«o. 83.
Dritter Jahrgang.
Freitag, 19. März, 1869.
Erscheint Sonntag,
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanstaltcn und
Boten nehmen Bestel-
lungen an.
für die Bezirke Schwetzingen und Philippsburg.
Preis: '/^jährlich 45kr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.
Die Boten erhalten
2 kr. monatlich.
Verkündigungsblatt d-s Amts-». Amtsgerichtsbezirks Schwetzingen.
Grgan der badischen Kopfenproducenten
(unter Koutrole der landwirtschaftlichen Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).
* Die Gerüchte über Allianzabschlüsse
zwischen Frankreich und Italien und die daran geknüpften
Kriegsbefürchtungen beschäftigen die Presse gegenwärtig sehr
lebhaft; während diese allarmirenden Nachrichten von einem
Theile derselben in Abrede gestellt werden, weiß der andere
sogar schon verschiedene Punkte näher zu bezeichnen, auf deren
Grund hin der Abschluß einer Allianz erfolgt sein soll!
Unmöglich wäre ein solcher Schritt der Cabinette von
Paris und Florenz durchaus nicht, doch sind in jüngster Zeit
überhaupt so viele aufregende und aufhetzende Nachrichten, die
einen Kriegesausbruch zwischen Preußen und Italien als un-
vermeidlich hinstellen, colportirt worden, daß es den Anschein
hat, als wolle man geradezu auf diesem Wege mit aller Ge-
walt und in frivolster Weise die beiden gewalligen Nachbarn
tatsächlich gegen einander in Harnisch bringen.
Dem „Schw. Merkur" wird in dieser Hinsicht von Berlin
aus geschrieben:
Die Pessimisten und Allarmisten waren in diesen Tagen i
wieder sehr thätig, und wenn diese einer bessern Sache würdi-
gen Anstrengungen den Krieg zum Frühjahr nicht näher ge-
bracht haben, so war es nicht die Schuld jener unruhigen
Propheten. In Wahrheit sind die in Europa schwebenden
Fragen zwar noch nicht gelöst, und die seit 1866 durch die
Ereignisse geschaffenen Provisorien gehen ihrem Abschluß noch
nicht entgegen. Aber eine Verschlimmerung der allgemeinen
Lage spuckt nur in den Köpfen theils der dabei interessirten,
theils der leichtgläubigen Leute. Nach zuverlässigen Privat-
nachrichten aus Frankreich sind dort die Zurichtungen noch kei-
neswegs so weit vorgerückt, daß der Kaiser Napoleon einen
Waffengang mit dem norddeutschen Bunde nicht als ein sehr-
gewagtes Unternehmen ansehen sollte. Die Mobilgarde na-
mentlich ist noch nicht in genügender Weise gebildet. Von
einer Anleihe, ohne welche Frankreich keinen Krieg sübren
könnte, hat noch nichts verlautet. Man braucht endlich kein
Militär zu sein, um zu erkennen, daß, damit im Frühjahr
ein Krieg beginne, die Vorbereitungen dazu doch jeizt inehr
sichtbar sein müßten als dies der Fall ist. Das italienisch-franzö-
sische Bündniß gegen Preußen wird von allen zuständigen
Seiten, namentlich aus Florenz, dementirt. Wer überdies die
Pariser journalistischen und sogenannten politischen Kreise halb-
wegs kennt, weiß, wie dort von einem Tage znm andern, ja
vom Morgen zum Abend mit der größten Leichtigkeit gerade
das hergestellt wird, was heutzutage am schwersten ist, nämlich
eine Allianz für alle Fülle zwischen zwei Großstaaten. So
lange mau nicht hört, daß General Lamarmora Aussichten Hai,
wieder an die Spitze der Geschäfte zu gelangen, kann man
über Italiens aktive Parteinahme gegen Preußen beruhigt sein.
Die fraglichen Allianzgerüchte stammen auch sehr wahrscheinlich
«ns der Umgebung Lamarmora's, der damit die Stellung des
tzcgenwäriigen italienischen Ministeriums Menabrea erschüttern
«röchle, was ihm indessen nicht leicht gelingen wird.
Baden.
Tü Schwetzingen, 16. März. Als vor einiger Zeit
rmser Landtagsabgeordneter Hr. vr. Gerber von Hockenheim
vor seinen Wählern hier Rechenschaft über sein Verhalten zur
Offenbnrger Parteifrage ablegte, benützte derselbe diese Gelegen-
heit zu einer festem Verbindung der liberalen Gesinnungsge-
nossen unserer Stadt und Umgegend aufznfordern, womit die
damals Anwesenden „im Princip" wohl einverstanden schienen,
ohne daß jedochWis heule jene Anregung irgend welche Früchte
getragen hätte! Nicht sowohl Mangel an Interesse für die
öffentlichen Angelegenheiten unseres Landes als die Sorge, da-
durch Gegensätze wachznrufen, scheinen die Gründe zu sein,
welche der Sache entgegenstanden.
Immerhin gibt es aber einen Weg, zu einer derartigen,
wünschenswertsten Vereinigung, der seit längerer Zeit mit
Erfolg begangen wird und ans welchem sich Alle begegnen
können, die überhaupt keiner exklusiven Partheianschannng hul-
digen; cs ist dies das Institut der sogen. B ü r g e r a b e n d e,
welche die Bestimmung haben, die einander nicht geradezu wi-
derstrebenden bürgerlichen Elemente einander näher zu bringen,
! zu befreunden, Belehrung über diesen oder jenen Gegenstand
öffentlicher Interessen zu geben oder zu empfangen, und im freien
Meinungsaustausch gegentheilige Ansichten zu berichtigen.
Je nach der Zeitlage könnten die zum Vortrage und zur
Besprechung gelangenden Gegenstände wechseln, bald dein po-
litischen, bald dem volkswirtschaftlichen Gebiete entnommen
werden.
Freilich müßte dabei eine gewisse Befangenheit und Zu-
rückhaltung, die keinen freien Gedankenaustausch aufkommen
läßt, schwinden und etwas mehr Wärme in derartige öffentliche
Versammlungen treten, als man bisher wahrnehmen konnte.
Aii Männern, die vermöge ihrer Bildung befähigt sind,
Vorträge in klarer, faßlicher Weise zu halten, fehlt es uns
nicht, und anschließend an diese Vorträge würde an der nachfol-
genden ungezwungenen Diskussion über das vorangegangene
Thema Jedermann theilnehmen können.
Wenn wir diesen Vorschlag heute unfern Mitbürgern un-
terbreiten, so haben wir keinerlei bestimmte Partheifürbungen,
keinerlei bestimmte Persönlichkeiten im Auge, sondern richten
unsere Worte an Alle, insbesondere aber an Jene, welche Sinn
für das Gemeinwohl besitzen und nicht in indifferenter Apathie
für die öffentlichen Zustände unseres Gemeinde- und Staats-
wesens dahinleben.
ff Weinheim, 16. März. In hiesiger Stadt hat sich
für diese und die Umgegend ein Verschönerungs-Verein gebildet,
dem bereits sowohl von der Gemeindebehörde als auch von
Privaten ansehnliche Mittel geboten sind, so daß zu erwarten
steht, daß manche längst gehegte Wünsche hinsichtlich der Ver-
schönerung unserer Stadt jetzt erfüllt werden.
Weinheim, 16. Mürz. Der hiesige „Anzeiger" macht
das Publikum darauf aufmerksam, daß ein hiesiger Bäcker sich
hat bestimmen lassen, mit „L i e b i g' s ch e m Backpulver"
Brod zu backen, und daß er, wenn dafür sich Geschmack zeigt,
damit fortfahren werde. Bei dieser Gelegenheit wird von einem
erfahrenen Chemiker eine volksthümliche Beleuchtung des Brod-
backens gegeben. (Karlsr. Ztg.)
Dritter Jahrgang.
Freitag, 19. März, 1869.
Erscheint Sonntag,
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanstaltcn und
Boten nehmen Bestel-
lungen an.
für die Bezirke Schwetzingen und Philippsburg.
Preis: '/^jährlich 45kr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.
Die Boten erhalten
2 kr. monatlich.
Verkündigungsblatt d-s Amts-». Amtsgerichtsbezirks Schwetzingen.
Grgan der badischen Kopfenproducenten
(unter Koutrole der landwirtschaftlichen Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).
* Die Gerüchte über Allianzabschlüsse
zwischen Frankreich und Italien und die daran geknüpften
Kriegsbefürchtungen beschäftigen die Presse gegenwärtig sehr
lebhaft; während diese allarmirenden Nachrichten von einem
Theile derselben in Abrede gestellt werden, weiß der andere
sogar schon verschiedene Punkte näher zu bezeichnen, auf deren
Grund hin der Abschluß einer Allianz erfolgt sein soll!
Unmöglich wäre ein solcher Schritt der Cabinette von
Paris und Florenz durchaus nicht, doch sind in jüngster Zeit
überhaupt so viele aufregende und aufhetzende Nachrichten, die
einen Kriegesausbruch zwischen Preußen und Italien als un-
vermeidlich hinstellen, colportirt worden, daß es den Anschein
hat, als wolle man geradezu auf diesem Wege mit aller Ge-
walt und in frivolster Weise die beiden gewalligen Nachbarn
tatsächlich gegen einander in Harnisch bringen.
Dem „Schw. Merkur" wird in dieser Hinsicht von Berlin
aus geschrieben:
Die Pessimisten und Allarmisten waren in diesen Tagen i
wieder sehr thätig, und wenn diese einer bessern Sache würdi-
gen Anstrengungen den Krieg zum Frühjahr nicht näher ge-
bracht haben, so war es nicht die Schuld jener unruhigen
Propheten. In Wahrheit sind die in Europa schwebenden
Fragen zwar noch nicht gelöst, und die seit 1866 durch die
Ereignisse geschaffenen Provisorien gehen ihrem Abschluß noch
nicht entgegen. Aber eine Verschlimmerung der allgemeinen
Lage spuckt nur in den Köpfen theils der dabei interessirten,
theils der leichtgläubigen Leute. Nach zuverlässigen Privat-
nachrichten aus Frankreich sind dort die Zurichtungen noch kei-
neswegs so weit vorgerückt, daß der Kaiser Napoleon einen
Waffengang mit dem norddeutschen Bunde nicht als ein sehr-
gewagtes Unternehmen ansehen sollte. Die Mobilgarde na-
mentlich ist noch nicht in genügender Weise gebildet. Von
einer Anleihe, ohne welche Frankreich keinen Krieg sübren
könnte, hat noch nichts verlautet. Man braucht endlich kein
Militär zu sein, um zu erkennen, daß, damit im Frühjahr
ein Krieg beginne, die Vorbereitungen dazu doch jeizt inehr
sichtbar sein müßten als dies der Fall ist. Das italienisch-franzö-
sische Bündniß gegen Preußen wird von allen zuständigen
Seiten, namentlich aus Florenz, dementirt. Wer überdies die
Pariser journalistischen und sogenannten politischen Kreise halb-
wegs kennt, weiß, wie dort von einem Tage znm andern, ja
vom Morgen zum Abend mit der größten Leichtigkeit gerade
das hergestellt wird, was heutzutage am schwersten ist, nämlich
eine Allianz für alle Fülle zwischen zwei Großstaaten. So
lange mau nicht hört, daß General Lamarmora Aussichten Hai,
wieder an die Spitze der Geschäfte zu gelangen, kann man
über Italiens aktive Parteinahme gegen Preußen beruhigt sein.
Die fraglichen Allianzgerüchte stammen auch sehr wahrscheinlich
«ns der Umgebung Lamarmora's, der damit die Stellung des
tzcgenwäriigen italienischen Ministeriums Menabrea erschüttern
«röchle, was ihm indessen nicht leicht gelingen wird.
Baden.
Tü Schwetzingen, 16. März. Als vor einiger Zeit
rmser Landtagsabgeordneter Hr. vr. Gerber von Hockenheim
vor seinen Wählern hier Rechenschaft über sein Verhalten zur
Offenbnrger Parteifrage ablegte, benützte derselbe diese Gelegen-
heit zu einer festem Verbindung der liberalen Gesinnungsge-
nossen unserer Stadt und Umgegend aufznfordern, womit die
damals Anwesenden „im Princip" wohl einverstanden schienen,
ohne daß jedochWis heule jene Anregung irgend welche Früchte
getragen hätte! Nicht sowohl Mangel an Interesse für die
öffentlichen Angelegenheiten unseres Landes als die Sorge, da-
durch Gegensätze wachznrufen, scheinen die Gründe zu sein,
welche der Sache entgegenstanden.
Immerhin gibt es aber einen Weg, zu einer derartigen,
wünschenswertsten Vereinigung, der seit längerer Zeit mit
Erfolg begangen wird und ans welchem sich Alle begegnen
können, die überhaupt keiner exklusiven Partheianschannng hul-
digen; cs ist dies das Institut der sogen. B ü r g e r a b e n d e,
welche die Bestimmung haben, die einander nicht geradezu wi-
derstrebenden bürgerlichen Elemente einander näher zu bringen,
! zu befreunden, Belehrung über diesen oder jenen Gegenstand
öffentlicher Interessen zu geben oder zu empfangen, und im freien
Meinungsaustausch gegentheilige Ansichten zu berichtigen.
Je nach der Zeitlage könnten die zum Vortrage und zur
Besprechung gelangenden Gegenstände wechseln, bald dein po-
litischen, bald dem volkswirtschaftlichen Gebiete entnommen
werden.
Freilich müßte dabei eine gewisse Befangenheit und Zu-
rückhaltung, die keinen freien Gedankenaustausch aufkommen
läßt, schwinden und etwas mehr Wärme in derartige öffentliche
Versammlungen treten, als man bisher wahrnehmen konnte.
Aii Männern, die vermöge ihrer Bildung befähigt sind,
Vorträge in klarer, faßlicher Weise zu halten, fehlt es uns
nicht, und anschließend an diese Vorträge würde an der nachfol-
genden ungezwungenen Diskussion über das vorangegangene
Thema Jedermann theilnehmen können.
Wenn wir diesen Vorschlag heute unfern Mitbürgern un-
terbreiten, so haben wir keinerlei bestimmte Partheifürbungen,
keinerlei bestimmte Persönlichkeiten im Auge, sondern richten
unsere Worte an Alle, insbesondere aber an Jene, welche Sinn
für das Gemeinwohl besitzen und nicht in indifferenter Apathie
für die öffentlichen Zustände unseres Gemeinde- und Staats-
wesens dahinleben.
ff Weinheim, 16. März. In hiesiger Stadt hat sich
für diese und die Umgegend ein Verschönerungs-Verein gebildet,
dem bereits sowohl von der Gemeindebehörde als auch von
Privaten ansehnliche Mittel geboten sind, so daß zu erwarten
steht, daß manche längst gehegte Wünsche hinsichtlich der Ver-
schönerung unserer Stadt jetzt erfüllt werden.
Weinheim, 16. Mürz. Der hiesige „Anzeiger" macht
das Publikum darauf aufmerksam, daß ein hiesiger Bäcker sich
hat bestimmen lassen, mit „L i e b i g' s ch e m Backpulver"
Brod zu backen, und daß er, wenn dafür sich Geschmack zeigt,
damit fortfahren werde. Bei dieser Gelegenheit wird von einem
erfahrenen Chemiker eine volksthümliche Beleuchtung des Brod-
backens gegeben. (Karlsr. Ztg.)