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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 139
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0561

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Demierstag, 25. November 1869. Ao. 139. Dn»'er ^atzrgan^


Anrts-DerKündignngsökakt für den Bezirk Schwetzingen.

ak> ischr H o pftn; cil n n g.

Erscheint wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe >L o n n t a g s b la t t. — Alle Postanstaltm und Boten nehmen Bestellungen an. — Preis vierteljährlich 1 fl. 15 kr
Anzeigen, die dreigespaltene Petitzeile oder deren Raum 3 kr.

MM- Zur gefl. Beachtung.
Von heute au wird unser Blatt hier
Vormittags 9 Uhr ausgetragen werden.
Anzeigen sind von jetzt an unabänder-
lich bis längstens Mittags 12 Uhr des
Vorhergehenden Tages aufzugeben.
Wir bitten höflichste hievon Kenntniß
zu nehmen, damit wir durch verspätete
Aufgabe der Inserate nicht mehr in die
unangenehme Lage versetzt werden, von dem
jetzt angenommenen Princip wieder abweichen
zu müssen. Achtungsvoll
Die Expedition.

Baden.
8 Schwetzingen, 24. Nov. Nachdem der
nationcrlliberale Bezirksverein Schwetzingen längere
Zeit hindurch kein Zeichen seiner Lcbensthätigkeit
von sich gegeben, wird, wie aus Ihrem Blatte zu
ersehen, künftigen Donnerstag Abend im „Wilden
Mann" hier ein sog. Bürgerabend stattsinden,
und begrüßen wir dieses Zeichen einer wiederer-
wachenden regen Theilnahme an den gegenwär-
tigen politischen und socialen Vorgängen unseres
Landes mit Freuden.
Wie aus der bezüglichen Anzeige ersichtlich,
wird Herr Oberamtmann Richard über die neue
Gemeindeordnung sprechen, und damit ein Gebiet
berühren, welches die Gegner unseres Regierungs-
systems durch Vorspiegelung von Nachtheilen,
welche die neue Ordnung der Dinge mit sich
führe, vielfach zum Schaden der Regierung ans-
zubeuten suchten.
Wir sind darauf gespannt, dieses zeitgemäße

Eine russische Ehe.
Aus der letzten Zeit der Leibeigenschaft.
Von A. von K.
(Fortsetzung.)
„Natascha," sprach er dann, „zu Deinem Herrn darfst !
Du nicht zurück, der liebe Gott hat mich nun. einmal zu
Deinem Retter erkoren, ich will Dich also auch ferner
schützen. Sieh, ich bin unverheirathet, auf meine alten
Tage ganz allein und verlassen, willst Du bei mir bleiben,
Natascha, willst Du dem alten Junggesellen eine Tochter
sein?" — Wer war glücklicher als ich! Von dem Tage an
blieb ich beim General. Die Wohlthaten, die ich von ihm
empfangen, sind groß, sie sind aber Nichts gegen die Liebe
Geduld und Nachsicht, mit der er selbst für meine erste
Bildung sorgte, ich konnte ja nicht ordentlich reden, gehen
— mir fehlte Alles!
Nach einer Pause der Erholung fuhr Natalie fort:
Trotz der besten Lehrer und meines freudigsten Fleißes ver-
strich doch eine lange Zeit, bis ich geistig so ausgebildet
war, daß mich der General in die Kreise seiner Bekannten
einführen konnte; hier kernte ich ini Umgang mit gebilde-
ten Damen die Formen feiner Geselligkeit. Der General
er die Welt besser kannte als ich, die Unerfahrene bestand

Thema einmal in sachverständiger klarer Weise er-
örtern zu hören und zweifeln nicht, daß sowohl
die Mitglieder des Vereins, als auch jene, die
sich über diesen Punkt eine feste Ansicht bilden
möchten, zahlreich erscheinen werden.
* Schwetzingen, 24. Nov. Die unsterb-
liche/!' Lorbeeren, welche sich die ultramontanen
Kl^nmerkämpen durch ihre Steuerverweigerung
erckrLHen, lassen der Mannh. Abendztg. keine Ruhe
meycstmd führen sie zu dem merkwürdigen Schlüsse,
daßxpas jetzige Ministerium eigentlich abtreten
müßte, wenn das Land der Regierung die Steuern
verweigere.
Nicht übel ausgedacht! Wenn die Mannh.
Abendztg. jedoch behauptet, daß die Mehrheit der
Bevölkerung mit einem solchen Vorgehen einver-
standen wäre, so macht sie sich einer Unwahrheit
schuldig!
Die Ergänzungswahlen zur Kammer haben
bewiesen, daß das Volk in seiner Mehrheit weder
mit dem Treiben der Ultra's, noch mit jenem der
Demokratie von heute einverstanden ist. Letztere
hat keinen Boden und die Opposition der erstern
kann nur dadurch aufrecht erhalten werden, daß
die Häupter der Partei landauf, landab rutschen,
als Reiseapostel auftreten, schüren, wo die
Gluth erlöschen will und dann ihre eigenen Worte
wieder als die Stimme des Volkes, als den ge-
treuen Ausdruck der Mehrheit in die Welt hinaus-
posannen. Die Mannheimer Abendzeitung hat
selbst keinen Glauben an ihr eigenes Rezept, aber
— Opposition muß sein, dazu ist sie
einmal da und muß ihrem Dasein doch auch Ehre
machen!
— 16. Nov. Von dem Handels-Ministerium
soll, gestützt aus begründete Klagen, die Aufforde-
rung ergangen sein: daß sümmtliche Bediensteten
der Verkehrs-Anstalten bei allen ihren Amtshand-

darauf, daß ich das Geheimniß meiner Herkunft tief be-
wahre, ob er mit dem Fürsten Bielski nicht in Konflikt
kommen wollte, oder ob er die Aristokratie fürchtete, die mir
meine Abkunft nie vergeben hätte — vielleicht Beides —
ich gehorchte, ohne nach seinen Gründen zu fragen.
Sechs Jahre waren mir so hingegangen, ich war glück-
lich und verstand meinen Wohlthäter nicht, wenn er zu-
weilen mit wehmüthigem Blicke zu nur sagte: „Arme Na-
tascha, Dein Loos ist doch traurig!" — Ich fand mein Loos
beneidcnswerth und genoß die glücklich Gegenwart, ohne daran
zu denken, daß sie einmal enden würde. Mehrere junge Herren
machten den Versuch sich mir, der Pflegetochter des reichen
Generals Armatoss, zu nähern, da aber Keiner den Weg zu
meinem Herzen fand drückte mich der Gedanke verheiraihet
zu sein, durchaus nicht.
Bald aber nahm diese glückliche Sorglosigkeit ein viel
zu frühes Ende. Mein Wohlthäter erkrankte; ich pflegte
ihn mit der ganzen Liebe meines dankerfüllten Herzens
und war trostlos, daß sein Zustand sich durch lange Wochen
nicht bessern wollte — von Lebensgefahr hatie ich keine
Ahnung, erschrack deshalb nicht wenig, als einen Tages nach
dem Besuch des Arztes der General seinen Beichtvater zu
sprechen verlangte. Nach einer langen Unterredung mit
Viesern wurde ich gerufen. „Natascha," sprach der Kranke

lungen stets als oberste Richtschnur ihres Verhaltens
den Grundsatz sich zu vergegenwärtigen haben, daß
Post, Eisenbahn und Telegraph, als im Dienste
des Publikums siebende Anstalten, vor Allem den
Interessen des Letzteren mit gutem Willen und
ohne Zögern gerecht zu werden sich bestreben
müssen.
D e n L f ch L a n d.
Aus Vtrtzemr den 21. November. Die N.
Würzb. Ztg. bringt an der Spitze ihrer Beilage
und mit ausgezeichneter Schrift folgende Mitthei-
lung, deren Bestätigung jedoch abzuwarien sein
wird: „Der König ist entschieden gewillt, die
Selbstständigkeit Bayerns in ihrem ganzen Um-
fange zu erhalten, aber auch entschlossen, die Rechte
der Krone und des Staates gegenüber den Be-
strebungen der Ultramontanen zu wahren. Ein
Ministerwechsel wird jedenfalls in diesem Sinne
ansfallen, und soll Präsident Graf v. Luxburg an
Stelle Hörmanns treten und dieser Präsident von
Unterfranken werden." In seiner neuesten Num-
mer schreibt dasselbe Blatt: „Eine bevorstehende
Veränderung im bayr. Ministerium soll nach den
uns heute zugehenden Nachrichten nicht die Er-
nennung Hörmann's, sondern die des Ministers
Gresser zum Regierungspräsidenten von Unterfran-
ken zur Folge haben, und soll Hörmann an Grei-
ser's Stelle zum Kultusminister, Regierungspräsi-
dent Graf Luxburg aber zum Minister des Innern
ernannt werden." Weiters berichtet derselbe Korre-
spondent : „Möge sich Niemand mehr täuschen,
daß unser König im Gefühle seiner kgl. Würde
und im Bewußtsein seiner Stellung als Repräsen-
tant des Staates allen Bestrebungen der Ultra-
montanen , die Herrschaft der Kirche über den
Staat zu erheben, oder einen Staat im Staate
zu bilden, entschieden entgegentreien werde. Ein-
gedenk der Lehren seines Vaters, wird er, Ange-

„meine Stunden sind gezählt, wir müssen scheiden!" Ent-
setzt und schluchzend fiel ich ihm um den Hals. „Weine
nicht, mein Kind, Deine Thränen werden Nichts an dem
Rathschlusse Gottes ändern, laß uns jetzt lieber die wenigen
Stunden, die mir noch beschieden sind, benutzen, um Deine
Zukunft zu sichern; armes Kind." fuhr er mit feuchtem
Auge fort, „wüßte ich Dich unter dem Schutze, an der
Seite eines braven Mannes, — ich stürbe ruhiger, nun
muß ich Dich aber schutzlos und zum zweiten Male ver-
waist zurücklassen! — Höre denn meinen letzten Willen,
liebe Tochter, und gelobe mir, ihn zu befolgen, Tu warft
ja stets gehorsam!" — Ich versprachs unter Thränen. —
„Nimm diese Papiere, Natascha," fuhr er fort, „sie ent-
halten das Vermächtnis; meines Vermögens; ich habe keine
Erben, Dir, meinen! geliebten Kinde, gehöre Alles; meinen
treuen Dienern gehöre mein Mobiliar, denn Dn mußt fort
von hier, Natascha, dies ist mein ausgesprochener Wille —
hier ist keines Bleibens für Dich; obschon Du frei bist
durch die Leibeigenschafts-Aufhebung unseres Kaisers, so
wäre Deine Stellung hier doch immer eine schiefe; so lange
ich lebte, warst Du vor zudringlicher Neugierde geschützt,
nach meinem Tode würde man aber bald hinter Alles
kommen und der Neid Dir vergällen, was ich für Dich
thue.
 
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