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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 153
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0619

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Dritter Jahrgang.


Amls-Wkrkrrndignilgsökatt für den Bezirk Schwetzingen.

Kadischr H r> pfeurcitun g.

-Erscheint wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe S o n n t a g s b l a t t. - Alle Bostanstalim und Boten uchmc-n Bestellungen an. -- Preis vierteljährlich 1 fl. 15 kr.
Anzeigen, die dreigespnltenc P^titzene ober deren tllanin 3 lr.

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)nm Akannemknl.
Mit dem ersten Januar 1870 beginnt
ein neues Abonnement auf unser Blatt,
zu dessen Bezug wir hiermit aufs freund-
lichste einladen.
Wir werden uns bemühen, den Anfor-
derungen, die man billigerweise au das-!
selbe stellen kann, auch fernerhin in jeder !
Beziehung gerecht zu werden und hoffen
uns dabei der Unte: stütznng aller derer
versichert halt n zu dürfen, die Interesse
am politische;! und socialen Leben unserer
Etadt und unseres Bezirkes nehmen.
Mchtabbestellung unseres Blattes wird
hier und im Bezirke für Weiterbezug des-
selben angesehen, dagegen wird Nichter-
ueuerung des Abonnement vor; den Postan-
stalten als Abbestellung behandelt, weßhalb
wir unsere zahlreichen Postabonnenten von
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Ter vierteljährige Abonneulentspreis de-!
trägt von jetzt an sowohl für hiesiges
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kr. berechnet.
Schwetzingen, im Dezember 1869.
G. SchöMm,
Verleger.

Rundschau.,
* Schwetzingen, 27. Dechir. Die Christ-
fearlage haben ans als Bcschcerun'g schwere Schnee-
w.assen gebracht, die Land und Flur mit dein
weißen Leichenkleide der Natur decken und von
denen der trübe Winterhimmel melancholisch ab-
stiebt. Viel Neues hat es über die Feiertage nicht
g. geben; die Politik feierte, Handel und Wandel
ruhten und so können wir uns heute kurz fassen
Das ökumenische Conzil beginnt allmählig den
Kreis seiner Wirksamkeit zn erweitern und außer
den geistlichen Dingen sich auch den weltlichen zn-
znwenden. Es ist bereits ein Ausschuß niederge-
setzt, dessen Aufgabe es ist, die politisch-kirchlichen
Fragen zn discntiren. Damit überschreitet das
Conzil aber die Grenzen seiner naiürlichen Macht-
befugnisse und begibt sich auf ein Feld, wo seine
Competenz anshört und der Kampf mit dem mo-
dernen Staate beginnt, Der Cardinal Reisach,
den der heil Vater zum ersten Präsidenten des
Conzils ernannte, liegt schwer krank und hoffnungs-
los darnieder und wird seinen Sitz wohl nie mehr
einnehmen. Sechzehn Cardinalshüte sind zur Zeit
vacant, doch wird der Papst während des Conzils
keine Kardinale ernennen; wahrscheinlich um nach
dem Conzile die Würdigsten der Seelenhirten mit
dem Purpur zn schmücken.
Die Bewegung gegen den Impfzwang ist bei
uns in; Wachsen. Eine an den Landtag vorbe-
reitete Petition ersucht um Aushebung desselben

und bezeichnet dessen Fortbestehen als einen Ein-
griff in die persönliche Freiheit des Bürgers, so
lange nicht bewiesen, daß Impfung das einzige
Mittel zur Ve;Hütung der Blatternkrankheit sei.
Hinsichtlich der Apothekerlicenz, welcher man
mehrfach schon zn Leibe gehen wollte, ist man im
ganzen Lande so ziemlich einig, daß der seitherige
Movns beibehaltcn werden soll.
Die Freigebnng der Apotheken bedingt eine so
nachdrückliche Concnrrenz, wie jedes andere be-
liebige Geschäft sie zn bestehen hat. Die Concnr-
renz verlangt aber ein gegenseitiges Sichnnterbieten
in den Preisen der Heilmittel, was unbedingt eine
Verschlechterung und Fälschung der zu verabrei-
chenden Waaren nach sich ziehen würde, wodurch
der öffentliche Gesundheitszustand nur geschädigt
werden könnte. Freireit für Alle; wo es aber
das Wohl Aller erfordert, da ist auch eine weise
Beschränkung derselben nütze, sonst ist die Freiheit
keine Wohlthat mehr, sondern ein Nebel.
Neueste Hopfemrachrichten.
0. Lest. Nilrnberg, 24. Dez. Unter Bezugnahme
auf mein Letztes vom 18. ds. kann ich Ihnen
Heute über das Geschäft der abgelaufenen Woche
nur sehr wenig mittheilen. — Zufuhren und Käu-
fer waren gleich schwach vertreten, so daß Umsätze
nur in sehr engen Grenzen stattfanden und blieben
dabei die zuletzt gemeldeten gedrückten Preise, na-
mentlich für secnnda und Tertia an der Tages-
ordnung.
Vor gänzlichen; Verlaus der Feiertage dürfte
das Geschäft auch wohl neues Leben nicht mehr
riUwickeln und so wollen wir uns denn begnügen
mit der .Hoffnung ans ein recht glückliches, neues
Jahr-

Das

Von Heinrich Zschvkke.

(Fortsetzung.)
Ich hatte alle Aufmerksamkeit und Gewalt über mich
Vonnöthen, um mein Betragen zu beherrschen, damit ich
Mich nicht lächerlich mache. Das Mädchen kam mir immer
wie ein Wesen ans andern Welten vor. Inzwischen, die
«Lchcidestunde kam Und wahrlich, sehr froh war ich, daß
sie kam, wie herbe es auch meinem Herzen dabei werden
Mochte.
Mir war nicht anders dabei Zu Muthe, als müßte ich
mich von meiner eigenen Familie trennen, da der Postwa-
gen vorfuhr und wir einstcigen sollten. Aber Niemand
fühlte, was ich. Herr und Frau Albrct waren so freund-
lich beim Abschied, wie beim Empfang; Orny so trocken
und kalt, wie man irgend sein kann, wenn man aus der
Reise ein Wirthshaus verläßt. Fanchon, die nur nie rci-
zender erschienen war, als in eben den» Augenblick, da ich
sie ans immer verlassen sollte, zeigte sich ganz unverändert.
Beiden wünsehre sie uns mit gleiche! Güte und Herzlichkeit
glückliche Reise, gab einige drollige Einfälle dazu, und schien

es sogar recht daraus anzulcgen, das Unangenehme eines
Abschieds zu mildern, welches bei der Trennung von Per-
sonen nicht fehlen kann, die miteinander frohe und genuß-
volle Tage und Wochen verlebt haben.
Nur die kleine Annette zeigte mehr Bewegtheit und
Rührung. Sie hielt meine Hand eine Zeit lang; dann
entfernte sie sich schnell. Wie sie nach einer Weile zurück-
kam , brachte sie eine frisch aufgeblnhtc Moosrose, und gab
sie mir mit der einen Hand, indem sie mir in der andern
eine verwelkte zeigte, die ich sogleich für diejenige erkannte'
welche ich ihr am ersten Tage meiner Ankunft gegeben hatte.
Sie sprach kein Wort. Ihr himmlisches Gesicht war von
einer schönen Wehmuth ernst. Als ich nun zum Abschied
ihre Hand küßte, siel sie mir um den Hals, küßte mich,
schluchzte heftig und eilte davon.
Jetzt erst bemerkte ich auch in FanchonS und ihrer
Mutter Angen Thränen.
Wir stwgen ein, der Wagen fahr davon.

Wir plauderten in den ersten Stunden wenig. Her"
von Qnih saß düster in einer Ecke, ich in der andern de;
Wagens. Das war mir schon recht. Auch das war mr
recht, daß ich mir in seiner Gegenwart Gewalt anthni

mußte; denn ich hätte weinen mögen, wie ein Kind. Fan-
chon, mit ihren» Thränenblick, schwebte mir immer noch
neben dem Wagen.
Ten andern Tag ward es mir schon leichter. Wir
kamen über Toulouse und das schlechtgebaute Carcassonne.
Mein Reisegefährte, ohnehin nicht redselig, öffnete nur den
Mund, wenn er etwas zu tadeln fand. Die Gegenden
tnntcr Carcassonne fingen an romantischer zu werden. Die
Welt war ihm schon lieb, aber das menschliche Geschlecht
darin desto weniger. „Tie Leute sind nur da, sich gegen-
seitig mit ihren Narrheiten oder Bosheiten zu plagen!"
sagte er: „Das ist in Pallästeu und Hüttm vollkommen
gleich. Ich bin vielleicht Andern ebenfalls zur Qual; aber
ich bin es, weil man es mir ist."
„Doch der schönen Fanchon schienen Sie eben nicht zur
Qual zu sein!" versetzte ich: „Oder wären Sie wohl
grausam genug, gegen das lieblichste, harmloseste Wesen
unter dem Himmel ungerecht zu sein?"
„Ich läugue nicht," erwicdcrte er, „Kinder sind die
Engel des Lichts in der Hölle unterm Mond. Und -Fan-
chon ist ein wahres Kind.
(Fortsetzung folgt.)
 
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