Amts-Nerkündigungsölatl für den Bezirk Schwetzingen.
Badische H »ipsc >» rei 1 ung.
Hrjcheint wöchenilich drei Mal nebst der bklletristijchrn Beiciabe S o n n 1 a y Z b la l t. — ItLe Postanstalicn und Boten nehmen Bestellungen an. -- Preis vierteljährlich 1 fl. 15 kr.
Anzeigen, die dreigespnltenc PetitzcNc oder deren Nouin 8 N.
Politische Rundschau.
Gchwetzirrgerr, 23. Dez. Die Nachrichten,
.welche vom Konzil in die Presse gelangen find
spärlich und widersprechend. Während die cicrica-
ten Blätter die Einmüthigkeit und Bolhmäßigkeit
der geistlichen Oberhirten rühmen, wißen die li-
beralen Blätter von bevorstehenden Spaltungen
und sogar von einem Proteste deS Erzbischofs v.
Paris gegen die beabsichtigte Geschäftsordnung zu
berichten. Die Wahrheit wird, wie immer, so ziem-
lich in der Mitte liegen.
Bor wenigen Lagen hat der Papst 600 Fran-
zosen mi Datrcan empfangen, sich mü den meisten
unterhalten, alsdann den Tyron bestiegen und eine
Anrede in französischer Sprache an die Versamm-
lung gehalten, worin er die Uek> erhebnng als
den schlimmsten Feind und den Ursprung der Re-
volutionen bezeichnet?. Ob der heilige Vater zur
Nutzanwendung der beabsichtigt gewesenen Unsehl-
barkeitSerklärnng dabei gedachte oder nicht, wird nicht
ausgesprochen. Jedenfalls ist es keine kleine Aufgabe
für den Papst die vielen Empfangsfeierlichkeiten
und Gemuthsbewegungen, welche die Tage des
Konzils mit sich bringen, durchzumachen.
Die Abgeordneten ziehen allerorten Angesichts
der bevorstehenden Ebristfeiertage heim, um im
Kreise der Ihrigen die trockenen Parlamentssessi-
snen zu vergessen.
Die preußischen Landbotcn sind diesmal mehr
als gewöhnlich von ihren Erfolgen erbaut. Dar
Gespenst des Dificits ist geschwunden und sogar
rm Ueberschuß zu constatiren, welcher wissenschaft-
lichen Zwecken zugewendet und für öffenitiche Un-
tcrrichtSaiistalten benützt werden soll. So gehts,
wenn man sich fest aus die Hinterbeine stellt und
den Finanzministeru zur rechten Zeit die Zähne
weist. Hätte der Reichstag, hätte das preuß. Ab-
geordnetenhaus s. Z. der Regierung die Mittel zur
Deckung des vorgeblichen Defizit's bewilligt, so
hätte das Volk blechen können, nun ist es aber
auch „ohne" gegangen und das ist gut für jetzl
rmd ein anderes Mal, wenn wieder so ein Deficit
auftaucht!
Zwischen der Hohen Pforte und dem
Vice-König von Egypten bleibt der Friede
erhaltein Der Vicekönig darf ohne Einwilligung
seines ^-ouverains keine Anleihen abschließen und
damit ist ihm das Handwert gelegt, denn zum
Siiegsühreu gehören Moneten. Außerdem können
die Gesandten des Vicekönigs nur mit Genehmi-
gung des Lultans an den verschiedenen Höfen be-
ßlaubigt werden.
In Montenegro spuckt es ganz gewaltig.
Die guten Leute dort unterstützen den Aufstand der
benachbarten Talmatier gegen Oesterreich so nach-
drücklich daß esZ)er Regierung schwer fällt, die
allzu lebhaften Sympathien ihrer Unterthanen zu
den Insurgenten im Zaume zu hatten.
Der Fürst von Montenegro steht zwischen Lhüre
And Angel. Entweder unterstützt er dem Willen
des Volke? nachgebend, die Aufständischen, wodurch
er in Eonslict nfii den Großmächten kommt, oder er
bcvbachtet die strengste Nentraiitä', was möglicher
Weise zu einer Umwälzung der Dinge im Innern
deS Landes führt.
In der Zweiten Kammer unserer Land
stände ist nach lebhafter Debatte das ContingentS-
gesetz und das Militärbudget aitgeuommeu worden.
Deutsch t U n d.
Hannover, 20. Dez. Das Kaiserhaus zu
Goslar, duser etwa um das Jahr ! 150 von Hein-
rich 1kl. gegründete Palast der deutschen Kaiser
war von dem Magistrat der vormaligen Regierung
mit der Bedingung der Restauration verkauft wor-
den Die gegenwärtige Regierung hat nun zur
Ee ullu g jener Bedingung 20,000 Tylr. bewilligt
und scud demgemäß die Vorarbeiten zur Erhaltung
eines Kunstschatzes, wie ihn kaum eine andere Stadt
Deutschlands auszuweiseu hat, schon seit längerer
Zeit mit Eifer und Umsicht ausgenommen. So
find z B. die Kornböden aus dem 163 Fuß langen,
52 Fuß breiten und 24 Fuß hohen Saale heraus-
genommen und die Stufen des Kaiserthrons (der
Thron selbst befindet sich in der Sammlung deS
Prinzen Friedrich Carl von Preußen) blosgelegt,
sowie auch auf dem Kaiserbaue ein Theil der Frei-
treppe und der alten Grundmauern ausgegraben.
Ausland.
Madrid, 12. Dez. Die Rückkehr der repub-
likanischen Deputirten in die Cortes hat wiederum
etwas Leben in die schläfrigen Kammerverhandlnu-
geu gebracht. Garrido ergriff in der vorgestrigen
Sitzung das Wort, um das vom Kriegsminister
eiugebrachte Projekt, nach dem für das bevorstehende
Jahr die Zahl der Soldaten aus 80,000 festgesetzt
werden soll, heftig anzugreifeu; er beklagt zunächst,
daß das spanische Heer so zahlreich sei, besonders
aber, daß die Zahl der Offiziere in keinem Ver-
hältnisse zu der der Soldaten stehe; während im
übrigen Europa höchstens ein Offizier auf 22 Sol-
daten komme, zähle mau in Spanien 1 Offizier
ans 8 Soldaten ; dadurch käme das Kriegsbudget
im Verhältnisse bedeutend höher zu stehen, als i»
irgend einem andern Lande, und der spanische
Soldat wäre thenrer, als selbst der englische.
Außerdem aber bildeten die Offiziere in Spanien
eine politische Macht, die dem Lande ihren Willen
aufzwünge, wie sie es 1854, 1856 und 1868 ge-
than. Anstatt 80,000 Soldaten sollte die Regie-
rung lieber 400,000 Freiwillige der Freiheit for-
dern, dieselben würden die Freiheit besser beschützen
und twrtheidigen, als das stehende Heer; letzteres
böte so wie so leine Garantien, weder für die
Revolution, noch für die Freiheit, denn dasselbe
Heer, das sich 1868 an Prim angeschlossen habe,
lim die Bourbonen zu stürzen, habe 1867 die Bour-
bonen gegen die Freiheit vertheidigt. Es sei zu
beklagen, daß nicht einmal eine Nationalmilitz
eristire, die dem Heere einigermaßen die Waage
halten könne. Die republikanische Partei sei zwar
nicht Feindin des Heeres, allein sie wolle dasselbe
nicht ani dem Küegssuße sehen, außer in «Zu.em
^Kriege mit dem Auslände. Gegenwärtig conspi
rire das Heer und diene nur dazu, die traurige
j Lage des Landes zu verschlimmern.
Lokalnachrichte«
H Schwetzingen, 22. Dec. Das gesellige
Leben, welches gewöhnlich mit Beginn der Weih-
nachtszeit seinen Anfang nimmt, verspricht uns
im Laufe dieses Winnes mancherlei Hübsches bieten
zu wollen.
Tic Gesellschaft „Zum runden Tisch", die im<
„Wilden 'Manu" ihr Lokat ausgeschlugen, wird'
nun bis künftigen Sonntag eine Abendnnterlml-
iu,g veranstalten, welche wir mit Freuden be-
grüßen und die uns eine Bürgschaft dafür ist,
daß wieder der gesellige Geist, der seit einigen
Jahren völlig abhanden gekommen zu sein schien,
bei uns einzieöen will. Mehrere'Mitglieder der Ge-
sellschaft, welche einst in den FaschiiigssißnMen
vergangener Jahre durch ihren origineMn.Hu-
mor, durch rednerische oder musikalische Borträge
glänzten, dürften, wenn sie nur einigermaßen den
Willen dazu haben, uns manchen so genußreichen
Abend wie damals ver chaffen und das langweilige
Philisterihnm, das nachgerade hier einzureißen
dro t, siegreich Niederkämpfen.
Um auf die bevorstehende Abendunterhaltung
zurück zu kommen, so hat uns'die Ankündigung
derselben wie ein Gruß aus einstigen, so freund-
lichen Tagen angcmuthet. Das Programm weist
gediegene und paffende Gesänge in reicher Ab-
wechslung auf und das folgende Lustspiel dürfte
dem Ganzen die Krone anssetzen. Erwähnen wir
noch, daß die Abeudunterhaltnng. in der-weiten,
geräumigen Sommerhalle des" „Wilden Mann",
die nunmehr zu einer Glashalle umgewandelt ist,
statt finden wird, Sänger, Darsteller, Zuhörer und
Zuschauer sich frei mw zwanglos bewegen können
und auch das schöne G, schlecht voraussichtlich stark
vertreten sein wird, so läßt sich ohne Zweifel auf
einen genußreichen Abend schließen.
(E i » g e j a ri d t.)
SicheremAVeriithmen nach soll die Ausstellung
weiblicher Handarbeiten bei Fräulein Fahrbach
noch bis Donnerstag den 23. d. M. Nachmit-
tags 4 Uhr zu sehen sein. Wir möchten deshalb
nicht versäumen. Jedermann, jwelcher sich für die
Sache interessirk, 'auf die wirklich schöne und
geschmackvolle Art, mit welcher genannte Arbeiten
ansgefnhrt sind, aufmerksam zu machen, kr.
* Schwetzingen, den 22. Dez. Wie es die
schöne Sitte nicht nur im Familien- , sondern
auch im Vereinsleben erheischt, wird der Sänger-
bund unserer Stadt am zweiten Christsesttage
eine Bescheerking, verbunden mit Tanzkränzchen
im Gailhof zum Erbprinzen abhatten. Auch die
Liedertafel zu Plankstadt wird eine ähnliche Fest-
lichkeit am Ehristabenbe selbst in ihrem Vereins-
! lokale begehen.