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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 35
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0145

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Mittwoch, 24. März, 1869.

> 0. 33.

Dritter Jahrgang.

Preis: '/.jährlich 45kr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.
Die Boten erhalten
2 kr. monatlich.
für die Bezirke Schwetzingen und PHUippsburg.
Verkündigungsblatt d-s AmA». Amtsgerichtsbezirks Schwetzingen.
Hrgan der badischen Kopfenproducenten
(unter Kontrole der laudwi rt h schaf t l iche n Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).

Erscheint Sonntag,
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanstalten und
Boten nehmen Bestel-
lungen an.


-s. Zur Artolah'schm Broschüre.
In den Lagern der Demokraten und Ultramoutauen wird
momentan lauter als je die Aufhebung der S ch u tz -
und Tr utz b ü n d n i s s e mit Preußen, die Los-
s ag u n g S ü d d e u t s ch l a n d s v om d e ul s ch e n Norden
verlangt! Und welche Gründe macht man für solche Forderun-
gen geltend d
Die Schrift eines deutschen Offiziers Arkolay, „über
die gefährdete Lage Süddeutschlands im Falle eines Krieges
zwischen Norddcutschland und Frankreich", eine Schrift die von
der preußenfeii'dllchen Presse als die unwiderlegbarste höchste
Autorität in dieser politisch-militärischen Angelegenheit aner-
kannt und in die Welt hinaus posaunt wird; eine Schrift,
welcher inan eine Wichtigkeit beizulegen versucht, die ans Lä-
cherliche streift, die nur deßhalb so enthusiastisch von den Ultra-
montanen und Demokraten ausgenommen und geflissentlich im-
mer wieder aufs Tapet gebracht wird, weil sie als Schreckschuß
dienen, und den Vorwand bieten muß, unter welchem ein
Abfall Süddeutschlands von der nationalen Sache verlangt
und entschuldigt werden soll!
Baden namentlich ist cs, welchem eine schlimme Rolle im
Falle eines deutsch-französischen Kriegsausbruchs in Aussicht
gestellt und welchem daher ganz insbesondere die Lossagung
vom Nordbunde ans Herz gelegt wird!
Nun, das ist in der Ordnung, daß Baden als deutsches
Greuzland gegen Frankreich einem feindlichen Einfalle zunächst
ausgesetzt wäre, daran ließe sich nichts ändern, doch käme es
dabei immer noch auf die Art d e r K r i e g s f ü hrun g
und auf die zuvor unberechnenbaren Chancen an, ob Baden
mehr, gerade so viel oder weniger als seine Ver-
bündeten oder Gegner vom Kriegsungemach zu leiden hätte!
Aber, zugestanden selbst, daß Baden dem ersten Ansturm
preisgegeben ist, dürfte deßhalb, wo es sich um die höch-
sten und heiligsten Güter einer ganzen Nation
handelt — diese Voraussetzung dafür maßgebend sein, von
der vaterländischen Sache niederträchtig und feig abzufallen und
sich mit dem Schreckensrufe: Rette sich, wer kann! ans das
trügerische Wrack einer unheilvollen Neutralität zu schwingend
Und glauot man ernstlich, daß Baden durch seine Neutra-
litätserklärung sich Ruhe und Frieden erkaufen, seine Hände
in den Schooß legen und vergnüglich zuschauen könnte, wie
rings um seine Marken her die Wogen eines schauderhaften
Krieges branden und tobend Da hieße es: Wer nicht für mich,
— ist wider mich! Laers lolsn! Mit, Kleiner — oder....!!
und wenn dieses „Oder" uns zugerufen würde, wie dann d
Sollen sich die schmachvollen Rheinbuudszeiten wiederholen,
soll uns dann Napoleon als „Protektor" gegen unsere deutschen
Brüder führen, oder stehen wir alsdann, wohin uns die Natur
anweist, bei unfern deutschen Stammesgcuossen bei (vergebt das
verhaßte Wort, ihr Herren!) bei. . . Preußend — —
Eine Gefahr ist freilich vorhanden, uemlich die welche
die Preußenfeinde herauf zu beschwören streben! Es ist die
gesuchte Art und Weise in welcher gewisse Personen und ge-
wisse bekannte Parteiorgane Alles daran setzen, Frankreich zu
einer Einmischung in deutsche Angelegenheiten aufzumuntern,

indem sie die Stimmung des Volkes, als eine, der Einmi-
schung des Auslandes günstige, darstelleu, fälschlich Kriegsvor-
bcreitungen der deutschen Regierungen schildern und so durch
ihre Hetzereien die schamloseste Nichtswürdigkeit begehen, eine
ungeheure Verantwortlichkeit auf sich laden!
Wir können uns, so lange nicht alle civilisirten Nationen
von derselben Idee hingerissen sind, nicht auf den weitherzigen
Standpunkt der Demokratie, welcher die Nationalitätenfrage
Wurst oder Greuel ist, noch aus den der Ultramontanen
stellen, welche Deutschland zertrümmert, Preußen machtlos sehen
möchten, sondern wir sind der Zuversicht, daß Deutschland sei-
nen Frieden und seine Sicherheit nicht in seiner Schwäche und
Zerrissenheit, sondern in seiner Stärke und Einigkeit suchen
und finden muß.
Nur ein völlig geeinigtes, dem Auslande gegenüber zu
Schutz und Trutz verbundenes Deutschland ist envaigen Uebcr-
grifsen seiner Nachbarn gewachsen und verbürgt uns darum
Frieden!
Ein Abfall Badens oder Süddeutschlands von der deut-
schen Lache, wäre darum ein Verrath am Gesammtvaterlaude,
eine unaustilgbare Schmach, ein Vergehen dein die Ver-
geltung aus dem Fuße folgen müßte!
Deutschland.
Mainz, 18. Mürz. Die drei Sendboten des Allge-
meinen deutschen Arbeitervereins sind nach dem Norden zurück-
gekehrt. Gestern erstatteten zwei derselben, die HH. Bonhorst
und Kölsch, in einer zahlreich besuchten Arbeiterversammlung
Bericht über die Resultate ihrer Reisen. Zuerst sprach Bonhorst.
Er schilderte die Vortheile, welche er und seine Genossen durch
diese Ngitationsreise für ihre Partei errungen Hütten. Er
machte aber kein Hehl daraus, die Niederlage zu erwähnen,
welche sie erlitten, und gab der Hoffnung Raum, daß sie bei
einer zweiten solchen Reise größere und günstigere Resultate
erzielen würden. H^- Kölsch aus Mainz sprach über die Zu-
stände der süddeutschen Arbeiter und über das Fabrikwesen,
welches er eben nicht besser als das im Norden bestehende
schilderte. Er kam schließlich wieder aus die direkten Wahlen
zu sprechen, die er als das einzige Rettungsmittel für die Ar-
beiter darstellte. Nach ihm nahm Bonhorst noch einmal das
Wort, um die Konsequenzen des Lassalleanismus zu ziehen.
Darnach muß das Privatoermögen beseitigt und ein Gesammt-
vermögen geschaffen werden, „das die Arbeiter, indem sic die
Gesetzgebung in die Hände bekämen, erlangen könnten, wie die
Bourgeois durch die Gesetzgebung Herr über den Adel und den
Klerus geworden seien."
Berlin, 18. März. Die „Nat.-Ztg." theilt den Inhalt
eines Schreibens mit, welches ein englischer Staatsmann von
amtlicher Stellung an eine hochgestellte Persönlichkeit in Berlin
gerichtet hat. Die Gerüchte von einem französisch-italienisch-
österreichischen Bündniß gegen Norddeutschland werden darin
als albern bezeichnet, da Italien und Oesterreich einsehen
müßten, daß bei einem Sieg Frankreichs dieselbe Alleinherrschaft
dieses Staates eintreten würde, welche 1809 bis 1812 das
Festland Europa's umfaßte. Eine solche Lage herbeizuführen,
 
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