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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0007

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Mittwoch, 6. Januar 1869.

Ho. 2.

Dritter Jahrgang.

Preis: ^jährlich 45U.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.
Die Boten erhaltm
2 kr. monatlich.
für die Bezirk c Schwetzingen und Philippsbürg.
Verkündigungsblatt d-s Aultsn,. Amtsgerichtsbezirks Schwetzingen.
Organ der badischen KopfenproducenLen
(unter Koutrole der laudwirthschaftlichen Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).

Erscheint Sonntag,
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanstaltcn und
Boten nehmen Bestel-
lungen an.


tzmgegangen
für die Hinterbliebenen des verunglückten Kaspar Haag
von Ketsch:
Uebertrag aus voriger Nummer.67 fl. 15 kr.
Ertrag einer Sammlung im „Witter* ... 5 fl. 45 kr.
Von Hrn. Gg. L. in Schwetzingen.1 sl. — kr.
Summa . 74 fl. — kr.
Herzlichen Dank sür die vielfachen Beweise von Theilnahme, die der
ihres Ernährers beraubten Familie zu Thcil wird! — Weitere Beiträge
hoffen wir in unseren nächsten Nummern verzeichnen zu können!
Ai« Expedition d. ZZ5.

— Zur Lage.
Als der Konflikt zwischen den Offenburger Abgeordneten
und dem Ministerium ausbrach, da rieb man sich in den ul-
tramontanen und demokratischen Lagern unseres Landes die
Hände vor innerlichem Vergnügen; war doch der Negierung
ein neuer Feind und diesmal einer aus der Mitte der Regie-
rungsparthel selbst erstanden! Welch' vielversprechender Bun-
desgenosse, von dem sich sagen ließ: Vorwärts bist Du,
rückwärts kannst Du nimmer, also mit uns
durch Dick und Dünn gegen die Negierung!
Ist einmal erst der gemeinsame Feind besiegt; so wird sich
nachher zeigen, wer von uns an's Ruder kommt!
Die Gelegenheit schien den regierungsfeindlichen Partheien
des Landes überaus günstig, jetzt eine „große Aktion" gegen
das Ministerium in Scene zu setzen. Sowohl aus dem ul-
tramontanen als demokratischen Lager streckte man den Offen-
burgern die Hände unter dem lauten Rufe: Heran zu uns!
verlangend entgegen!
Als aber die Offenburger keine Miene machten, die dar-
gebotenen „Bruderhände" zu ergreifen, als kein Fuß sich hob,
den Harrassprung aus dem nationalliberalen Lager in das
der Ultramontanen oder Demokraten zu machen, da sanken die
ausgereckten Arme wieder und die bitterste Enttäuschung folgte
den kühnen Planen der regierungsfeindlichen Partheien! Die
Parole „Arm in Arm mit den Öffenburgern" wurde wieder
eingezogen. — Jetzt wäre Rücksichtnahme der neuen Parthei-
bildung gegenüber Schwachheit gewesen! Während die ultramon-
Laue Presse die Offenburger Männer mit Hohn und Spott
zu überschütten und mit Verdächtigungen der gemeinsten Art
gegen dieselben hervorzutreten begann, gaben die demokratischen
Organe zu verstehen, daß sie sich in den Offenburgern geirrt
und von dieser Seite her keine Parteiverstürkung zu erwarten
hätten.
Die Offenburger Partei selbst hat ihre Stellung der Ne-
gierung gegenüber tlar genug erläutert. Sie hält ausdrücklich
am deutschen Einigungswerke fest und will nur da, wo ihr
Programm mit den Negierungsgruudsätzen nicht zusammen trifft,
der Negierung entgegen wirken.
Das ist nur vollkommen in der Ordnung. Wir haben
auch nicht daran gezweifelt, daß Männer wie Lcnney, Bluntschli,
Kieffer u. a. m. die Regierungsmaßnahmen nie blindlings
gutheißen würden. Unser Ministerium, welches sich aber seither

von den gleichen Grundsätzen leiten ließ, zu welcher sich die
liberale Partei bekennt, darf darum, so lange es auf diesen
Bahnen weiter schreitet, der Unterstützung der Liberalen des
ganzen Landes gewiß sein. Die Verständigung und Versöhnung
zwischen der Regierung und den Liberalen wäre somit gesichert
und der Zeitpunkt scheint noch ferne, wo der Ultramontanismus
als „Retter der Gesellschaft" berufen sein wird, das wankende
und in sich zusammenbrechende (!) badische Staatsgebüude neu
aufzurichten!
Warum sollte jeder Landmann einem Vor-
schuß- oder Kreditvcreine augelsören?
Von L. Parisius.
Wer in unserem deutschem Vaterlande sich von Osten
nach Westen, von Norden nach Süden, unbekümmert um
Kreis-, Provinzial- und Staatsgrenzen, mit offenen Augen
umsieht, wird in den Städten die Unterschiede in dem ganzen
wirtschaftlichen Thun und Treiben des Volkes nicht halb so
stark ausgeprägt finden, wie auf dem Lande. Man vergleiche
nur Mecklenburg mit der Wetterau und Rheinpfalz oder Ma-
suren und Litthauen mit dem Magdeburgischen — sind größere
Verschiedenheiten in allem, was mit der Landwirtschaft zu-
fammenhüngt, in Verteilung des Grundbesitzes, in Bearbeitung
des Grund und Bodens, in Bildung und Wohlstand der länd-
lichen Arbeiter, innerhalb derselben Nation denkbard Aber
merkwürdig — in einem stimmen zur Zeit die Landwirthv
überall ziemlich zusammen; in der K l a g e über Kredit-
m ange l.
Freilich sind auch diese Klagen nicht gleich; hier klagt
mehr der große Grundbesitz, dort mehr der kleine; hier ver-
langt inan mehr nach Hypothekenkapitalien, wo möglich nach
unkündbaren, dort mehr nach Kapitalien zur zeitweisen Aus-
hülfe. Ob und wie weit das erste Verlangen ein berechtigtes
ist, und ob man ihm blos durch Verbesserungen der in den
meisten deutschen Ländern anerkannt höchst mangelhaften Hy-
pothekengesetze, oder wodurch sonst, abzuhelfen vermag, — da-
rüber wollen wir uns jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Für
Norddeutfchland mag es zunächst der hohe Bundesraths-Aus-
schuß für Handel und Verkehr thun, welcher in seiner Unter-
suchung über das Hypothekeubaukwesen 24 Sachverständige der
verschiedensten Lebens- und Berufr-stelluugen nicht blos aus
Preußen, sondern auch aus Sachsen, Mecklenburg, Alteuburg,
Oldenburg, Braunschweig, Hamburg und Bremen ausführlich
vernahm und darüber neuerdings stenographische Berichte ver-
öffentlichte.
Weniger auf örtliche oder provinzielle, als auf allgemeine
Ursachen ist die überall laut werdende Klage der Laudwirthe
über den Mangel des p e rsönli ch e n K redits zurückzu-
führen. Der Laudwirth muß heut' zu Tage den persönlichen
Kredit weit mehr als früher in Anspruch nehmen. Dies beruht
vor Allein auf der veränderten wirthschafllichcu Stellung der
Ackerbautreibenden. Au Stelle der Naluralwirthschast ist die
Geldwirthschast, an Stelle der Frohnden, der persönlichen Lei-
stungen, und der Zehnten und Naturalabgaben sind die Geld-
 
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