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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 46
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0189

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Mittwoch, 21. April 1869.

>0. 46.

Dritter Jahrgang.

Erscheint Sonntag,
Mittwoch und
Freiing.
Alle Postanstaltcn nnd
Boten nehmen Bestel-
lungen an.


Preisi tzäjährlich ^5kr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.
Die Boten erhalten
2 kr. monatlich.

Verkündtgungsblatt des Amts- nnd Amtsgerichts-Bezirks Schwetzingen.
Grgan der badischen Aopsenproducenten
(unter Kontrole der landwirtschaftlichen Bezirksdirektion Schlvetzingen stehend).

Zur Notiz!


Anzeigen für unser Blatr können sowohl
Mündlich als schriftlich aufgegeben werden
und besorgen wir iir ersterem Falle gerne
die richtige Abfassung der Inserate.
Schwetzingen, im April 1869.
Die Expedition.

.ft Tagesübersicht.
Schwetzingen, 19. April.
Der Antrag Twestens, die Schaffung Ver-
antwortlicher Nnndesniinisterien belr. law verflos-
senen Freitag im Reichstage zur Verhandlung; der-
selbe ist mit 111 gegen 100 Stimmen angenom-
men worden.
Tie Arbeiternnrnhen in den Kohlenbergwerken
Belgiens gewinnen an Ausdehnung nnd nehmen
einen ernstern Charakter an.
Ans der Kathedrale von Toledo (Spanien)
wurden Reliquien und Kostbarkeiten im Werth von
16 Millionen Realen entwendet. Alan glaubt, daß die
Klerisei Auskunft über den Verbleib dieser Dinge
geben konnte, wenn sie nur wollte. Zwei Priester
nnd der Schließer des Domes sind in Gewahrsam
gebracht worden.
In Granada wurde eine carlistische Verschwö-
rung entdeckt.
Eine Anfrage ans dem Schooße der Cortes,
ob die Bildung karlistischer Banden auf Thatsachen
beruhe, beantwortete General Prim dahin, daß sich
an der französischen Grenze allerdings eine An-
sammlung karlistischer Parteigänger vorbereite. Auf
Cuba gewinnt die Revolution an Boden.
In Portugal soll eine Militarrevolntion bevor-
stehen; die Kammern sind auf den 26. April ein-
bernfen. Samiel, hilf!

Die griechische Kammer ist aufgelöst. Die
Neuwahlen werden im Mai vor sich gehen. Bnl-
garis, der Türkenfresser, hat keine Anssichten mehr,
wieder an's Ruder zu gelangen.
Die Entwaffnung der Candiotcn hat eine neue
Aufregung hervorgerufen.
Selbst im hohen Norden, an den Grenzmarken
der Kultur und Civilisation sehen wir einen Ver-
fassnngskonflikt florücn. Das isländische Althing,
dessen Gesetzesentwnrfe die dänische Regierung nicht
genehmigte, ist aufgelöst nnd eine Neuwahl ausge-
schrieben worden. Sollte das isländische „Moos"
hier mit im Spiele gewesen sein?
Baven.
Karlsruhe, 16. April. Der heute erschienene
„Staatsanzeiger" Nr. 10 enthält außer Personal-
nachrichten re. eine Bekanntmachung des Ministe-
riums des Innern: die Besetzung der Bezirks-
Thierarztstelle in Breiten betreffend. Thierarzt
L. R npp von Feudenheim, zur Zeit in Hocken-
heim, wurde zum Bez i rk sth i e ra rz t e für den
Amtsbezirk Breiten mit dem Wohnsitze in letzterer
Stadt ernannt.
Ocftreichische Monarch: e.
Wien, 15. April. Es verlautete schon gestern
gerüchtsweise, daß der F.-M.-L. Möring, einst
Mitglied des Frankfurter Parlaments zum defini-
tiven Ministerpräsidenten ansersehcn sei. Seine
Kandidatur ist, wie ich höre, eine sehr ernsthafte,
vielleicht, da sie nnmit clbar vom Kaiser getragen
wird, der in dem gegenwärtigen Statthalter von
Triest die Energie nnd die Ergebenheit des Sol-
daten mit der staatsmünnischen Begabung nnd
m>t dem vollen Verständnis; für die Forderungen
der Zeit gepaart findet, die ernsthafteste von allen,
welche bis jetzt aufgetancht sind. Ich möchte ans
manchen Anzeichen schließen, daß die Verhandlungen
mit ihm nicht bloß schon begonnen haben, sondern

schon sehr weit gediehen sind. Wahrscheinlich ist
es übrigens, daß für den nur noch kurzen Rest
der Session — bis nächsten Mai — das gegen-
wärtige Provisorium aufrecht erhalten bleibt, und
daß erst nach dem Schluß des Reichsraths der
neue Ministerpräsident an die Spitze der Ge-
schäfte tritt. (Karlsr. Ztg )
Sl u s l a u
Dänemark. Das isländische Althing
ist, da der von demselben beschlossene Entwurf
eines Verfassungsgesetzes für Island nicht die Be-
stätigung des .önigs hat finden können, durch
einen vom 26. Februar datirten offenen Brief
aufgelöst nnd das neu zu wählende Althing auf
den 27. Juli d. I. einbernfen worden.
Brüssel, 12. April. Ans Seraing, wo
Arbeiternnrnhen ansgebrochen sind, welche bereits
zu Zusammenstößen mit dem Militär führten, wird
berichtet: „Der gestrige Abend war sehr unruhig.
Es ist eine beträchtliche Anzahl von Fremder hier,
nnd heimliche nnd wiederholte Aufhetzungen gegen
die Behörden hören nicht auf. Der Oberst von
Laethem ist leicht verwundet. Bei einem Kavallerie-
angriff wurden mehrere Personen verwundet, drei
davon tödtlich. . . Tie Straßen liegen voll von
Steinen; Laternen nnd Schaufenster sind cinge-
worfen u.,d Mauern dcmolirt worden. Zwei
Schwadronen Kavallerie sind diesen Morgen an-
gekominen. Man meldet von einem Versuch zur
Arbeitseinstellung in Jemappes. — Ein Telegramm
ans Seraing von heute Morgen (12.) berichtet,
daß die Ruhe wieder hergestellt sei. Nach dem
„Journ. de Bruxelles" haben am Freitag Abend
von den 30 anwesenden Gendarmen 11 mehr oder
minder bedeutende Verwundungen erlitten. Am
Samstag waren sümmtliche Truppen der Garnison
von Brüssel nnd die Gendarmerie in ihren Kaser-
nen konsignirt für den Fall, daß man sie gegen
die Ruhestörer von Seraing nöthig haben sollte.

Meu 6 ete 6 t.
Novelle von Hermann U h d c.
(Fortsetzung.)
Als Ferdinand mich erblickte, wurde er einen Augen-
blick unruhig und bestürzt, — ich that, als bemerkte ich
dies gar nicht, sondern wünschte ihm in herzlichen Worten
Glück zu seiner Genesung, und neckte ihn dann scherzend
und möglichst unbefangen über die weiten Reisen, welche
wir in seinen Phantasien während so kurzer Zeit gemacht
haben sollten.
Wahrhaftig — so endete ich — nie hätte ich geglaubt,
daß Tu so reizbar seist — wenigstens Deine Kopfnervcn
hätte ich doch für stärker gehalten. — Nun, wenn wir wie-
der zusammen dinirm, so sei überzeugt, daß ich Dir nicht
erlaube, etwas Anderes zu trinken als klares Duellwasser!
Nach diesen Worten umarmte und küßte ich den klei-
nen Bruno, mit welchem ich schon den ganzen Morgen ge-
spielt, und den ich beschenkt hatte, welcher mich also demge-
mäß, nach Kindcrnrt, schon ganz vertraulich und wie einen
alten guten Bekannten behandelte.
Tu kennst diesen Herrn? fragte Ferdinand den Kleinen.
O ja wohl! erwiderte das kluge Kind unverzüglich: das
ist Dnkel Eduard, Papers guter Freund!

So hatte mich der kleine Bruno früher immer genannt;
— Clementine, welche bei ihres Gatten Frage sich doch ei-
ner inneren Angst nicht hatte erwehren können, vermochte
kaum einen Ausruf der Freude zurückzuhnltcn — sie schloß
das kleine Wesen in ihre Muttcrarme und küßte cs innig
auf Augen und Mund.
Jetzt legte sich der greise Arzt ins Mittel.
Gut! rief er aus — für heute haben wir unseren
Neconvalesccnten genug aufgeregt: der Graf bedarf noth-
wcndig der Ruhe. — Sie müsstn mir jetzt schon den Ge-
fallene thun, Ihren freundschaftlichen und zärtlichen Gefühlen
für unseren Kranken einen Zaum anzulegcn und sich zurück-
ziehen I — Und damit schob er uns hinaus.
Gerettet! . . . o mein Gott! Er ist gerettet! jubelte
Clementinc unter Thräncn aus vollem Herzen; und mit
ersticktem Schluchzen sank sic an meine Brust.
— Und Ferdinand war in der That gerettet. Nach
Ablauf von nicht einem Monate lebte er schon ganz seinen
früheren Gewohnheiten gemäß, und als ob niemals ein
Wölkchen die strahlende Sonne seines Glückes getrübt hätte.
Seine ganze Umgebung war aufs Eifrigste bemüht, die un-
schuldige List nach Kräften aufrecht zu erhalten, welcher er
die Wiedererlangung seines Verstandes verdankte. — Diesen
heilsamen Jrrthum möglichst zu verlängern und zu verstär-

ken, war unser beständiges Trachten, unsere einzige Sorge.
Selbst der kleine Bruno — Tank den unablässigen Bemü-
hungen seiner Mutter, welche schon von seiner Geburt an
täglich immer und immer wieder bemüht gewesen war, auf
das Kind derart cinzuwirken, daß cs den beabsichtigten Tc-
talcindruck auf Ferdinand wesentlich verstärkte, Tank
ferner jenem der Menschenbrust innewohnenden und
unerklärlichen Etwas, das wir gemeinhin die Summe der
Natur zu nennen pflegen, — trug zur Heilung des Patien-
ten durch sein liebliches Gebühren, durch seine unschuldige,
unbefangene und trauliche Weise, sich zu geben, das Meiste
bei. — Vier Jahre der Sorge und des Grams waren
zwar an Cleincntincns schönen Zügen nicht spurlos vorüber -
gcgangen, — ihre Wangen waren bleich, die Linien des Ge-
sichtes schärfer markirt, und der Glanz der Augen getrübt;
allein Ferdinand f.euerseits war mit sich selbst nnd dem,
was er mit sich vorgcgangen glaubte, so sehr beschäftigt, daß
er dies in seiner Wonne wohl übersehen konnte.
(Schluß folgt.)
Der Untergang der römischen Ncpnblik.
(Fortsetzung.)
Am 8. Juli zogen die Franzosen in Nom ein. Zu
derselben Stunde, Mittags zwölf Uhr, verlas der Präsident
 
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