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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 149
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0601

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Samstag, 18. Dezember 1869. X«. 149. Dritter Jahrgang.


Amts-Merkündigttngsöl'att für dm Bezirk Schwehingm.


Erscheint wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe S o n n t a g s b I a t t. — Alle Postanstaltm und Boten nehme!, Bestellungen an. — Preis vierteljährlich 1 fl. 15 kl
Anzeigen, die dreigcspaltenc Petitznte oder deren Raum 3 lr.

Die Beseitigung des Unterrichts der lateini-
schen Sprache an den Höhern Bürgerschulen.
?. Vom Neckar, 16. Dez. Eine für das
höhere Bürgerschulwesen und den Bürgerstnnd sehr
wichtige Frage wird demnächst in der II. bud.
^Ständekammer zur Besprechung kommen und was
allgemein gehofft und gewünscht wird, eine günstige
Erledigung finden. Es handelt sich darum, Laß
Kenntnisse in der lateinischen Sprache nicht als
ein unbedingt nothwendiges Erforderniß zur Ab-
leistung von Militärdiensten für einjährige Frei-
willige betrachtet werden, demzufolge die höhern
Bürgerschulen in ihrem dermaligen Bestände zu er-
halten seien, und allen mit dem für 6 Klassen ge-
gebenen Lehrplan ausgestattete Anstalten das Recht
eingeräumt werden soll, daß ihre mit dem Zeug-
nisse der Reife aus der 6 höchsten Klasse entlassenen
Zöglinge als einjährige Freiwillige der Militär-
Pflicht genügen dürfen. Von größeren und kleineren
L-tädten des Landes und von Bezirken sind Peti-
tionen an die II. Kammer eingelausen, um Vor-
stehendes zu erlangen. An der Spike sieben die
Gemeindebehörden der Universitätsstädte Freibnrg
und Heidelberg; angeschlossen haben sich die Städte
Constanz, Wertheini, Bühl, Ladenburg, u. a. m.
Die höhern Bürgerschulen waren und sind in emi-
nentem Linne die Bildungsanstalten des höhern
Bürgerstande^. L>ie vermitteln in einem sechs-
jährigen Eursns nach einheitlichem abgeschlossenem
Lehrplan jene Kenntnisse, welche zum Leben in der
Gegenwart und zur Ausübung technischen oder
industriellen Berufes erforderlich sind; sie ver-
mitteln ihren Zöglingen die nöthige Bildung nicht
auf indirektem Wege durch Erlernung alter, kodier
Sprachen, sondern mit und an Lehrobjekten un-
mitte.bar, welche, während sie der künftigen Lebens-
stellung der Schüler nahe liegen, dabei doch nicht
minder geeignet sind, zur Entwicklung ihres Denk-
vermögens und zur Veredlung ihres Geistes und
Herzens beitragen. Selbst die Wiedereinführung
des lateinischen Unterrichts als nicht verbindlicher
Lehrgegenstand (also als Lehrgegenstand für frei-
willige Teilnehmer) könnte der h. Bürgerschule
nur znm Nach,heil gereichen, sei es, daß dadurch
andere, wichtigere und nothwendigere Lehrgegen-
stünde in ihrer Unterrichtszeit verkürzt und ihrer
Lehrkraft entzogen, oder daß den Schülern ihre
ebenso nothwendige Erholungszeit geschmälert würde
rc. rc." (Freiburger Petition.) Für Schüler, die
nicht ein gelehrtes Fach ergreifen sollen und doch
mir 4-6 Jahre eine höhere Anstalt besuchen, ist
dm-- Erlernen der lateinischen Sprache*) aus dem
gesagten von Nachtheil; darum haben bereits
drer Versammlungen von Realschnlmünnern (Direk-

f) Viele höhere Bürgerschulen haben Laiein als Lehr-
gegenstand bcibchaltcn, aber nur für freiwillige Theilnehmer
L.h. für solche Schüler, die auf eine Gelchrtenschule später
übergehen. Die Zahl solcher Schüler ist vcrhältnißmästig
klein und dasZfl bei den dermaligeu Aussichten auf Vn>
Wendung im Staatsdienste gut.

loren, Professoren und Reallehrer von Realschulen)
sich für Beseitigung der lateinischen Sprache an
diesen Anstalten ausgesprochen. Auch in Preußen
denkt man ernstlich daran, das Latein an solchen
Anstalten zu beseitigen, was auch bereits an hö-
hern Bürgerschulen gescheheil ist. So viel ist sicher
daß die Städte Freibnrg, Constanz, Heidelberg
u. a. m. nicht daran denken, ihre höhere Bürger-
schulen in Realgymnasien mnznwandeln mit so be-
deutenden Kosten und znm Nachtheile des Bürger-
standes. Wie wenig der Bnrgerstand ans Real-
gymnasien für seine nicht stndirenden Söhne reflectirt
das beweist der Besuch der vierklassigen höhern
Bürgerschule in Karlsruhe; während die untern 4
Klassen des Realgymnasiums etwa 122 Schüler
zählten, zählte die höhere Bürgerschule deren 177.
Realgymnasien sehen wir als Dildungsansta'ten
für künftige technische Staatsbeamte an, z. B.
Forstbeamte, Eisenbahn- und Postbeamte, Banbe-
amt , Ingenieure, Geometer. Als soll e mögen
sie auf Staatskosten errichtet und unterhalten wer-
den. Um nochmals ans die Petitionsangelegenheit
znrückzukommen. so sind wir der Ansicht, daß dem
Beispiele der Städte Freibnrg, Heidelberg, Con-
stanz rc. auch alle kleineren Städte des Landes
folgen sollten. Schwetzingen lat ebensogut dazu
Veranlassung wie Ladenburg, Bühl, Boxberg und
andere gleichgestellte Städte.
Baden.
Krreisversammlmrg Mannheim.
13. Dez. In der Abendsitzung (4 Uhr) ka-
men zur Berathung und Beschlußfassung:
Bericht des Kreisansschnsses über die Pflege
armer kreisangehöriger Kinder unter 6 Jahien.
Im Budget werden verlangt 5000 fl. Kreishanpt-
mann v. Stengel 'wünscht, daß die Mitglieder mehr
daraus sehen, daß die Verpflegung der in Familien
gegebenen Kinder, eine sorgfältige sei. Der Bnd-
gelsatz wird angenommen.
Bei dem Berathungs-Gegenstand „Verschiedene
Vorkommnisse im Kreise" bringt Abg. Hoff den
Unterricht in weiblichen Arbeiten zur Sprache und
insbesondere die Ausbildung von Lehrerinnen für
das Land. Abg. Krebs ist damit einverstanden.
Hoff stellt den Antrag, zwei Frauen in die in
Karlsruhe in Aussicht genommene Anstalt zu schicken.
Lamey will nur im Allgemeinen einen Kredit von
300 fl. bewilligt haben und dem Ausschuß über-
lassen, was er in der Sache Wünschenswerthes
thnn kann. Letzterer Antrag wurde angenommen.
Abg. Moll bespricht die Errichtung einer Hypo-
thekenbank für das ganze Land und gibt zu er-
wägen, ob der diesseitige Kreisausschuß dahin
wirken soll.
Sittlich verwahrloste Kinder. Es liegt der An-
trag vor, diese Kinder ans Kosten des Kreises er-
ziehen zu lassen, was bisher von dem bezüglichen
Verein geschah Lamey gibt der Erziehung in
Familien den Vorzug vor der in den Anstalten.
Ein Beschluß wird nicht gefaßt.

Abg. Diffene erstattet Bericht über die abge
legte Rechnung des Erziehungshauses zu Laden
bürg; deßgleicheu über die laudwirthschaftliche Winter-
schale daselbst; ferner über die Hauptrechnnng der
Kreisversammlung. Wesentliche Anstände ergaben
sich nicht und werden darnach die bezüglichen Ab-
solnlorien dem Rechner ertheilt.
Bericht des Abg. Diffene über den Voranschlag
für 1869,70. Die Ausgaben mit 18,679 sl. wer-
den geneh igt und eine Kreisumlage von iG/io kr.
von 100 fl. Srenerkapital beschlossen.
14. Dez. In heutiger Sitzung wurde bezügl.
des Straßenwesens berathen. Der Antrag des
Abg. Gerber, die Straße von Schwetzingen über
Walldors, Oftersheim rc. als Staatsstraße zu er-
klären und aus den Kreisvizinalstraßen anszuschei-
den wunde angenommen und der Kreisausschuß
mit den bezüglichen Schritten beauftragt. Der
Antrag des Kreisausschusses, sämmtliche Vizinal-
straßeu des Kreises ans die Kreiskasse zu überneh-
men, wird von dem Vorstand des Kreisausschusses
begründet und dahin angenommen, daß der KreiZ-
ausschuß die uöthigeu Schritte zur Ausführung zu
tbnu und der nächsten Versammlung einen fertigen
Plan vorznlegen habe. — Ein weiterer Antrag des
Ausschusses betrifft die Kreisbeiträge zu den Staats-
straßen. Der Kreis war bisher nur der Erheber
der Beiträge von den betreffenden Pflichtigen und
halte auf die Verwendung keinen Einfluß. Der
Staat soll nun die Beiträge direkt erheben und
eine Petüion in diesem Sinne an die Regierung
gerichtet werden. — Hierauf folg! die Berathnng
über Herstellung einer Straße von Weinheim nach
Neckarsteinach. Der Vorschlag, daß von Heiligkreuz-
steinach über Unterabsteincch und über hessisches
Gebiet gebaut werde, wird zum Beschluß erhoben.
Der Kreisansschuß hat diesen Beschluß in Form
einer Petition zur Kenntnis; der Regierung zu
bringen, — Als letzter Gegenstand der Tages-
ordnung wird die Wahl der Bezirksräthe vorge-
nommen.
Neueste HopfemrachrichLen.
** Nürnberg, 16. D z. Der Schluß des
vorigen Dienstagmarttes verlief noch flauer, als
mein Bericht ausdrückte. Es wurden am Nachmit-
tage noch kleine Partien Aischgründcr Mittelhopfcn
zu fl. 70—75 verkauft, wahrend elwa 150 Ballen
eingestellt werden mußten.
Gestern war das Geschäft vollständig leblos.
Die Preise für mittel und geringe Sorten Hopfen
sind nominell.
DU. Nürnberg, 16. Dez. Wie am eng-
lischen Markte und allen Handelsplätzen des Con-
tinents, verharrt auch der hiesige Markt in bis-
heriger um diese Zeit ungewöhnlicher Ruhe.
Der Verkäufe sind wenige und Preise meistens
nominell. Die Lager sind mit Millel und ge-
ringer Waarc voll und trotz aller Mühe und billigen
Angebots ist diese Weare niehi losznbringen.
Der heniige Markt mit ea. 100 Ballen bk-
 
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