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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0019

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Ao. 5.

Mittwoch, 13. Januar 1869.

Dritter Jahrgang.

Erscheint Sonntag,
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanstalten und
Boten nehmen Bestel-
lungen an.


Preis: '/^jährlich 15kr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen wervcn die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.
Die Boten erhalten
2 kr. monatliü).

für die Bezirke Schwetzingen und Philipps bürg.


(unter Koutrole der landwi rt h schuf t l iche n Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).

Hlcöer de» Antrag Kanern's
bei den Regierungen von Württemberg und Baden, die Kon-
sulate der genannten drei Staaten in eine Hand zu legen,
schreibt der „Schw. Merkur" Folgendes:
Die Versuche, eine nothdürstige Einigung unter den
8 Millionen Einwohnern Süddeutselstauds herzustellen, welche
in drei und einen halben Staat abgetheilt, abgeschieden von
den fest zusammengefügten 30 Millionen des Nordbund?, flan-
kirt von zwei europäischen Großmächten, vorerst eine Existenz
für sich führen, sind von entschiedenem Unglück begleitet. Der
Südbund, bald von radikaler, bald von hochkonseroativcr, bald
von beiden Sei'en zugleich aus dem Versteck hervargezogen,
verschwindet immer wieder wie ein Schatten und scheint neuer-
dings für immer in die Ecke verwiesen worden zu sein. Die
Münchener Militärverhandluugen sind durch einen eigenthüm-
lichen Spuck, über welchen die Aufklärung noch erwartet wird,
gestört worden und eine ziemlich sonderbare Vorgeschichte hat
auch, nach den öffentlichen Blättern, das neulich angekündigte
Unternehmen gemeinschaftlicher bayrisch-württembergischer Kon-
sulate. Wir lesen darüber in einer Münchener Korrespondenz
der „Hamb. Nachr.": In erster Reihe, als der Zollverein im
Jahre 1866 rcorgauisirt wurde, kam von München aus nach
Baden und Württemberg die Einladung, die Vertretung ihrer
Interessen den vom nordd. Bunde aufgestellten Koiksuln zu
übertragen. Die Antwort, welche von Karlsruhe und Stutt-
gart erfolgte, wurde ebenso rasch wie bestimmt gegeben; sie
lehnte die bayrischerseits gemachten Vorschläge vollständig ab.
Nun modisizirte die bayrische Regierung ihre Vorschläge derart,
daß sie in Stuttgart und Karlsruhe aufragen ließ, ob man
dort nicht geneigt sei, gemeinschaftliche Konsulate für Süd-
deutschlaud in's Leben zu rufen; auch damit glaubte man bei
uns schon Vortheil für die gemeinsamen Interessen zu gewin-
nen, da der Konsul für Süddeutschland in Palermo, Sevilla
oder Cincinnati u. dgl. jedenfalls eine angesehenere Stellung
einnehmcn würde, als der bisherige bayrische, badische oder
württembergische. Aber auch dieser Vorschlag fand Seitens
der Nachbarstaaten keine Zustimmung. Noch einmal waffnete
man sich in Bayern mit Geduld und schlug vor, Einem Manne
die Konsulate für Bayern, Württemberg und Baden zu über-
tragen, so daß derselbe das Kousulatssiegel jedes der drei
Staaten führen und an einem allerhöchsten Geburt?- oder Na-
menstag die Flagge des Landes, wo der Festtag gerade gefeiert
werde, an seinem Hause aufhissen könne. Dieser letzte Vor-
schlag wurde von Baden, welches jetzt wieder mehr Sympathieen
für den früheren zuerst gestellten Antrag zu haben schien, eben-
falls abgelehut, nur Württemberg stimmte demselben zu. Das
ist der Hergang jener Oieschichte, welche auch in der württemb.
Kammer bereits vom Minister v. Varubüler augedentet wurde.
Weiter aber ist in der Sache noch nichts geschehen und vom
Reich der Anträge bis in das Land der vollendeten Thatsachen
ist noch ein weiter Weg." — Alan darf begierig sein, was
insbesondere die badische Negierung, welche in ihrem Verhalten
sicher nur von nationalen Beweggründen geleitet wurde, zu
dieser Darstellung sagen wird.

N u s l a rr d.
Paris, 6. Jan. Die Konferenzfrage steht noch auf
demselben Standpunkt. Es kreuzen sich über diesen Gegenstand
zahlreiche und darunter unglaubliche Gerüchte. Diejenigen
^ Blätter, welche geneigt sind, die Farben etwa? dick aufzutragen,
^ überlassen sich den buntesten Phantasieeu. Der Gaulois z. B.
j weiß von allerlei Thatsachen, die einen Ausbruch des Krieges
als unmittelbar bevorstehend bezeichnen. Wenn Wünschen schon
Vollbringen wäre, so mochte er Recht haben, aber so stehen
die Sachen heute noch wie feit Wochen und Monaten, und
den großen Mächten wohnt das Bewußtsein inne, daß sie einen
Krieg für setzt vermeiden müssen, möchten sie auch noch so
kriegerische Gelüste haben. Dem Prinzen Napoleon, den danach
seine Krankheit nicht abhielte, sich mit der Politik zu beschäf-
tigen, wird das Wort über die Konferenz in den Mund gelegt :
„Sie ist zu unnütz, um nicht zu Stande zu kommen." —
Ein Staatsanwalt in Toulouse, der Baron Söguier, ist dieser
Tage aus seinem Amte geschieden unter Umständen, welche
das allgemeinste Aufsehen erregen. Er setzt in einem Briefe
an den Geueralprokurator selbst die Gründe seines Rücktritts
auseinander. Er war vom Justizministerium öfters scharf
getadelt worden, weil er in seinen Untersuchungen in Preßan-
gelegenheitcn eine zu große Schwäche an den Tag lege. Der
Schluß des Briefes lautet: „Mein Eutlasfungsgesnch ist durchaus
nicht freiwillig. Es wird mir auferlegt durch die ungerechten
und verletzenden Vorwürfe, mit welchen ich feit einiger Zeit
wegen meiner Haltung gegen die Presse überhäuft worden bin.
Ich erfahre eine wirkliche Ungnade dafür, daß ich dein Kaiser
mit der Mäßigung und Würde habe dienen wollen, welche
uns der Herr JustizmiuisU-r in feinem Rundschreiben vom 4.
Juni 1868 anempfohlen hat."
Florcnz, 9. Jan. Das an der gestrigen Börse in
Paris verbreitete Gerücht von Unruhen in Italien und von
der Abdankung Viktor Emannels ist gänzlich falsch. Einige
Unordnungen dauern noch fort an verschiedenen Orten der
Provinz Bologna, aber sie sind ohne Bedeutung.
Spanien. Ein Brief des „Temps" bringt Nachrichten
über den Aufstand von Malaga, welcher, wie in Cadix, durch
die Entwaffnung der Volksmassen hervorgerusen wurde. Es
wird darin behauptet, daß die Republikaner jener Stadt sich
nicht der Entwaffnung selbst, sondern nur der gewaltsamen
Art, mit der sie vollzogen worden, widersetzt Hütten. Erst als
Caballero de Rodas ihnen eine Frist von einigen Stunden
verweigerte, nach deren Ablauf sie die Waffen abtiefern wollten,
brach der Aufstand los. Er muß schrecklich gewesen sein. Zwei
Tage und eine Nacht hindurch wurde ununterbrochen gekämpft
nicht nur in den Vorstädten Trinidad und Perchel, sondern
auch im Innern der Stadt selbst, welches erst in der letzten
Stunde mit dem Bayonnet genommen wurde. DaS Geschwader,
das im Hafen ankerte, konnte nicht unmittelbar die Stadtthcüe
beschießen, in welchen der Kam,f am erbittertsten wüthete, da
ihm die Höhen von AtarrazanaS im Weae standen, sowie jener
Theil der Stadt, welcher um den Platz di Torrijo liegt. Es
 
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