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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 66
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0269

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Mittwoch, 9. Jimi 1869.

Dritter Jahrgang.

>0. 66.

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per Post bezogen 56 kr.
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2 kr. berechnet.
Die Boten erhalten
2 kr. monatlich.
für die Bezirke Schwetzingen und Philippsbnrg.
Verkündigungsblatt des Amts- und Amtsgerichts-Bezirks Schwetzingen.
Arg an der badischen Aopfenprodncenten
(unter Kontrole der londwi rth schof t l iche n Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).

Erscheint Sonntag,
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanstalten und
Boten nehmen Bestel-
lungen an.


Tie Militärsreizügigkeit
zwischen Buden und dem nordd. Bund, welche in
den jüngsten Tugen znm Abschlüsse kum, ist ein
neues, gewichtiges Bund zur notionolen Einigung.
Jnteressunt ist die dessulsige Verhundlnng im nordd.
Reichstug, welche wiederum den Beweis liefert, daß
unsere nordd. Stummesgenofsen gleich uns von
der Idee eines einigen, deutschen Vaterlandes durch-
drungen sind nnd keine Gelegenheit versäumen,
diesem Gefühle praktischen Ausdruck zu verleihen.
— Der Schw. M. schreibt hierüber:
„Am Schluß der Sitzung folgte die erste und
zweite Beruthnng über den Vertrug zwischen dem
nordd. Bund nnd dem Großherzogthnm Buden
vom 25. Mai d. I. belr. Einführung der gegen-
seitigen militärischen Freizügigkeit nebst dazu ge-
hörigem Schlußprotokoll von demselben Tuge,
v. Bennigsen: Wir begrüßen in der Vorlage der
Bundesregierungen von Neuem einen wichtigen,
praktischen Fortschritt uns der Buhn der größeren
politischen Einigung de? Südens mit dem Norden.
Es kann uns nicht Wunder nehmen, daß dieser
gemeinsame Fortschritt mit dem nordd. Bunde ge-
rade von der bud. Regierung gemacht wird. Noch
in diesen Tugen hat der Großherzog von Buden
der erleuchteten patriotischen Gesinnung, die seine
Negierung beseelt, nnd der Übereinstimmung, die
uns diesen Gebieten zwischen der Negierung und
der Bevölkerung herrscht, einen Ausdruck gegeben
in einem Erlasse an sein Stuatsministerinm, uns
dem ich mir nicht versagen möchte, einige Worte
mitzntheilen. (Redner verliest unter dem Bestalle
des Hauses den Schluß des Erlasses.) M. H.!
Wir müssen der badischen Regierung dankbar sein,
daß sie sich nicht gescheut hat, einen solchen Vertrag
mit dem nordd. Bunde abzuschließeu, weil dieser
Vertrag und die ganze nationale Haltung der Re-
gierung und Landesvertretung zunächst denk Lande
Baden nur neue und bedeutende Opfer auferlegt

Um den Hals!
(Fortsetzung.)
Thorne's Beziehungen zu dem ermordeten Mädchen
waren allgemein bekannt und man bewachte ihn scharf, als
er sich dem Bette näherte. Er zeigte seinen Gram in ein-
facher und edler Weise; er kniete nieder und beugte sich
weinend über ihre kalte Hand und ein tiefes Stöhnen drang
aus stiner männlichen Brust. Nach einem Moment sprang
er auf und zeigte sich wieder ruhig. Ein solches Benehmen
würde fürwahr auf Steine und Stöcke einen guten Eindruck
hervorgebracht haben, aber das mexikanische Bauernvolk ist
dummer wie Stöcke und die Vorurtheile der wilden rauhen
Minenarbciter sind schwerer zu bewältigen als der härteste
Granit und der Verdacht, den man gegen meinen Freund
hegte, war immer im Zunehmcn begriffen.
Ich will mich nicht in all' die lächerlichen Untersuchungen
vertiefen, die Mr. Detectivc Farceur an dem Nachmittag
und Abend ausführte, sie sollten alle den Beweis liefern,
daß La Morte eine Fabel und Thornc der Schuldige sei-
Jch muß bekennen, daß mein Glaube an seine Unschuld für
einen Moment schwankte, als wir den in seiner Westentasche
gefundenen Instruktionen folgten, nach Schätzen im Dickicht

Sie trogen diese Opfer gern in der Hoffnung, daß
demnächst eine vollständige politische Einigung Bo-
dens mit dem Bunde hergestellt werden konn; sie
trogen sie doch ober nur in dieser Hoffnung in
dem Augenblicke, wo sie nicht in der Loge sind,
an den werthvollen Vortheilen, die der vollständige
Eintritt in den Nordbuud ihnen gewähren würde,
vollständig Theil zu nehmen. Dos bod. Lond
stond schon einmol in den dreißiger nnd vierziger
Johren on der Spitze der Reformbewegnng in
Süddentschlond nnd in gonz Dentschlond, einer
Reformbewegnng ans dem Gebiete des inneren
politischen Lebens in Dentschlond, welche, domols
vielfoch ongesochten von den deutschen Regierungen
und von den konservotiven Porteien, doch dos Er-
gebnis; gehobt Hot, doß fost olle wesentlichen For-
derungen dieser Bewegung niedergelegt sind in die
Gesommtverfossnug Dentsehlonds und onerkonnt
nnd her Honptsoche noch unongefochten onch von
der Regierung nnd der konservotiven Portei, doß
sie dos gemeinsome deutsche Stootsrecht geworden
sind. Ans diesen Vorgängen der früheren Zeiten
lassen Sie uns die Hoffnung schöpfen, doß dos
entschlossene nationale Vorgehen des Landes Ba-
den onch in den anderen Ländern Süddeutsch-
londs, wo wir theils Regierungen, theils große
politische Porteien hoben, die einen ähnlichen Weg
zu beschreiten bereit sind, tiefere Wurzeln schlagen
wird für das Bedürfnis; nnd die Nothwendigkeit
einer vollständigen politischen Einigung der südd.
Staaten mit dem nordd. Bunde (Beifall), ein Be-
dürfnis; nnd eine Nothwendigkeit, welche wir nie-
mals verkannt und stets offen aufrecht erholten
hoben. Wir sind dem bod. Lande nnd dem bod.
Volke für diesen Vorgang Donk schuldig; wir ent-
nehmen daraus ober auch für uns die Zuversicht,
doß unsere, der Deutschen eigenste Aufgabe; die
Wiederherstellung einer gesoinmtdeutschen Verfas-
sung, in dem geeigneten Augenblicke ohne den Ein-
spruch Unberechtigter eine friedliche nnd glückliche
gruben und ein Kästchen fanden, welches sich als deS Don's
Eigcnthum herausstcllte. Es enthielt mehrere tausend Dol-
lars in Verschreibungen, Gold und anderen Münzen; auch
fanden sich Papiere dabei, welche für Niemanden anders
als für Gonzaga selbst Werth haben konnten. Der Inhalt
dieses Kästchens diente dazu, mich wieder von der Unschuld
meines Freundes zu überzeugen, denn die Beute, die man
aus dem Hause fortgeschleppt hatte, betrug zehn mal so
viel, als der Inhalt des Kästchens und es schien sehr un-
wahrscheinlich, daß der Näuber sich ein Memorandum von
dem unbedeutendsten Theilc der Plünderung gemacht haben
sollte. Aber diese Schlußfolgerung fand keine Gunst be
Detcctive Farceur und den klebrigen.
»Es können noch andere Memoranda dagcwcsen sein,
die wir nicht bemerkt haben", sagte der Detcctive, indem er
sein grünes Auge schloß. »Soviel steht fest. Eins muß
geschehen, Ihr Freund — er betonte das Wort Freund —
muß nach dem Gefängnisse in Marie Posa gebracht werden,
d. h. wenn wir ihn glücklich hinbringcn können.
Sein Ton klang vcrhängnißvoll.
Wir brachten die Nacht in der Rauche zu, während
Thorne eine starke Wache bcigegebcn wurde, und das Ge-
bäude war rings umgeben von den Peons des Ermordeten,
etwa zweihundert Mexikanern, welche von Nah und Fern

Lösung finden wird. (Lebhafter Beifall.) Der
Vertrag wird ohne Debatte angenommen.

j! Tagesübcrsicht.
Schwetzingen, 7. Juni.
Am verflossenen Sonntag Hot in gonz Spa-
nien die feierliche Verkündigung des Stoots-
grundsgesetzes d. h. der Verfassung stottgesnnden.
— Do sich bis heute noch kein fürstliches Geblüt
zur Uebernohme der spanischen Krone gemeldet Hot,
so ist einstweilen Morscholl Serrono so gütig, die
Regentschaft zu übernehmen. Kommt Zeit, kommt
Roth; man wiro dann später sehen, wie man die
Geschichte orrongirt.
Die Gräfin von Flandern ist mit einem
Söhnlein niedergekommen: „Gottlob, der Fink Hot
wieder Samen", können die erfreuten Belgier mit
Eberhard dem Greiner rufen.
Dos näher rückende ökumenische Konzil ruft
onch in der koth. Loienwelt eine Bewegung wach.
In den Rheinprovinzen zirkuliren Adressen, welche
die Betheilignng der Laien am kirchlich-sozialen
Leben der Pforrgemeinden verlangen.

Bade u.
*4 Schwetzingen, 8. Juni. Die künstliche
Erregung, in welche unser Lond durch dos Portei-
getriebe der Ultromvntanen und Demokraten ver-
setzt worden, hält nicht vor, trotzdem die regierungs-
feindlichen Porteien kein Mittel unversucht lassen,
die Bewegung im Flusse zu erholten.
Der „Sturm im Glase Wasser", welcher gegen
die Regierung herauf beschworen wurde, Hot blos
koustotirt, doß letztere den vernünftigen Theil des
Volkes, dessen Kops durch portikuloristische Norur-
theile, durch konfessionelle Hetzereien nicht eingenom-
men ist, für sich Hot.
Der Fürst unserer Landes Hot die Stellung
welche er dem entbrannten Priuzipienkompfe ge^
herbeigcströint waren, unter ihnen Don Miffling, den wir
schon früher erwähnten. Sie waren sehr aufgeregt und ver-
langten, daß man den Gefangenen augenblicklich ihrer Rache
übergebe. Zu meinem Erstaunen setzte Dectctive Farceur
dem Haufen wenig Widerstand entgegen. Er sprach viel
von summarischer Justiz, machte spöttische Bemerkungen
über die Schwäche der Richter und zeigte den groben un-
rohen Leuten gegenüber, die immer tobender wurden, eine
gemeine Unterwürfigkeit. Indessen gab cs jedoch sechs von
unserer Gesellschaft, auf die ich mich verlassen konnte; es
waren ehrliche kräftige Bursche, Minenarbeiter aus den Ber-
gen und Einer von ihnen hatte Grund, mir verpflichtet zu
sein. Ich stellte mich mit gutem Vertrauen an ihre Spitze.
_(Fortsetzung folgt.)
Die Eröffnung der Paerfie-Eiserrdahn.
Am Montag Nachmittag den 10. Mai, kurz vor 3 Uhr
verkündeten Glockengcläute und Kanonendonner den Bewoh-
nern Philadelphias, daß die Pacific- und Atlanticeisenbahn
nun verbunden, der Veclehr zwischen dem atlantischen Occan
und stillen Meer nun eröffnet und Philadelphia im direkten
Verkehr mit San Francisco stehe. Tie Nachricht wurde
von, Publikum mit großem Jubel empfangen, und bald
waren alle öffentlichen Gebäude, die Zeitungsbureaus, sowie
viele Privatgebäude mit Flaggen geschmückt. Der Telegra-
 
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