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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 23
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0091

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Mittwoch, 24. Februar 1869. >0. 33. ' Dritter Jahrgang.

Erscheint Sonntag.
Mittwoch und
Freitag.
Alle Posianstalten und
Boten nehmen Bestel-
lungen an.
für die BcMc Schwetzingen und Philippsbürg.
Verkündigungsblatt n-Z Amts u. Amtsgerichtsbezirks Schwetzingen.
Hrgan der badischen Aopfenproducenten
(unter Kontrolle der landwirtschaftlichen Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).


Preis: ^jährlich -l5kr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.
Die Boten erhalten
2 kr. monatliq.

—n Das Feuerlöschwesen unserer Stadt.

Die Stadt Schwetzingen wird in nächster Zeit eine neue
Feuerlöschordnung erhalten, welche sümmtlichen hiesig eil
Bürgern und staatsbürgerlichen Ei n w ohne r u
vom 18. bis zum 60. Lebensjahre die Verpflichtung
auferlegt, sich beim Ausbruche eines Brandes in hiesiger Stadt
als R eserve m annschaft neben der freiwilligen Feuerwehr
zur Verfügung der Löschdirektion zu stellen.
Diese Reservemannschaft steht unter dem Befehl des Feuer-
wehrcommandanten und ist verpflichtet, die ihr zugewieseneu
Obliegenheiten und Verrichtungen bei einem Brande pünktlich
zu vollziehen und ebenso bei größeren, besondern Proben und
Hebungen zu erscheinen und milzuwirken.
Eine Dispensation von der Eintheilung in die Reserve-
mannschaft kann durch den Gemeinderath ertheilt werden gegen
eine in die Kasse der freiwilligen Feuerwehr fallcude Taxe, die
nicht unter fl. 2. — und nicht über fl. 10. — per Jahr be-
tragen darf.
Diese Verordnung wird, sobald sie zum Vollzüge kommt,
zweierlei Erscheinungen im Gefolge haben: Einerseits wird sie
die Reihen, andererseits die Casse der freiwilligen Feuerwehr
füllen. Beides ist wünschenswerth und willkommen.
Daß durch die Errichtung der freiwilligen Feuerwehr die
Verpflichtung der Bürger und Einwohner nicht hinweg
fällt, bei einem Brandausbrüche in unserer Stadt hülfeleistend
eingreifen zu müssen, ist selbstverständlich. Freilich wird die
Thätigkeit bei Brandfälleu so viel als möglich auf die r e g li-
tt ä re Feuerwehr beschränkt werden, weil sie vermöge ihres
planmäßig geregelten Eingreifens weitaus mehr zu leisteil ver-
mag, als eine nicht orgauisirte Löschmannschaft, die nur zu oft
die Bellte einer jämmerlichen Unordnung und Verwirrung wird!
Bei einem Brandfalle können jedoch Umstände eintreten, die
ein „alle Hände heran!" erfordern und daun muß die
Reservemannschaft zu denselben Dienstleistungen bei-
gezogen werden, welche sonst nur der Feuerwehr anheim falleil.
Diese Verpflichtung wird für Manchen, der aller Halbheit ent-
gehen will, ein Sporn sein, in die Feuerwehr einzutreten.
Wer sich dagegen in dieser Hinsicht von seinen Verpflich-
tungen loskaufen will, von dem ist das Opfer eines müßigen
Jahresbeitrags, der sich nach den Vermögensverhältnissen des
Pflichtigen richtet, nicht zu viel verlangt und wird durch diesen
Beitrag in anderer Art und Weise dem Feuerlöschwesen wieder
gedient.
Trotzdem die Feuerwehrkasse durch freiwillige Beitrüge der
Bürgerschaft schon einen ganz annehmbaren Grundstock besitzt,
sind doch die Allforderungen an dieselbe für weitere, unaus-
bleibliche Anschaffungen so dringend, daß eine fortgesetzte
Unterstützung der Casse geboten ist.
Voraussichtlich wird die Eintheilung in die Reservemann-
schaft, sowie die Feststellung jedes einzelnen Jahresbeitrags durch
die Gemeindebehörde mancherlei Vorurtheile zu beseitigen und
Mißhelligkeiten zu überwinden haben, falls sich Einzelne da

oder dort nicht am rechteil Platze, Andere sich zu hoch einge-
schätzt glauben werden. Bringt aber Jedermann die richtigen
und wohlmeinenden Motive in Anschlag, welche dem Ganzen
zu Grunde liegeil nnd erkennt jeder Einwohner, daß cs seine
Pflicht ist, zur Wohlfahrt und Sicherheit der Stadt sein Scherf-
lein beizutragen, so werden sich sümmtliche Betheiligten rasch
und leicht in die neue Ordnung finden.

Z)ie Eröffnung der Korkes in Madrid.
Einem ausführlichen Berichte, welchen ein Augenzeuge,
der Wiener Presse zuaesaudt hat, entnehmen wir Folgendes:
Wle sehr alle Schichten der Gesellschaft von der Theitnahme
-an dem Vorgang dieses Tages durchörungen waren, dafür
zeugten die Gerippen von Männern aus dem Volk, welche ge-
duldig die vergangene Nacht vor dem Kongreßgebäude durch-
wachten, nm ihrer Plätze für die Sitzung sicher zu sein.
Morgens 10 Uhr war die ganze Madrider Bevölkerung aus
den Beinen, von allen Seiten riefen Hörner und Trommeln
die Freiwilligen der Freiheit nnd die Truppen zu ihren Ver-
sammlungsplützen; die hier an allen Fenstern befindlichen
Ballone wurden mit Teppichen geschmückt; von den öffentlichen
Gebäuden wehten mächtige Fahnen mit den Natioualfarben,
und über dieses ganze buntbewegte und glänzende Schauspiel
breitete sich ein tiefblauer Himmel mit der herrlichstell Früh-
liugssonne. Um 2 Uhr verließen die Mitglieder der provi-
sorischen Regierung die Präsidentschaft, lind der Zug bewegte
sich, umwogt von den Volksmassen, welche Hochrufe auf die
nationale Souverünetüt und die Kultusfreiheit ausbrachten,
durch die Straße Alcala, die Puerto del Sol und die Straße
San-Geronimo. Ein an letzterer Stelle, sei es von boshafter,
sei es von ungeschickter Hand abgefeuerter Schuß gab zu einer
rasch beseitigten Störung und nachträglich zu stark übertreiben-
den Gerüchten Anlaß. Vor zwei ein halb Uhr langte der
Zug vor dein Kongreßgebäude an. Die Zahl der dein Publi-
kum angewiesenen Plätze beschränkte sich auf vier- bis fünf-
hundert lind konnte natürlich dem heutigen Andrang enlfernt
nicht genügen. Tie Plätze waren schon vor 12 Uhr von der
Menge mit Sturm genommen worden, und die Abgeordneten
mußten sich für heute gefallen lassen, in ihre Reihen den Ueber-
schuß des Publikums aufzunehmen. Geleitet von dein Aus-
schüsse der Abgeordneten und von den Muuizipalgaröen, welche
silberne Keulen auf den Schultern und statt der früheren
Medaillen als neues Abzeichen seidene Schärpen mit den alten
Farben der Comuneros von Castilien, violett, roth und gelb,
trugen, schritten die Mitglieder der provisorischen Negierung
in den Saal, Serrano an der Spitze in der großen General-
kapitänsuniform, mit dem goldenen Vließe lind dein Großkrenz
voll San Fernando, Prim hinter ihm in Marschallsuniform,
Topete in Admiralsuniform, die übrigen sechs Minister im
bescheidenen schwarzen Frack. Lantlos grüßten die Anwesenden,
indem sie sich voll ihren Plätzen erhüben; nur die Mitglieder
der äußersten Linken blieben sitzen. Die Minister nehmen in
einer Reihe auf der Ministerbank Platz. Fignerola ist das
 
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