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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 105
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0425

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Mittwoch, 8. September 18SS. K»5. Dritter Jahrgang.


Amts-Mrkündigmigsösatt für dm Bezirk Schwetzingen.


Erscheint wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe L> o n n t a g s b la tt. — Alle Postanstaltm ,md Boten nehmen Bestellungen an. — Preis vierteljährlich 1 fl. 15 kr.
Anzeigen, die dreigespultene Petitzerlc oder deren Raum 3 kr.

Neueste HopfeuuachrichLen.
* Schwetzingen, 7. Sept. Unsere heutigen
Nachrichten beschränken sich aus das Unumgänglichste.
Im Hopfengeschüft herrscht augenblickliche Nahe,
welche sich einerseits durch die lebten Nürnberger
Marktverkäufe, andererseits durch die israelitischen
Feiertage erklären läßt.
Die Käufe, die in den jüngsten Tagen hier abge-
schlossen wurden, bewegten sich zwischen fl. 66 — 75.
Die von vielen Seiten nach Nürnberg gelangen-
den günstigen Nachrichten über das Erndteergebniß
versetzen den dortigen Markt in ziemliche Unthätig-
keit und wurden zuletzt Preise von fl. 75 —82 be-
zahlt. Im Aischgrund, im Elsaß und in den eng-
lischen Pflanzungen hat sich den neuesten Nachrichten
zufolge der Hopfeustock gebessert und steht die
Schätzung Englands heute um 50 — 60,000 Ctr.
höher als in der Vorwoche.
Tie Krankheiten der Hopfenpflanze.
Geschildert von W. N Stätlich,
amtlich geprüften Hopfen-Sensalen in Saaz.
(Fortsetzung.)
Gegen d i e B l a t l l ä u se, welche sich gewöhn-
lich in der ersten Hälfte des Juni nach rasch ver-
änderter Temperatur und dadurch veranlagter starker
Ausschwitzung der Pflanzen an den untern Seiten
der Hopfenblätter myriadenweise geflügelt und un-
geflügelt einstellen und ganze Fluren zu verheeren
im Stande sind, empfiehlt sich vorwiegend : Ameisen-
haufen in die von den Läusen heimgesuchten Pflan-
zungen zu übertragen ; binnen wenigen Tagen sind
diese von den bis in die höchsten Rebenspitzen ihnen
nachsagenden Ameisen verzehrt oder getödtet.
Nachdem hiemit die Reihe der lebenden Feinde
des Hopfens erschöpft, lasten wir die eigentlichen
Krankheiten der Hopfenpflanze Revue passiven. Diese
sind: Natürliche Schwäche des Stockes; Schwärze;
Sonnen- oder Kupferbrand fl Gelt- oder Blindheit

(Unfruchtbarkeit) der Reben; Rost und Schimmel.
Die Schwäche des Stockes zeigt sich an dein
kümmerlichen Aussehen der spärlich getriebenen
Ruthen, und ist entweder natürliche Kraftlosigkeit
des Stockes, oder nichtzusagende Bodenqualitüt;
übermäßige Trockenheit des Grundes; vorherge-
gangene Krankheiten der Pflanze; Verletzung der
Rebe oder frühzeitiges Pflücken vor vollständiger
Reife des Hopfens im vorhergegangenen Jahre,
wodurch der Stock viel Saft verlor, wie auch Ent-
führung der oberen Hnmnsschichte und Auslaugung
des Bodens durch Überschwemmungen, oder Beschä-
digung des Stockes durch Würmer.
Die wirksamste Hülfe gegen alle diese Nebel,
mit Ausnahme des letzten, ist kräftige Düngung,
oder Ausroden der Pflanzung und Erneuerung der-
selben durch kräftige saazer Fechser. *) Wegge-
schwemmte oder ausgelaugte Erde ist durch neuen
Humus oder durch Compostdünger reichlich zu er-
setzen, und stets jede Verletzung der Wurzeln und
Reben vor vollständiger Reife der Dolden — also
auch das Abschneiden derselben Behufs der Ernte,
so lange der Stock noch Säfte treibt — zu ver-
meiden. Ist Letzteres aber wegen Ueberhanduahme
anderer Krankheiten, welche einen Verlust der Ernte
befürchten lassen, unumgänglich nöthig, so lasse man
den Hopfen pflücken, ohne die Neben abzuschneiden.
Dies läßt stch in folgender Weise bewerkstelligen:
Man lockere sümmtliche Strohbuude, mittelst welchen
die Reben an die Stangen geheftet sind, hebe diese
behutsam aus der Erde und lege sie sanft mit beiden
j Enden auf kleine Bänkchen oder in die Erde ge-
steckte Kreuzstäbe, und lasse allen an den Reben be-
findlichen Hopfen abpflücken, die Reben selbst aber
*) Herr W. N. Stallich inSaaz, Verfasser dieses Ar-
tikels, besorgt beste saazer Hopfenfechser (Setzlinge) gegen
Einsendung von 10 fl. 70 kr. Währg. für Tausend Stück
sarnmt Emballage.

erst dann vom Stocke abschneiden, wenn die Blätter
welk werden und sonach die Gewißheit Antritt, daß
der Stock keine Säfte mehr nach aufwärts treibt.
Erkrankte der Stock durch Wurm- oder Insekten-
fraß, so muß natürlicher Weise erst diese Krankheits-
ursache cutfc ut werden, um mittelst kräftiger Düngung
die Wiederbelebung des Stockes erzielen zu können.
Tie Schwärze entsteht nach raschem Wechsel
von Wärme und Kälte und nach eisigkalten Ge-
witterregen nach vorhergegangener hoher Tempe-
ratur , wodurch die Pflanze versengt wird, und
Säftrstockung und Ausschwitzung nebst Vermehrung
der stets in kleiner Anzahl vorhandenen Läuse die
Folge davon sind. Warmbalten des Bodens durch
aufgestreuten Dünger, Stroh oder Laubstreu mindert
ziemlich die Wirkung des Temperaturwechsels und
hindert auch die zu starke Einwirkung der Sonnen-
strahlen.
(Fortsetzung folgt.)
Baden.
* Schwetzingen, 6. Sept. Unsere Demo-
kraten sind doch kuriose Heilige; sie bewegen sich
fortwährend in einer Begriffsverwirrung, welche die
Haltlosigkeit ihres Systems auf's Schlagendste nach-
weist. Lvo die Mannheimer Abendzeitung.
In ihrer Samstags Nummer bringt sie eine
Correspondenz aus Stuttgart, nach welcher bei der
bevorstehenden Verfaffungsfeter schwerlich eine „fest-
liche Stimmung" auflommen könne, da die Fest-
genoffen sich mit Schmerzen daran erinnern werden,
daß — was? — daß die Sonveränetüt des Königs
von Württemberg durch die Schutz- und Trutz-
bündniffe mit Preußen beeinträchtigt ist! Hier zeigt
sich also der Partiknlarismus vom reinsten Wasser!
In ihrer Sonntagsnnmmer dagegen zieht die
„Abendztg." iu einem Leitartikel über die süddeutsche
Festungskommiffion wieder gegen die Sonverünetät

Eine Fahrt aus dem Götakanat.
Der Kanal, welcher quer durch unser deutsche? Schleswig-
Holstein hindurch Nord- und Ostsee verbinden soll, wird
von Manchen noch mit ungläubigen Augen angesehen. Wer
die Reife auf dem schwedischen Kanal von der einen zur
andern See gemacht und die ungeheuren dort glücklich über-
wundenen Schwierigkeiten gesehen hat, wird geneigt fein,
die Ausführung des deutschen Kanals nur für eine Frage
der Zeit anzufehen. Wir wollen die OOstündige Fahrt auf
dem nordischen Kanäle den Lesern unserer Länder- und
Völkerkunde vorführen. — Der Dampfer Ellida hat uns
von Lübeck her in rascher und glücklicher Fahrt durch den
Sund und das Kattegat in die Schceren Gothenburgs ge-
bracht. Der flüchtige Blick in diese erste Handelsstadt
Schwedens mit ihren 60,000 Einw. schon zeigt nicht nur
die ausblühende reiche Stätte des Handels und Verkehrs,
sondern auch die ihre Wohlhabenheit in echtem Kunst- und
Gemeinsinn verwendende Stadt. Nach der Zerstörung der
Stadt durch die Dänen im Jahre 1612 erstand sie verjüngt
durch den großen Gustav Adolf; sie macht ganz den Eindruck
einer rächen modernen Stadt. Vom Hasen, der breiten

Mündung der Gothaelf ins Kattegat, gehen tiefe Kanäle
in der Mitte der Straßen weit in die Stadt, wahre Paläste
zieren die Hauptstraßen, in welcher die glatten Granittrot-
toirs den Wandel erleichtern. 19 drücken, zum Durchlaß
der Schiffe, welche wie in Hamburg bis an die Magazine
und Speicher gelangen, eingerichtet; verbinden die Straßen.
Die Stora Hamngattan (große Hafenstraße) ist eine der
schönsten europäischen Straßen. Zahlreiche Denkmäler zieren
die stattlichen Plätze: dort steht Gustav Adolf, nach selt-
samen Schicksalen aufgerichtct; die ErZstatue, nach des schwe-
dischen Bildhauers Fogelberg Entwurf in München gegossen,
siel bei Strandung des Schiffes, das sic nach Gothenburg
bring.'n sollte, den Helgoländern in die Hände; diese forder-
ten ein allzuhohes Lösegeld, da ließen die Gothcnburger
ihren Helden zum zweitenmale gießen, jenen ersten Guß
aber erstanden Bremer Badgäste um einige hundert Mark;
er steht jetzt auf der Domshaide in Bremen. Ein anderes
Denkmal, eine herrliche Zierde des Kungsparkes (König-
gartcns) ist die erzene Gruppe Molin's „die Ringer", ein
nordischer Stoff mit großer Meisterschaft behandelt, dessen
Geschichte man, wenn auch die Runenschrift uns unverständ-
lich ist, vom Trinkgelage an bis zur Trauer des um den
Geliebten weinenden jungen Mädchens, des Streitens Ursache,
den Basreliefs des bronzenen Sockels abliest. Ein großer

Gemeinsinn fördert in Gothenlmrg jede öffentliche Unterneh-
mung. Ta verpflanzt in dem prachtvollen Trägordsforcn-
s ingcns Park (Gartenverein) die eingehendste Sorge südliche
i Gartenkunst in den Nmden, hier vereinigt das städtische
j Museum die belehrendsten Sammlungen, aus Natur aus
Naturgeschichte, Kunst und Eihnographie, dort sind Institute
und Wohnungen für die arbeitende Klaffe erstanden; das
Theater dankt dem Kunstsinn der Kaufleute seine Gründung,
wo eine gemeinnützige Unternehmung entsteht, da strahlt in
Gothcnburg in erster Linie der Name Dickson, eine der er-
sten Firmen der Stadt, als der des Beschützers und Grün-
ders. Wohl einer Stadt, deren Bürger solchen Gemci«-
sinn hegen ! — Gothcnburg (Göteborg)' hat eine sehr glück-
liche Lage für eine Handelsstadt mit tiefem geschütztem Hafen
am äußersten Vorposten Schwed.ns zum Weltmeer, und
mit dem Binnenlande und der Ostsee durch Eisenbahn und
Kanal verbunden. Wer Schweden kennen lernen will, darf
sich nicht begnügen, die große Stammcisenbahn bis Stock-
holm zu durchfliegen; er würde nur fast durchweg öde
Landstriche sehen. Wir richten uns lieber auf 3 Tage
häuslich auf einem der Kanalboote, dem Schraubendampfer
Mortalaström, ein und beziehen am Abend die kleine aber
bequeme Kabine (Hhtt); denn am frühen Mo'/gm um 2
l Uhr beginnt die Fahrt die tiefe Gvthaelf auswärts F. s.
 
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