der ihm bekannt-cn Frauen auf
der Tribüne grüßt, und sein gewöhnlich verschleierter Blick
wird durchbohrend, prüfend, mißtrauisch, wenn er sich den ihm
gegenübersitzenden Abgeordneten zuwendet; er ist einer von
jenen Magern, die Julius Cäsar gefährlich schienen. Eine
harmlosere Erscheinung ist Admiral Topete neben ihm, eine
breitspurige, ehrliche, energische, vielleicht etwas -beschränkte
Seemannsnatnr; wie er seine mächtigen Arme lang und breit
über den Tisch legt, hat es den Anschein, als ob er sich gegen
das unsichere Gefühl in den Beinen schützen wollte, das die
Matrosen auf dem festen Lande spüren; er ist ganz der uner-
schrockene, biderbe Mann, dem man nacherzählt, daß er seinen
Kollegen Prim, wenn derselbe wie der ungestüme Achilleus
UN Nathe der Regierung lästige Argumentationen der Gegner
durch die Drohung fortzugehen, abschneiden will, mit sanfter
Gervalt wieder auf seinen verlassenen Sitz niederziehe. Als
die nöthige Stille in dem Saal eingeEeten war, betrat Serrano
die Nednerbühne, um im Namen der provisorischen Regierung
die Eröffnungsrede zu verlesen. Leider that er dieß mit nur
halblauter Stimme und im Ton eines schläfrigen Sonntag-
nachmittagspredigers. Es war dies um so mehr zu bedauern,
als die Rede der Form und dem Inhalte nach besser als Al-
les ist, was die provisorische Regierung in ihrem ^monatlichen
Bestände verfaßt hat. Der Schluß der Rede wurde von der
Versammlung mit großem Beifall ausgenommen, und selbst die
entschiedensten Radikalen sprachen sich nachher nicht unzufrieden
über den Gesammtinhalt aus. Serrano kehrte von der Redner-
kühne zur Ministerbank zurück und erklärte mit erhobener
Stimme: „Im Namen der Nation sind bie konstituirenden
Kortes von 1869 in gesetzlicher Weise eröffnet; Vivo. io
Loderonio noeionoi!" Dieser Ruf wurde einstimmig von der
Versammlung wiederholt und damit Hütte Alles seinen ord-
nungsmäßigen Schluß gefunden, lütte nicht ein Unvorsichtiger
ein Hoch aus die provisorische Regierung, ein anderer ein Hoch
auf Serrano und ein Dritter aus Prim auszubringen gesucht.
Die Republikaner sahen hierin eine Herausforderung, und der
Abgeordnete für Huesca, E. Jimeno, antwortete mit einem
gewaltigen Vivo. Io Usc^udlieo! in das die Tribünen mit
allgemeinem Applaus einfielen. Alle Abgeordneten erhoben
sich von den Plätzen ; die Minister sahen bleich und rathloS in
die um sie und über ihnen wild aufgeregten Massen, die weder
die Stimme, noch die Glocke des Alterspräsidenten zur R.che
bringen konnte. Als ein schwacher Ruf Viva Io noorno^uio
ckemoerotieo! der auf den Tribünen, ohne Antwort blieb.

erschallte, da rief General Picrrad, indem er sich in seinen
langen weißen Bart griff, mir der mächtigen Stimme, die
Viele der Anwesenden aus mancher heißen Schlacht kannten,
nochmals ein Vivo Io Uspudlieo! das einen donnernden
Wiederhall im Saale und ans den Tribünen fand und die
Aufregung fast zum Rasen steigerte. Man konnte nicht absehen,
wie die Dinge noch endigen werden, da hatte Serrano Takt
und Geistesgegenwart genug, um mit dem Aufgebot seiner
ganzen Stimme in die Versammlung hineinzurufen: „Ich bringe
das einzige Hoch aus, das in diesem Augenblick angemessen ist:
,,Viva Io Lolwronio äs los 6orts8 Oormtituzwatsü!" Auf
diesen Ruf vereinigten sich alle Stimmen der Anwesenden, die
Ordnung war plötzlich wieder hergestellt, und der Alterspräsi-
dent konnte ohne weitere Störung die Sitzung schließen.

Bade n.
Karlsruhe, 24. Febr. Auch von beute haben wir
ein Fortschreiten in der Rekonvalescenz und eine, im Vergleich
zu gestern, merkliche Zunahme der Kräfte zu melden. Von
nun an werden nicht mehr täglich Bulletins erscheinen. Karls-
ruhe, den 23. Februar 1869. (gez.) Or. Schrillet, 4)r, Fried-
reich. (KarlSr. Z.)
Deutschland.
Stuttgart, 24. Febr. Es ist nur eine Stimme unter
den Freunden der Neugestaltung Deutschlands, daß die preußische
Regierung den Handel mir der Stadt Frankfurt in möglichst
freigebiger Weise zum Abschluß bringen solle. Hat man den
depossedirten Fürsten mit übervollen Händen gespendet, so ist
gar kein Grund vorhanden, warum mit der depossedirten Stadt
so genan berechnet werden sollte. Wer freilich glauben würde,
daß die Frankfurter auf einmal in anhängliche preußische Staats-
bürger umgewandelt sein werden, wenn sie die jetzt von ihnen
gestellten pekuniären Forderungen gewährt erhallen, der würde
sich ebenso täuschen, wie alle sich getäuscht haben, welche auf
eine dauernde Befriedigung des Wclfenfürsten durch die ver-
liehenen Millionen gehofft hatten. Jene Umwandlung muß der
heilenden Zeit anheimgestellt und kann ihr auch ganz ruhig
überlassen werden. Jetzt handelt es sich darum, den Umtrieben
derer zu begegnen, die auch den ersten Anfang einer Versöhnung
zwischen der Stadt Frankfurt und dem deutschen Staat zu
hintertrciben suchen. (Schw. M.)
München, 21. Febr. Die drei Lassalle'schen Agitatoren,
welche jüngst noch Baden bereisten und für die von ihnen
vertretenen Ideen unter den Arbeitern Proselyten zu machen
suchten, sind nun jetzt auch nach Bayern ekommen, und legten
gestern Abend dem Arbeiterverein zu Augsburg ihr Evange-
lium vor. Mehrere hiesige Abgeordnete, wie Stauffenberg,
Volk, sind zu der Versammlung nach Augsburg hinübergefahren.
Bremen, 21. F br. Der Dampfer Bienenkorb ging
heute früh zu einer Nordpolexpedition von Bremerhaven ab.
O e ft e r r e i ch i s ch e Monarchie.
Wien, 21, Febr. Einem Drahlbericht aus Triest zu-
 
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