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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 126
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0509

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AmtS'Verkündigungsölatt für den Uezirk Schwehingen.


Erschein, wöchentlich drei Mul nebst der belletristischen Beigabe S o n n t a g s b la t t. - Alle Postanstalten nnd Voten nehmen Bestellungen an. — Preis vierteljährlich 1 fl. 15 kr.
Anzeigen, die dreigespnltene Petitzeile oder deren Na uni 3 kr.

Neueste Hopfennachrichten.
* Schwetzingen, 26. Okt. Früher denn je,
dürfte dieses Jahr die Einkanfsperiode zn Ende
gehen. Tie renominirteren Produklionsplätze sind
meist schon geleert, nnd der Geschäftsverkehr zwi-
schen Händler nnd Produzenten nur noch ein sehr
beschränkter.
Die etwas ruhigere Haltung des Nürnberger
Marktes übt darum keinen, oder doch nur einen
sehr unbedeutenden Einfluß auf die auswärtigen
Plätze aus und ist ein Preisrückgang — falls
Amerika England und den Kontinent nicht mit
seinem Produkt überschwemmt, — nicht zu be-
fürchten.
Vom Spalter Lande meldet man nicht nur
standhaltende, sondern selbst steigende Preise und
soll in Spalt selbst Einiges zu fl. 295 gekauft
worden sein.
In Württemberg sind die gesuchtern
Hopfenorte beinahe geleert und der Geschäftsgang
daher ein ruhiger.
Das englische Geschäft zeigt einen kleinen
Aufschwung; die Preise sind fest, trotzdem die
Brauer sich nur zur Deckung ihres nöthigsten
Bedarfes verstehen. In Folge dessen zeigt auch der
New-Porker Markt eine größere Festigkeit.
0.80W Nürnberg, 23. Oct. Bezugneh-
mend an mein Ergebenes vom 16. October
kann ich Ihnen über den Verlauf des Geschäftes
in dieser Woche mittheilen, daß dasselbe in der
am Schlüsse voriger Woche bestandenen guten
Stimmung leider nur bis Dienstag 19. ds. aus-
hielt, wo durch die großen Zufuhren, die auf. den
hiesigen Markt geworfen wurden, die Käufer sich
neuerdings zurückzogen nnd die Stimmung wieder
gedrückt und stau wurde.
Da auch am Donnerstag starke Marktzufuhren

fl. 280-290.
fl. 240—280.
fl. 180-220.

fl. 140-170.
fl. 120-130.
100-110.

fl

-120.

ankamen, machte die Flauheit weitere Fortschritte
und heute stehen die Preise für Mittel- und cou-
rante Sorten wieder aus dem Standpunkt vor der
letzt stattgefnndenen kleinen Hausse.
Aechte Prima und Hochprima bleiben fortwährend
von dm Wirkungen der Flauheit wenig berührt.
Man bezahlt:
Spalt, Stadt in dorselbst . .
„ nächste Umgebung. . .
„ weitere Entfernung . .
Hallertauer Siegelgut, Wolnzach
und Au je nach Beschaffenheit
Hallertauer ohne Siegel, ächt Prima
Hallertauer abfallende Sorten
Schwetzinger und Würtemberger
Hochprima, wenig vorhanden .
Schwetzinger und Würtemberger
Prima und Mittelsorten . .
Schwetzinger und Würtemberger
geringere, worunter sehr viel
dunkelgelbe und strengrothe^ .
Franzosen luftgctrocknet, ächt Prim.
Franzosen, abfallende Sorten
Hierländisches fränkisches Produkt
ächt Prima . . . . . .
Marktwaare Prima ....
Curante Sorten je nach Be-
schaffenheit.
* ScraZ, 23. Oktober. Die
tigkeit, wovon ich Ihnen am 14.
Mittheilung machte, dominirte auch in den jüngsten
drei Tagen und scheint eher zu- als abuehmen zu
wollen.
Jene städtischen Produzenten, welche nur eine
kleine Ernte machten, sind nicht gewillt, diese unter
fl. 300 per Centner abzugeben, wogegen die wenigen
Produzenten größerer Quantitäten leichter zum
Verkaufe zu bewegen sind, und auch neuerlich wie-

st. 110
fl. 95-105.

fl. 85- 95.
fl. 100-105.
85— 95.

fl-

fl. 106-
fl. 95-

-112.
105.

fl. 85— 95.
gleiche Lebhaft
und 18. d. M.

der einige Ballen fl. 280—285 per Wiener-Clr.
abgegeben haben.
Am Lande beginnen die Produzenten schon
willfähriger zu werden, da fremde Käufer ihre
Forderungen von fl. 270—300 nicht aeceptiren
und lieber von Händlern kaufen, welche ihre zeit-
lich gekauften Vorräthe um fl. 10 billiger abgeben,
als die Produzenten jetzt begehren.
Demungeachtet geschehen zur Ergänzung der
Handelslager neue Käufe, aber meist nur bei kleinen
Produzenten oder solchen, welche dringend Geld
benöthigen zu fl. 260—285.
Die Protokolle der Hopfenhalle weisen bis
heute 139 Ballen Stadt- und 1842 Ballen Land-
hopfen als signirt und plombirt auf.
Die Vorräthe der Produzenten am Lande sind
nun schon sehr gering und die meisten Ortschaften
ausverkauft; dafür sind die Lager der Händler gut
versehen und findet man daselbst eine schöne Aus-
wahl.

Baden.
Karlsruhe, 22. Okt. Der „Staatsanzeiger"
Nr. 29 enthält u. a. Verfügungen und Be-
kanntmachungen der Staatsbehörden: Bekanntma-
chungen des Justizministeriums. Die Bitte des
Johann Ochs von Ketsch um Erlaubniß zur Aen-
derung seines Familiennamens in „Räpple" be-
treffend.
Vom Rhein, 24. Oktob. Die Mannheim-
Karlsruher Rheinthalbahn berührt 40 Ortschaften
auf ungefähr 10 Quad.-Meil. mit einer Bevöl-
kerung von 59,700 Seelen ohne die Städte Karls-
ruhe und Mannheim. Für die Wohlhabenheit
dieser Orte spricht der Besitz von 4,200 Pferden,
24,000 Stück Rindvieh, 16,000 Schweinen, 4000
Schafen. Ihr umlagepflichtiges Steuerkapital be-
trägt 27 Millionen Gulden, ihr reines Gemeinde-


Lin Hcrcnprocch.
Nach gerichtlichen Actcnstücken mitgetheilt von
Wilhelm Scherfsig.
(Fortsetzung.)
Sie habe die Mäuse gesehen, die der Veitl in der
Schenke gemacht habe; daZ wären Mäuse gewesen als wie
die leibhaftigen Teufel; abscheulich hätten sie au-Zgesehen,
wie halt rechte Tcufelsmäuse; vor lauter Furcht und Schre-
cken habe sie sich gar nicht getränt, sie reckt anzusehenst).
— Tiefe Aussage muh dem Gericht besser gefallen haben,
den eS befindet sich in den Acten die Anmerkung: „die Gc-
zcugin, welche eine alte fromme und andächtige Person zu
sein scheine, habe ihre Aussage mit vieler Wahrhaftigkeit
aufgcdcckct."
Außerdem wurden noch mehrere Frauenspersonen (die
Gevatterin Torothea, die Baumeisterkathcl nnd die alte
Spinnergrctl) abgchört, welche sämmtlich in den Ton cin-
siimmten, den die vorgenannte Siegelin angeschlagen hatte.
Nachdem noch zehn Bauernbursche ausgesagt hatten, daß
Pratzer sich selbst des Mäusemachens gerühmt und sodann
aus einem, wie sie sich überzeugt, leeren Sacke einige zwan-

zig Mäuse herausgcbracht habe, wurde der Jnquisil, nachdem
nian ihn auf einen hohen Stuhl mit Händen und Füßen
angeschlossen, damit er nicht den Boden erreichen konnte, in
dem Verhörzimmer „eraminirt."
Pratzer bekannte den ganzen^ Hergang der Sache, er-
zählte, er habe sich einen Scherz mit den in der Schenke
versammelten Gästen erlaubt und zu diesem Behuse eine An-
zahl Mäuse in einem in der Mitte durchnäheicn Sack mit
zur Stelle gebracht. Allein es wurde ihn, kein Glauben
geschenkt. Man war nun einmal davon überzeugt, einen
der Hexerei ergebenen Verbrecher in Prntzern erkennen zu
müssen. Das Verhör wurde über die Maßen weit ausge-
dehnt, cS wurden ihm alle mir erdenklichen, zu seiner Ueber-
sührung dienenden Fragen zur Beantwortung vorgelegt,
allein er blieb bei den Bctheuerungen seiner Unschuld.
Ohne die Fragen und Antworten aufzuzählen, wollen wir
bloß die Anmerkung mitthcilen, die sich in den Acten am
Ende des Verhörsprotokolls vorsindct. Es heißt nämlich
daselbst: „Der Jnquisit hat sich während des Verhörs fol-
gendergestalt betragen, daß er bei der 45. Frage erröthct,
bei der 46. erschrocken und bei der 53. als ein verstockter
Bösewicht erschienen ist. Ucbrigcns ist seine Constitution so
beschaffen, daß man ihn keck mit der stärksten Tortur angreifen
darf."

So weit war der Proceß gediehen, als die Acten an
den Magistrat zn ***, der mit dem,jem ^lnüii (Gericht?»
barkcit über Hals und Hand oder sogenannten Blntbann)
betraut war, eingeseudet wurden. Hier kam nun die Ange-
legenheit in voller Sitzung zum Vortrag Tie Stirnmen
über PratzerS Schuld waren verschieden. Einige sprachen
sich aus, daß man den Angeklagten als unschuldig entlassen
solle, andere hielten ihn des Verbrechens der Hexerei für
überwiesen, ein dritter Theil des Collegiums — nnd zwar
die Majorität — vermeinte, daß da nur halber Beweis
vorhanden, nach den peinlichen Gesetzen zur Tortur mit dem
Jnquisiten geschritten werden müsse. Das Resultat der
langen Verathung war folgender Spruch des Magistrats:
„Ter wegen Hexerei und Mäusemachens in Arrest sitzende
Veit Pratzer, ist durch die Aussage des Johann Kollmnth
und durch die des Doctors der Mediciu hinsichtlich des
TcufelszeichenS zu überführen, in Rücksicht de-S Mäusemachens
aber nochmals gültlich zu constituiren. Sollte er jedoch beim
Leugnen verharren, so ist selber durch die Aussage der
Elisabeth Siegel!», der Gevatterin Dorothea der Baumeister»
kathel und der Spinucrgretl zu confrontiren, auf fernere?
Leugnen in die Martcrkaminer abzuführen und mit einer
dreifachen Tortur mittelst Aufziehung und Anhängung der
Steine, dann des Knie- und Bcinschraubens, dann einen
 
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