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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 6
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0023

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Freitag, 15. Januar 1869. Ao. 6.__ Dritter Jahrgang.

Erscheint Sonntag,
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanstaltcn und
Boten nehmen Bestel-
lungen an.
für die BcMe Schwetzingen und Philippsburg.
Verkündigungsblatt d-Z Amts-.-. Amtsgerichtsbezirks Schwetzingen.
Hrgan der badischen Kopfenproducenten
(unter Koutrole der landtoirthschaftlichen Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).


Preis: '/^jährlich 45kr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.
Die Boten erhalten
2 kr. monatlicy.

Wcchcnschaftsöericht
über
die für Wittwe Haag und Kinder in Ketsch bei uns ein-
gegangenen Gelder.
Laut No. 2 unseres Blattes vom 5. ds. M. betrug das Gesammt-
ergebniß der für die Hinterbliebenen des verunglückten Kaspar Haag ange-
stellten Sammlung fl. 74. — kr., welche wir durch Vermittlung des kath.
Pfarramtes zu Ketsch der Wittwe des Verunglückten zustellten, worüber
nachfolgende Empfangsbescheinigung:
Verehrlicher Expedition
bescheinigen wir hiermit den Empfang von 74 fl. als Ergebniß der be-
wußten Sammlung für die Hinterbliebenen des verunglückten Kaspar Haag
dahier.
Empfangen Sie zugleich und mit Ihnen alle hochherzigen Geber den
öffentlichen Ausdruck des herzlichsten Dankes von Seiten der Wittwe und
von uns für die so reichlichen Beweise werkthätiger Liebe und Theilnahme.
Ketsch, den 12. Januar 1869.
Katholisches Pfarramt:
Weniger.
Nochmals sagen aiuh wir allen Gebern unfern herzlichsten Dank für
die eingegangenen Beträge und können schließlich nur versichern, daß die-
selben einer hilfsbedürftigen, der Unterstützung werthen Familie zugekommen.
Schwetzingen, den 12. Januar 1869.
Die Expedition d. ZZk.

— Partheiweserr in Baden.

i.
Die Bevölkerung unseres Landes zerfällt gegenwärtig in
vier Pariheien, die sich je nach dem Wesen ihrer Ideen und
ihres Programmes einander nähern oder von einander abge-
stoßen werden. Der untergeordneten Schattirungen, die in gar
manchfache Farben hinüberspielen, können wir dabei nicht ge-
denken.
Die ultramontane und demokratische Par-
thei hat vor Allem Eins gemeinsam: Einen unauslösch-
lichen, unvertilgbaren Preußenhaß. Ihnen ist Alles, was
von Preußen ausgeht, von vornherein verdächtig. Jede Hand-
lung der preußischen Regierung wird mit vorurtheilsvoller Ge-
hässigkeit ausgenommen! Was kann von Nazareth — Preußen
— Gutes kommen, ist der Grundbaß, der sich in allen Ton-
arten wiederholt.
Mißliebige Maßregeln der preußischen Regierung werden
triumphirend im Posaunenton in die Welt hinausgeblascn,
treffliche, nachahmenswerthe Einrichtungen und Reformen der-
selben Regierung todtgeschwiegen oder zweideutig beurtheilt.
Für di- demokratische Parthei ist Preußen der Inbegriff
der Vergewaltigung und des Zäsarismus, die ultramontane
dagegen vergißt nie und nimmer, daß Preußen Oesterreich
sus Deutschland hinaus drängte und ihr so die vermeintliche
Stütze des Katholicismus raubte.
Daß diese einseitigen Ansichten in den Parteiorganen
täglich gepredigt, stündlich wiederholt, von ganz wesentlichem

Einflüsse auf die Anschauungsweise und Meinungen der blinden
Partheianhänger sein müssen, ist selbstverständlich und darum
nicht auffallend. In allen übrigen Stücken laufen die Zwecke
und Mittel, welche die genannten Partheien verfolgen, einander
schnurstracks zuwider.
Der Ultramontanismus bekämpft Preußen als den „Hort
des Protestantismus." Daß jedoch die Ideen des Fortschritts
und der religiösen Freiheit daselbst nur unter schweren Kümpfen
Vordringen, gereicht Preußen in den Augen der ultramoutanen
Parthei nicht zum Tadel, sondern ist vielleicht der einzige
Punkt, in welchem sie etwa mit der preußischen Regierung zu
sympathisiren vermöchte!
Die Demokratie hingegen kennt weder religiöse, noch
nationale Abgeschlossenheit. Sie sträubt sich nur deshalb ge-
gen den Abschluß an Norddeutschland, weil ihr das dort herr-
schende „stramme" Regiment verhaßt ist und sie überhaupt eine
Unterdrückung der Volksrechte in dem Bestehen des „König-
thums" erblickt.
Für sie ist die ganze Menschheit eine große Bruder-
familie, welche nur darin wettzueifern hat, die Segnungen des
Friedens zu verbreiten, ihre Händel auf dem Wege des sitt-
lichen Rechtes allein zu schlichten. Welche erhabene Grund-
sätze! Wenn sie nur auch durchführbar wären und wenn nur
auch die Demokratie begreifen wollte, daß die Welt von heute
noch nicht die Stufe erklommen, die in ein solches Eden führt.
Statt darum mit Verbissenheit und Sarkasmus auf das
kleinliche Getriebe dieser unebenen Erde, die für ihre Ideen
noch nicht reif ist, herunter zu blicken, thüte sie wahrlich besser,
ans ihrer idealen Höhe herab zu schweben und sich den gege-
benen Verhältnissen anzupasscn.
Während der Ultramontanismus die Geister der Ver-
gangenheit in unsere Tage hcreinzubeschwören sucht, eilt die
Demokratie auf den Flügeln erhabener Ideen in eine wahr-
scheinlich noch ferne liegende Zukunft und sucht dort den Trost
dafür, daß sie verkannt und unverstanden unter dem kleinlichen
Menschengeschlecht von heute wandelt.

Deutschland.
Hamburg, 10. Jan. Die „Hamb. Nachr." enthalten
ein Privattelegramm ans Wien, nach welchem die diplomatischen
Kreise auf die jüngste zwischen dem preußischen Gesandten und
dem Reichskanzler lebhafter zu Tag getretene Spannung Ge-
wicht legen.
O e ft e r r e i ch i s ch e Monarchie.
Wie», 7. Jan. Gestern Abend war die Cavallerie-
Kaserne in der Joscphstüdter Straße der Schauplatz einer blu-
tigen Scene. Uhlanen und Husaren, welche dort im Quartier
sind, geriethen in der Cantine bei einer Tanzuntcrhaltung in
Kampf miteinander. Die Uhlanen verlangten von einer musi-
circnden Zigeunerkapelle eine polnische „Mazurka", die Husaren
betrachteten dieses Ansinnen als beleidigend für ihre Nationa-
lität, und vom Wortgefecht kam es bald zu blutigem Streit.
Die unbewaffneten Uhlanen holten ihre Piken aus dem Kaser-
nenzimmer und von den Husaren wurde mit Pistolen auf die
 
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