Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

DOI Kapitel:
No. 12
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0047

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
>0 12.

Freitag, 29. Januar 1869.

Dritter Jahrgang.

^rschkint Tonntiig,
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanstalten und
Baien nehmen Bestel-
lungen an.


Preis: f/Zährlich -I5kr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Baum mit nn-
2 kr. berechnet.
Tie Boten erhalten
2 kr. monatlrn!.

VerkündigttNgsblattd-sAmts'uAintsgerichtsbezirks Schwetzingen.
Organ der badischen Kopfenproducenten

lauter Kontrolc der landwi rthschaftlichen Bezirksdirektion Schivetzingen stehend).

^-Gegensätze.
Zwei Partheien unseres Landes sind es heute, welche sich
k>ls Hanptgegner gegenübee stehen llud sich mit aller Macht,
ja mit tiefer Erbitterung bekämpfen, um als Sieger ihren
Principieu Bahn zu brechen. Die Eine dieser Partheien ist
die u a t i o n a l l i b e r a l e, die Andere die ultr a m ou t a u e.
Tie naiionalliberale Parthei hat vor ihrem Gegner den
Boriheil voraus, daß ihre Grundsätze zugleich diejenigen sind,
von welchen unsere Regierung geleitet wird. Sie verlangt eine
freiheitliche Gestaltung und Entwicklung der Zustände unseres
Lande?, gleiche Lasten, aber auch gleiche Rechte für Alle, Selbst-
stä..digkeit und Selbstbestimmnngsrecht des Volkes und nach
Außen eilt gemeinsames, einiges, starkes und geachtetes
Vaterland.
Die Mittel zur Erreichung dieser Zwecke sieht sie einerseits
in der sorgfältigen Pflege der Volksbildung, denn hierin liegt
allein die Bürgschaft, daß die Güter, welche das Volk im Laufe
der Zeit mühsam errungen, nicht verkümmert oder geschmälert
werden oder verloren gehen; andererseits erkennt die national-
tibcrale Parthei in dem innigen Anschlüsse an den Norden
unseres Gesammtvaterlandes das einzige Mittel, um der staat-
lichen Zerfahrenheit Deutschland?, die uns seit Jahrhunderten
zum Spielballe und Spott fremder Nationen machte, ein Ende
zu setzen.
Die nltramontane Parthei steht ihr sowohl in Zwecken
als Mitteln schroff gegenüber. Mit Erbitterung bekämpft sic
Alles, waS das Volk zur Reife und Selbstständigkeit führen
kann.
Sie will träge, gedankenlose Massen, die sich von ihren
Partheisührern willig und blindlings lenen lasten und sich die
Ketten unbewußt selbst schmieden, an welchen sie geführt werden
sollen.
Auch sie verheißt Freiheit und Selbstbestimmnngsrecht
des Volkes, wenn sie zur Herrschaft gelange. Unter Freiheit
versteht sie aber die Mackchvollkonnnenhcit zu thun, wie ihr
beliebt, ohne daß sich der Staat in ihr Treiben einmischen
und der Beeinträchtigung Andersdenkender Einhalt thun dürste.
Was sie unter Selbstbestimmungsrecht des Volkes versteht,
das ist die blinde Unterwerfung unter den Willen der Parthci-
hänpter und cs ist wahr, diese verfügen über eine wohldiscipli-
nirte Truppe, die wie ein Räderwerk in einander greift und
ihres blinden Gehorsams wegen den liberalen Elementen ge-
fährlich ist.

Nationale Bande gibt cs für die nltramontane Parthei
nicht; sie läßt sich ausschließlich von ihren Parthciinteressen
leiten. Am wenigsten kann sie sich daher an den Gedanken
eines Zusammengehens mit Preußen gewöhnen, welches ihr von
jeher ein Dorn im Auge war und darum eifert sie mit gren-
zenloser Math gegen den Anschluß an Norddentschland und
alle von dorther entlehnten Institutionen.
Ihre Lieblingsidee nach 1866 war, daß Baden unter das
Protektorat Oesterreichs komme und ihre Hoffnung, daß öster-
r-cichische Einflüsse ihr die Oberhand im Lande verschaffen
würden.
Der UltramontanismnS wird unserer Negierung nie ver-
zeihen, daß sie seine Lieblingsprojekie vereitelte und wird sie
daher mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln bekämpfen.
Die Energie uns die feste Gliederung der nltramontanen
Parthei machen diesetbe-^e^n-atEnralUberaEn, -Tür zu sehr am
den aufgeklärten gesunden Sinn des Volkes pocht und eine
festgegliederte Partheibildnng nicht für geboten erachtet, zum
gefährlichen Gegner, der jeden Vortheil ansznbenten weiß.
Der selbstgefälligen Beschaulichkeit der Liberalen gegenüber
entwickelt namentlich jetzt die nltramontane Parthei eine Rüh-
rigkeit, die darauf schließen läßt, daß der nächste Moment, der
sich dazu bietet, benützt werden soll, die Liberalen ans den.'
SaUel zu heben. Es thnt darum Noth, daß die liberalen
Partheien aller Farben und Schattirnngcn in Fühlung mit
einander treten, uni dein gemeinsamen Feinde die Spitze bieten
zu können, denn käme der Ultramontanismns oben auf, so
wäre damit ein Rückschritt des politischen, kirchlichen und socialen
Lebens ausgesprochen!

Anstatt r».
Paris, 23. Jan. Die Nachricht, daß der norddeutsche
Reichstag sich mit einer neuen Militürkonvention zwischen dem
norddeutschen Bunde einer- und Bayern und Württemberg an-
dererseits zu beschäftigen haben werde, welche von den beiden
letzteren Staate» vorgeschlagen worden sei, war bekanntlich
falsch. Immerhin ist es interessant, zu sehen, wie auch dieses
Gerücht wieder den Franzosen patriotische Beklemmungen ver-,
nrsacht hat. Am tollsten geberdct sich Hr. v. Girardin. Er
schreibt: „Ww> in unseren Angen den großen Vorzug deS
Grafen Bismarck und der preußischen Regierung ansmacht, ist,
daß sie sich nicht auf die Erklärung von Grundsätzen beschrän-
ken. Sie machen keine Phrasen; sic sprechen weniger als sie
handeln. Sie haben ein Ziel, ans welches sie beständig los
gehen, je nach den Umstünden ihre Bewegung beschleunigend
oder verzögernd, aber niemals von der vorgezeichneten Linie
abweichend. Seit 1866 ist die deutsche Politik ans den Wolken
hMabgestiegen. in denen sie sich vorher gefiel. Die französische
 
Annotationen