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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 37
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0153

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-Loimtag, 28. März, 1869. Ao. 37. Dritter Jahrgang.
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Verkündigungsblatt ^ Amts-... Amtsgerichtsbezirks Schwetzingen.
Organ der badischen Kopfenprodncenten


(unter Kontrole der landwi rth schaf t l iche n Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).

Einladung znrn Abonnement.
Mit dem 1. April d. I. beginnt ein neues
Abonnement auf unser Blatt, wozu wie hiermit freund-
lichst entladen.
Des täglich wachsenden Anonncentheils
wegen sehet! wir uns veranlaßt mit Beginn des neuen
Quartals das Format unseres Blattes zu vergrößern.
Der Abonnement- und Jnsertionspreis erleidet
dadurch keine Veränderung.
Unfern geschätzten Postabonnenten zur Nachricht, daß Nichterneuerung
des Abonnements für Abbestellung angesehen wird, weßhalb wir um recht-
zeitige Bestellung des Blattes bitten. Im künftigen Quartal werden wir
einige gediegene Aufsätze über die Hopfenkultur aus fachkundiger Feder
bringen.

* W u n d k ch a n.
Schöne Seelen finden sich! Die Cabinette von
Wien und Florenz tauschen urplötzlich Freundschaftsbezeugungen
aus und thun so intim, als wenn sie einander noch nie das
Wüsterlein getrübt Hütten; sonderbar; plötzlich findet man, daß
der Herr Nachbar eigentlich doch ein ganz verträglicher, ge-
mächlicher Kauz ist, mit dem sich auch auf gütlichem Fuße leben
lüßt. Nun, es ist recht hübsch, wenn die gekrönten Häupter
Frieden halten wollen, die Völker sind ohnehin damit zufrieden,
nur mögen die Gründe hiezu auch lautere sein, damit der
Kelch der Friedensblüthe nicht insgeheim das giftige Insekt
einer Bedrohung des Weltfriedens berge, wie man vielfach
annimmt!
Möglich ist freilich Alles; „man hat Beispiele von
Exempeln", wie wir Schtvetzinger sagen, daß Gegner über
Nacht zu dicken Freunden werden und auf ihren früheren Ver-
bündeten dann losklopfen können! Preußen wird wissen, was
es von einer solchen Annäherung Viktor Emanuels zu Franz
Joseph zu halten hat.
Napoleon gedenkt den 100jährigen Geburtstag seines gro-
ßen Oheims mit noch einigen Mitgliedern der kaiserlichen Fa-
milie aus der Insel Corsika, der Wiege des bonapartistischen
Geschlech'.s zu begehen. Vielleicht benützt der Kaiser diese Ge-
legenheit auch zu einem kleinen Abstecher nach St. Helena, wo
er über den Fall irdischer Größen nachbrüten könnte. — Tie
Vorbereitungen zu den Wahlen für den gesetzgebenden Körper
von Frankreich nehmen ihren Fortgang und ' machen der Ne-
gierung viele Sorgen. Sie muß alles daran setzen. Kawmer-
mitglieder zusammen zu bringen, die ihr ergeben sind und das
ist bei dem Oppositionsgeist, der sich des französischen Volkes
bemächtigt hat, ein schweres Stück Arbeit.
Der Kaiser von Oesterreich ist von seiner Reise nach
Kroatien und dem Küstenlande zurück gekehrt.— Die Czechen-
partei oereitet eine großartige Demonstration vor; am Pfingst-
montage sollen allerorten Massenversammlungen abgekalten und
der Regierung ein Widerstand entgegen gesetzt werden, der bis
zur Stenerverweigerung gehen soll. Man sollte glauben, das
hätten die Czechen unfern Landsleuten den einstigen Kurhessen

abgelanscht! Welchen harten Stand die österreichische Regierung
hat, die vielen widerspenstigen Köpfe unter einen Hut zu bringen,
lässt sich daraus ermessen.
In Spanien nehmen die Cortessitzungen ihren Fortgang.
Die Verhandlungen sind meist sehr bewegt, die Hitze der par-
lamentarischen Debatten bisweilen eine leidenschaftliche. Re-
publikaner und Monarchisten treten einander schroff gegenüber
und es ist ziemlich bezeichnend für die dortigen Zustände, wenn
ein Republikaner bei der Verhandlung wegen des verhaßten
Conscriptionsgesetzes in die Worte ausbricht: „lind wenn ihr
das Gesetz beibehaltet, so wird es das Volk mißachten und mit
Füßen treten! Das heißt doch nachgerade die Anarchie pro-
klamiren! Ueberhaupt stellt es sich heraus, daß die Staats-
umwälzung , trotzdem sie erst glatt vor sich ging, doch täglich
blutige Ausstände bald an diesem, bald an jenem Punkte der
Halbinsel nach sich zieht. Gelegentlich der Berathnng des Con-
scriptionsgesetzes machten selbst die Frauen eine energische De-
monstration, denn „selbst Weiber werden zu Hyänen", wenn
man ihnen die lieben Jungen rauben will! Prim sah sich
sogar genöthigt, die bewaffnete Macht aufzubieten, um den
Sitzungssaal der Cortes vor dem Eindringen der Volkshaufen
zu schützen, welche durch ein republikanisches Mitglied zu einem
Stelldichein in den Sitzungssaal geladen waren, um einen Druck
aus die Beschlüsse des Hauses zu üben. Man sieht, die spa-
nischen Republikaner verfolgen ihr Ziel ziemlich energisch.
In Preußen hat der greise König sein Wiegenfest gefeiert
und diese Gelegenheit dazu benützt, die Versicherung auszuspre-
chen, daß nach seinem Dafürhalten keine Störung des Welt-
friedens zu besorgen sei.
Auf kirchlichem Gebiete wird nun auch neben der seithe-
rigen Katholikenbewegung eine Kundgebung sndwestdeutschcr
Protestanten erwartet, die ihren Ausdruck in einer Protestan-
tenversammlung zu Worms finden soll!
Unsere Regierung hat bekanntlich einigen katholischen und
protestantischen Feiertagen den staatlichen Schlitz entzogen, was
die regierungsfeindliche Presse dahin deutet, als wolle die Re-
gierung damit das kirchliche Leben untergraben. Das ist nun
und nimmer der Fall; die Negierung geht dabei blos von dem
Grundsätze aus, daß diese Tage nicht mehr gefeiert werden
müssen, sondern daß dem freien Willen des Volkes die Be-
gehung dieser Tage anheim gestellt bleiben soll und dem
gesunden Sinne desselben ist znzutrauen, daß, wer für sich
selbst nicht geneigt ist, seinen kirchlichen Pflichten zu genügen,
doch keinenfalls Andersgläubigen und Andersdenkenden durch ge-
hässige und Aergerniß erregende Demonstrationen die Feier
katholischer oder evangelischer Festtage verbittern wird!
So, das wäre die letzte Rundschau, die wir geben,
da unser Blatt mit der nächsten Nummer eine vollständige
Aenderung seiner Physiognomie erleiden wird. Künftighin
bringen wir nämlich in jeder Nummer eine Tagesübersich t
und sind dadurch in den Stand gesetzt, aus den Stoff näher
als bisher einzugehen.
Vergnügte Ostern, lieber Leser! Künftigen Donnerstag
erst sehen wir uns wieder, denn morgen lind übermorgen wollen
anch wir ein bischen „Eier kippen!"

Der hohen Feiertage wegen erscheint das nächste Blatt am Donnerstag.
 
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