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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 29
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0117

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>0. 29

Dritter Jahrgang.

Mittwoch, 10. März, 1869.

Erscheint S onntag,
Mittwoch und
Frcitag.
Alle Postanstaltcn und
Boten nehmen Bestel-
lungen an.


Pre i s: hüjährlich 45kr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.
Die Boten erhalten
2 kr. monatlich.

für die Bezirke Schwetzingen und Philipp9bürg.
Verkündigungsblatt dc§ Amts'». Amtsgenchtsbezirks Schwetzingen.
Organ der badischen Aopfenproducenten

(unter Kontrole der landwirthschastlichen Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).

Deutschland.
Speyer, 2. März. Ans dem Stadtnahe, ans den seit-
herigen Gewerbe-, Handels- und Fabrikrätbcn, sowie aus dem
Ausschüsse des GewerbeoercinS hat sich heute ans Veranlassung
des Bürgermeisteramtes ein definitives Comite gebildet, das sich
zum Zwecke gesetzt hat, von Speyer aus einen Anschluß an
die badischen Eisenbahnen zu gewinnen.
Berlin, 0. März. Heute wurde der preußische Landtag
durch den Grafen Bismarck im Namen des Königs geschlossen.
Die von ihm verlesene Thronrede konstatirt den Fortschritt
der verfassungsmäßigen Entwicklung Preußens; sie dankt für
die Annahme der Regierungsvorlage über die Auseinandersetzung
mit Frankfurt und hofft auf die Erzielung des Einvernehmens
beider Häuser hinsichtlich anderer Vorlagen in der nächsten
Session, betont das Bestreben der Negierung, den Wünschen
einzelner Provinzen eine mit dem allgemeinen Interesse verein-
barliche Rücksichtnahme zu Theil werden zu lassen, verspricht
eine umfassende Vorlage für das Unterrichtswesen lind hofft
auf eine Verständigung in der nächsten Session in Betreff der
Fortbildung der Organisationen der Korporationen. (Karlsr. Z.)
A u s l a it d.
Paris, 2. Mürz. So eben ist das vielbesprochene Buch
von Emil Ollivicr über seine Beziehungen zum Kaiser, betitelt:
Der neunzehnte Januar, ausgegeben worden. In seinen zwei
Abschnitten untersucht es zuerst, ob des Verfassers Vergangen-
heit ihm verbot, zum Kaiser zu gehen, sodann, was er beim
Kaiser gethan. Uebcr seine erste Unterredung mit dem Kaiser
berichtet der Verfasser Folgendes: „Man hat sich eine falsche
Vorstellung von der Person des Kaisers gemacht. Man denkt
ibn sich finster, schweigend, unempfindlich. Er erscheint in der
Thal so bei öffentlichen Feierlichkeiten. In seinem Kabinet
ist er ein anderer, seine Physiognomie ist eine lächelnde; ob-
gleich er nicht aus einer gewissen Zurückhaltung heraustritt,
welche fast der Furchtsamkeit ähnlich sieht, ist sein Empfang
herzlich, von einer gewinnenden Höflichkeit. Er hört aufmerk-
sam zu; wenn er nichts bestimmt zu erwidern hat, läßt er
gehen; er unterbricht nur, um in guten Ausdrücken eine ernst-
baste Einwendung zu machen. Sein Geist ist durch kein großes
Dorurtheil verstopft, man kann ihm Alles sagen, selbst was
gegen seine Absicht ist, selbst die Wahrheit, vorausgesetzt, daß
man sich mit Mäßigung und mit einem sympathischen Gesü l
für seine Person allsdrückt. Seine Wendungen, die Vielen
als Heuchelei erscheinen, sind nur die natürlichen Bewegungen
einer empfänglichen Seele. Man könnte behaupten, er sei nur
für das Große empfänglich, hätte er nicht oft dasjenige, was
Effekt macht, mit dem was groß ist, verwechselt. Seine Ent-
schließungen bilden sich langsam und es mißfallt ihm nicht,
daß dieselben ihm wie eine Naturnothweudigkeit auferlegt seien.
We.m man ihn nicht scheu inachte, würde er sich zur Freiheit
bequemen. Ich entwickelte die Ideen, welche ich in meiner
Note an Walewski dargelegt. Die Unterhaltung, welche da-
rauf folgte, hatte einen zu vertraulichen Charakter, als daß ich
mir erlauben könnte, etwas daraus zu erzählen, außer einem
Zlige, der für die von mir in diesem Bliche verfolgte Beweis-

führung unentbehrlich ist. Als alle Grundfragen erschöpft
waren, sagte mir der Kaiser: „Und Sie? Es scheint, daß
Lie nicht in die Geschäfte einzutreten wünschen?" „Das ist
wahr, Sire, auch ich bitte Sie, es nicht von mir zu verlangen.
Ich entwickelte dann meine Gründe; ich sagte ihm, da er einen
Mann von dem Werthe Rouhers zu seinen Diensten habe, bedürfe
er keines andern; wenn er übrigens einige Kraft in mir ver-
muthete, sei ich bereit, mich mit seinem Minister zu verständi-
gen, der, ich sei dessen gewiß, die Ehre, eine neue Politik
iils Werk zu setzen, nicht ablehnen würde. Ich fügte hinzu,
mein einziger Ehrgeiz sei, zu beweisen, daß es Männer von
Charakter gebe, für welche die Mäßigung nicht ein Mittel ist.
Etwas für sich zu erlangen, daß ferner mein Geschmack mich
nicht zur Gewalt leite und der Besitz eines Portefeuilles mir
nie als die höchste Glückseligkeit erschienen sei." Als ich geen-
digt, antwortete mir der Kaiser: „Ihre Gründe sind zu gut,
als daß ich Ihnen einen einzigen Einwand entgegensetze; ich
denke wie Sie; ich gebe Ihnen Ihre Freiheit zurück."
Verschiedenes.
— Ueber die Mißgeburt in Schliewen hat, wie wir der
„Brest. Ztg." entnehmen, SanitätSrath Dr. Abegg in Danzig
an eine medicinische Autorität ein Schreiben gerichtet, in wel-
chem er mitthcilt, daß in der Geschwulst weder Kopf noch Ex-
tremitäten eines lebenden Wesens zu fühlen wären, es scheine
sich also der Fall auf eine NückgraKspaltung zu reduciren.
Die auch bei diesem nicht häufigen Falle vorhandenen Bewe-
gungen von Muskeln und Nervensträngen haben eine große
Anzahl von Aerzten getäuscht.

Was gicbt cs Neues im Amtsbezirke?
* Schwetzingen, 8. März. Gestern Nachmittag wurde die Leiche
des dahier verstorbenen Preinierlieutnants Herrn Joseph Neiningcr
voin Großh. Jnvalidcncorps unter der Thcilnahmc eines zahlreichen Trauer-
geleites und unter dein Zudrange einer außerordentlichen Menschenmenge,
mit militärischen Ehren zur Erde bestattet.
Unter den Anwesenden bemerkte man die Herren General Freiherr
von Laroche , Adjutant Oberlieutenant Frh. von Bockt in, Garni-
sonsinspektor Major Enderlin, die Offiziere des hiesigen Jnvalidencorps
und der Garnison.
Nach der Einsegnung der Leiche auf dem Friedhofe, verlas Herr Lieu-
tenant Schäfer vom Jnvalidencorps die Personalien des Heimgegangenen,
worauf eine dreimalige Salve die Leichenfeier beschloß.
Der Verstorbene, geboren im Jahre 1792, machte die Feldzüge von
1814 und 1815 nach Frankreich mit und erreichte das hohe Alter von
beinahe 77 Jahren.
Dekorirt war der Verblichene mit der goldenen Civilverdicnstmcdaillc,
der Felddienstmedaille, der Dienstauszeichnung I. Elaste für Offiziere, der
königl. prcuß. silbernen Verdienstmedaille und dem kaiserl. russischen St.
Georgcnkreuz V. Elaste.

* Die Barholomäusnacht in Havana.
Atif Cuba ist bekanntlich eine Jnsnrektion, welche die Loos-
trennung der überseeischen Colonie vom Mutterlands Spanien
zum Zwecke hat, ansgcbrochen. Die Streitkrüfte, die Spanien
zur Unterdrückung des Aufstandes absandte, vermochten bis jetzt
noch nicht, die Ruhe wieder herzustcllen.
Einem befreundeten Blatte entnehmen wir folgend? Episode
aus den dortigen Vorgängen:
 
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