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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 94
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0381

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^rcitaa. IS. August 1868. 94. Dritter Jahrgang.


Amts-M'rküiidigllngsösalt für dm Bezirk Schwetzingen.

Badische H ripf enzritung.

Erscheint wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe Sonntagsblatt. — Alle Postanstalten und Boten nehmen Bestellungen an. — Preis vierteljährlich 1 fl. kr.
Anzeigen, die dreigcspaltene Pctitzeile oder deren Rauin 3 kr.

Deutschland.
Dresden, 6. Aug. Das Dresdener Journal
schreibt: In Bezug auf das Grubenunglück im
Plauenschen Grunde liegt uns beute die Meldung
vor, daß die Zahl der Verunglückten, welche von
mehreren Seiten viel höher angegeben wurde, als
sie von uns zuerst angeführt war, glücklicherweise
noch zurückbleibt, indem jetzt constatirt ist, daß am
Tage der Katastrophe in beiden Schächten nicht
mehr als 270—272 Bergleute angefahren seien
(nach andern Angaben wäre die Zahl der Ange-
fahreneu positiv auf 269 festgestellt), die sümmt-
lich den Tod gefunden haben. Die Zahl der
zu Tage geför >erten Leichen betrug bis heute
Mittag 117, die sämmtlich beerdigt sind. Die
Luftströmung ist jetzt für die Arbeiter günstiger.
— Im Chemn. Tagbl. wird über die Explosion
berichtet: Die Heftigkeit des Schlages war der-
artig, daß die meisten durch das Hinanwerfen an
die Wände, die Decke und den Fußboden zer-
schmettert, ja buchstäblich zerfetzt wurden. Dian
findet sie häufig ohne Kopf, ohne Arme oder
Beine, welche Theile weit fortgeschleudert sind;
dabei wurden die Kleider sämmtlich vom Leibe ge-
rissen, und dieser überzog sich durch die hohe Hitze
mit einer schwarzen Kohleukruste. Nur die weitest
Entfernten erlagen der Erstickung durch den sog.
Nachschwaden; die große Mehrzahl aber wird
gänzlich verstümmelt und deßhalb völlig unkennt-
lich angetroffen, weil sie von der Explosion un-
mittelbar betroffen wurden. Diese war so heftig,
daß ein 300 Schritt langes, etwa 4 Schritt weites
Tunnelgewölbe zum Theil auseinandergepreßt und
die Zimmerung in den Strecken größteutheils zer-
stört wurde. In Folge dessen find die Strecken
vielerorts derartig zusammengebrochen, daß jetzt
130 Mann mit ihrer Wiederaufrüumung beschäf-

tigt sind und man gewiß noch verschiedene Wochen
dabei zubringen muß. Unter den hereingebrochenen
Stein- und Holzmaffen liegen nun die Leichen
verstreut umher. Hoffentlich wird nicht der täg-
lich sich mehrende Leichengeruch diese Aufräumungs-
aroeiten aufhalten; denn es fragt sich schon ohne-
dies, ob man alle aufzufinden vermag.
Eisenach, 9. August. Der Hierselbst zusam-
mengetretene Allgemeine deutsche Arbeiterkongreß
ist sowohl von der Bebelfchen Partei, wie von den
Anhängern Schweitzer's stark besucht. Von Be-
belscher Seite ist beschlossen worden, daß nur nach
Prüfung der Mandate Zutrittskarten ertheilt wer-
den sollen. Eine von Bebel, Becker und Geib
Unterzeichnete Proklamation fordert die Parteige-
nossen auf, Alles zu vermeiden, was zu Störun-
gen führen könnte. Die erste Versammlung des
Kongresses findet heute Abend 8 Uhr im Gasthof
„zum Löwen" statt, wo etwa 150 bis 200 An-
hänger Bebels versammelt sind. Im Gasthof „zum
Schiff" tagen fast eben so viele Anhänger Schwei-
tzer's. Die Vermittlungsversuche zwischen beiden
Parteien sind bisher gescheitert; die Anhänger
Schweitzer's bestehen auf Zulassung ohne vorherige
Prüfung der Mandate. Von Seite Bebels ist
für den Fall von Gewaltthätigkeiteu die Hilfe der
Polizei requirirt; dieselbe hat zugesagt.
Oeftreichische Monarchie.
Wien, 7. Aug. Der Bürgermeister Dr. Fel-
der berief eine außerordentliche Sitzung des Ge-
meinderaths für gestern Abend ein. Von den 120
Gemeinderäthen erschienen 61. Der Gemeinderath
Hügel, Redakteur der Vorstadtzeitung, stellte den
Antrag, die Aufhebung aller Klöster, die nicht der
Krankenpflege gewidmet sind, zu verlangen. Die-
ser Antrag wurde mit 31 gegen 30 Stimmen an-
genommen. Für den Antrag des Gemeinderaths

Umlauft, die Aufhebung fämmtlicher Klöster ohne
Ausnahme zu fordern, erklärten sich nur 24 Stim-
men. Die Rechtssektion muß nun eine neue Pe-
tition ausarbeiten.
Wien, 6. August. Die Nachrichten aus Kon-
stantinopel lauten nicht sehr günstig. Der Streit
zwischen dem Sultan und seinem Vasallen, dem
Bicekönig, dem man Anfangs eine größere Trag-
weite nicht beimesscn zu dürfen glaubte, nimmt
größere Ausdehnungen an. Die Pforte scheint die
Dinge auf die Spitze treiben zu wollen, und scheint
sich für mächtig genug zu halten, die Losreißung
Egyptens verhindern zu können. Die türkischen
Staatsmänner sollen der Ansicht sein, daß es dem
Sultan nicht mehr möglich sein werde, sich lange
auf europäischem Boden zu behaupten, wenn er
seine Herrschaft über das Nilland ganz und gar
einbüßt. Die Westmächte, sowie Oesterreich, welche
den Konflikt beigelegt sehen möchten, rathen in
Konstantinopel zur Mäßigung.
Wien, 7. Aug. Dem Vernehmen nach hak
der Vizekönig von Egypten den Austrag des mit
der Pforte schwebenden Konfliktes vor einem Schieds-
gericht der Mächte gefordert, die Pforte aber, weil
es sich nicht um eine internationale sondern um
eine rein innere Frage, um das Verhältnis) eines
Vasallen zu seinem Oberleheusherrn handle, ein
solches Verfahren als unstatthaft abgewiesen.
A rr s l a ri d.
Paris, 6. Aug. Gestern Abend um 5 Uhr
fand ein Zweikampf zwischen Flourens und Paul
Gramer aus Caffagnac statt. Man schlug sich auf
Degen und es fanden drei Gänge statt; bei dem
ersten wurde Flourens leicht in der Seite, beim
zweiten leicht am Arm und beim dritten schwer an
der Brust unterhalb der rechten Brustwarze ver-
wundet. Die dritte Verletzung ist so bedenklich, daß

Der verschwundene Posten.
Eine Lagergeschichte aus dem Amerik. Bürgerkriege von
Fr. v. Wickede.
(Fortsetzung.)
Es war indessen kaum nöthig den Befehl zu geben, denn
schon saßen die Ohio- Jungen wie Kletten an dem Flüch-
Ligen. Tas Mondlicht siel voll auf seine Gestalt und zeigte
ein dunkles, unheimliches Gesicht, in dem ein Paar schwarze
feurige Augen glänzten.
»Wer seid Ihr?" fragte ihn der Oberst.
»Ich bin ein Rebell!" entgcgncte er stolz. »Einer der
gewohnt ist, sich mit Indianern und Pankee's herumzuschlagen
— ich bin ein Texaner!"
»Und was thut Ihr in der Nähe unseres Lagers?"
»Ich bin auf der Hochwildjagd! entgegnete der Rebell
furchtlos.
Der Oberst nahm den Lasso von des Mannes Schulter!
»Wozu führt Ihr diesen Lasso?" fragte er den Gefangenen.
»Um Pankee-Schildwachen zu fangen und damit zu er-
würgen!" entgegnete der Texaner mit höhnischem Grinsen.
Ter Oberst schauderte. »Eine unserer Schildwachen war

hier am Sumpf postirt," sagte er, »könnt Ihr uns darüber
aufklären, wo sie geblieben ist?"
»Ich könnte, wenn ich wollte," antwortete der Rebell ge-
lassen, »sie verschwand Euch wohl zu schnell?"
»Ja, und in auffallender Weise."
»Der Teufel wird sie geholt haben," lachte der Gefangene,
weigerte sich aber weitere Fragen bezüglich des Postens zu
beantworten.
Als man ihn an seinem bisherigen Schlupfwinkel vor-
bciführte, sahen die Soldaten eine Muskete am Boden
liegen. In der Eile und Aufregung des Augenblicks war
dieselbe seither den Blicken Aller entgangen. Harry Meeks
nahm sie auf und erkannte sie als Dick Thompson's Eigen-
thum.
Als man dem Oberst den Fund mittheiltc, packte er
den Rebellen bei der Kehle. „Wenn Ihr nicht in den näch-
sten zehn Minuten an Eurem eigenen Seile baumeln wollt,"
rief er ihn an, „so sagt mir, was aus unserem Posten ge-
worden ist."
»Daß Ihr mich hängen werdet, habe ich von dem Augen-
blick, wo ich in Eure Hände fiel, nicht bezweifelt," sagte der
Gefangene kaltblütig, „wozu soll ich den Act beschleunigen
oder verzögern, indem ich Euch eine Auskunft gebe?"
»Und warum verweigert Ihr dieselbe, da Ihr Eu-.e Lage

dadurch nicht verbessert?"
»Weil es nur eine wahre Lust ist, Euch in Verlegenheit
zu sehen; einem verdammten Pank einen Possen zu spielen,
ist so gut wie eine Extra-Ration für mich."
In diesem Augenblick stieß einer der Leute einen Schro-
ckensruf aus und deutete auf den Boden. Aller Augen
richteten sich auf die bezeichnete Stelle, und fielen auf eine
menschliche Hand, die aus dem Moraste hcrvorblickte.
(Schluß folgt.)
Der badische Feuerwehrtag in
Mannheim.
8. Vor zwei Jahren, als die Mannheimer Kame-
raden beim Feuerwehrtage in Karlsruhe unS zuriefcn
Wart't nor, in zwec Johr kumme mer in Mannem z'samme,
do is awer annerscht! Da waren wir auch schon über-
zeugt, daß diese Voraussagung buchstäblich in Erfüllung
gehen würde und wirklich — Mannheim hat seine Gäste
niit einer Herzlichkeit und einer Cordialität empfangen und
ausgenommen, wie sie eben nur in Mannheini daheim ist.
Am Sonntag früh wurden die eintreffenden Feuer-
wehren mit rauschender Musik und Hoch's am Bahnhof ein-
 
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