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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 48
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0197

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48.

^omilaP 25. April 1869.

dritter Jahrgang.

Prc i s: 'PjährtiN- -idkr.
per Post bezogen 56 !r.
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deren Nmnn mit nur
2 kr. berechnet.
Tie Boten erhalten
2 kr. monatlnr).
für die Bezirke Schwetzingen und Philippskurg.
Verkündigungsblatt des Amts-- und Amtsgerichts-Bezirks Schwetzingen.
Grgcm der badischen Aopfenproducenten
(unter Kontrole der landwirthschaftlichen Bezi r ksdi rc kt i o n Schlvetzingen stehend).


pH- Tagesüberstcht.
Schwetzingen, 23. April.
Das Haupt der württembcrgischen Demokratie,
Karl Mayer, seeligen Andenkei>s vom Wiener
Schützenfest her, sieht in der größtmöglichsten Frei-
heit der Einzelstaaten das einzige Mittel der Zer-
fahrenheit Deutschland? (!) die jetzt größer als je
sei (?) ein Ende zu machen. Es gibt doch Behaup-
tungen über welche sich nicht mehr rechten läßt....
Das engere Zusammengehen Frankreichs und
Italiens mit Oesterreich soll der neuesten Lesart
nach nicht Preußen, sondern Rom und hier speciell
dem ökumenischen Konzil gelten, welches die Grund-
vesten des modernen Staatswesens anzngreisen
droht.
Die Unterstützung, welche England während
des amerikanischen Bürgerkrieges dem Süden zu
Theil werden ließ, beginnt ihre Früchte zu tra-
gen. Präsident Grant hat den seitherigen ameri-
kanischen Gesandten, der die Sache vertuschen wollte,
von London znrückbernfen und beharrt auf Genng-
thnnng. Was wird den stolzen Britten anderes
übrig bleiben, als sich zu fügen? Napoleon hält
sich mäuschenstille, denn er hat auch ein wenig ge-
sündigt und mag jetzt wohl niehs eifriger wünschen,
als daß seine Perfidic der Vergessenheit anheim
fällt.
Präsident Grant hat einen „Nigger" zum Ge-
sandten in Haiti ernannt.
Auch anderweitig besetzte Grant einflußreiche
und wichtige Stellen mit Farbigen. Einen eigen-
thümlichen Begriff bekommt man übrigens, von
dein Repnblikanerthum, das noch weitaus im Ge-
biete der Vereinigten Staaten herrscht, wenn man
liest, daß der Vicegouverneur von Louisiana, ans
dem Omnibus gewiesen wurde, weil er ein Far-
biger ist.
Die Vorarbeiten zum landwirthschaftlichen Cen-
tralsest sind so weit gediehen, daß das Programin
demnächst erscheinen kann. Das großh. Handels-
ministerium wird eine bedeutende Ermäßigung der
Fahr- und Frachtpreise eintreten lassen, sowie
Billeie von mehrtägiger Tauer ansgeben. Auch
wird eine Verloosnng von landwirthschaftlichen Ge-
rüthen und Maschinen stattsinden.
Dem Mannheimer S ta d t g r a b e n ü b e l
wird nun gründlich abgeholfen werden. O weh,
womit wird sich die Presse Mannheim's während
der Sanergurkenzeit beschäftigen, nachdem ihr dieser
Wurf endlich gelungen und somit dies beliebte und
beinahe unerschöpfliche Thema wegfüllt!
Baden.
rr. Mannheim, 23. April. Der hiesige
M aschine n m arkt, der nächsten Sonntag seinen
Anfang nimmt, stellt ein interessantes Bild unseres
gesummten industriellen Lebens dar. Rauchende
Kamine künden von Weitein die treibende Kraft
der Dampfmaschinen an, welche die verschiedenar-
tigsten land- und hanswirthschaftlichen Maschinen
in Bewegung setzen. So wie man vor das Hem
delbergerthor hinanstritt, überschau das Auge eine
rege Welt wirthschaftlichen Lebens, malerisch abge-
gränzt durch die leuchtenden Höhen der Bergstraße.

Der weite Wiesenplan rings um die Fettviehhalle
ist in einem großen Halbkreis durch zweckmäßige
Bretterhallen umspannt, die in ihrem Innern ein
schön geordnetes Bild reichen Schönens bieten. Die
ersten und geachtetsten Firmen haben diesen ersten
Maschinenmarkt durch die Einsendung ihrer Er-
zeugnisse ausgezeichnet, und damit dem hiesigen
P atze ein Vertrauen ausgesprochen, das sich vor-
aussichtlich rechtfertigen wird. Der Maschinensab-
rikant wie der praktische Land- und Hanswirlh
begegnen sich hier in ihren Zwecken. Allein nicht
nur der große Fabrikant und der praktische Land-
wirts) finden hier ein ihrer Aufmerksamkeit dienen-
des Felö; auch der strebsame Handwerker und die
sorgsame Hausfrau bieten und finden Neues, Vor-
theilhastes und Nützliches in reicher Auswahl. Da-
bei überall weite lustige Gänge und bequemer Raum
zum Beschauen. Der Eintrittspreis ist am Eröff-
nungssonntag den 25. April, sowie am Maimarkt-
sonntag den 2.. Mai und den daraus folgenden
Montag den 3. Mai ans 24 kr., für jeden fol-
genden Tag ans 12 kr. festgesetzt. Personalkarten,
für die ganze Dauer der Ausstellung gültig, kosten
2 fl., lind wird, soweit der Vorrath reicht, hierzu
ein Loos gegeben, das einen Thaler an Werth
repräsentirt, und bei der am 4. Mai stattsindenden
2. Verlosung mitspielt. Den thatsächlich interessan-
ten Aufenthalt ans dem Marktplatze hat der Wirth
zum goldenen Stern, Herr Back, durch vortreffliche
Getränke und gute Speisen in einem Pavillon in
angemessener Weise erhöht.
Tarrberbischofsheim, 18. April. Wie
Jedermann bekannr, ziert unweit unserer Stadt das
schöne, zu Ehren der im Jahr 1806 gefallenen
württemb. Krieger errichtete Denkmal diesen Hügel.
Unterhalb desselben standen auch mehrere Kreuze
und Grabsteine ans den Gräbern der dort gefallenen
Preußen, von denen aber jetzt keines mehr zu
sehen ist. Das letzte Kreuz, das vorgestern noch
ein Grab der Gefallenen zierte, wurde gestern
Abend von einem hiesigen Einwohner zertrümmert
(Pfui über eine solche Grabschändung!)
O c st r e i ch i s ch e M o tt a r ch i e.
Wien, 20. April. Der römische Stuhl
scheint va. Unirczna spielen zu wollen. Es liegt in
Rom dem Vernehmen nach in der Absicht, die
Beschickung des ökumenischen Konzils durch Re-
präsentanten Frankreichs, Oesterreichs und Spaniens
nicht zuznlasscn, weil diese Mächte, so lange nicht
ibre Verfassung und Gesetzgebung streng zu den
Prinzipieen der katholischen Kirche znrückgekehrt sei,
als katholische Mächte ferner nicht zu gelten hätten
Das ist allerdings tapfer genug und mag auch
konsequent sein, nur vielleicht nicht klug, denn
man scheint außer Acht zu lassen, daß es nach
einer solchen Herausforderung sich leicht ereignen
könnte, daß die „nicht mehr katholischen" Mächte
ihre Bischöfe zu Hanse behielten und daß die Ge-
schichte dereinst von Konzilsbeschlüssen in pnrtitonJ
iutrclslinirr ans gläubigem Grund und Boden zu
berichten haben würde. Zum Octroyircn gehören
jederzeit Zwei, Einer der octroyirt, und ein An-
derer, der sich octroyiren läßt. Wie man wenig-

stens in Wien darüber denkt, dürfte dem hl. Stuhl
schon jctzr kein Geheimnis; mehr sein. (Klr. Ztg.)
Wien, 22. April. Die Frage der Minister-
Präsidentschaft ist endlich gelöst, Gras Taaffe ist
definitiv zum Ministerpräsidenten des cisleithani-
schen Ministeriums ernannt. Unmittelbar vor
dieser Ernennung fanden Berathungen statt, in
welchen die Minister sich über ein Programm ei-
nigten, von dessen Annahme sie ihr Verbleiben im
Amte abhängig machten. Dieses Programm ent-
hält folgende drei Punkte: 1. Die Ausgleiche mit
den Nationalitäten dürfen nicht durch Verletzung
der Grundprinzipien der Verfassung erkauft wer-
den. 2. Die Negierung darf sich keine Konzessionen
abdringen lassen, wenn die Forderungen durch ver-
fassungswidrige Mittel unterstützt werden. 3. Das
Ansehen der Verfassung ist mit allen Mitteln zu
wahren. Das Programm wurde airgenommen und
sämmtliche Minister verbleiben im Amte. Befriedigt
hat dieser Kompromiß nicht, schon darum, weil die
Ernennung des Grafen Taaffe nicht mit den
Grundsätzen der parlamentarischen Regierringsform
harmonirt. Gras Taaffe wurde erst als Minister
ins Parlament gewählt, seiner Vergangenheit nach
Paßt er nicht in dieses Ministerium. Der Pessi-
mismus will im Hintergründe der gegenwärtigen
Lage ein Schattenspiel bemerken, das eine Kabi-
netskombination mit dem Namen Kellersperg, Lasser
und dein Statthalter in Laibach, Hrn. v. Konrad,
borstellt. Es wäre dies ein rein bnreankratischeS
Kabinet.
A u s l a n d.
Spanien hat seit dem Ausbruch der Revo-
lution mit der Welt beständig Blindekuh gespielt
und die Sehergabe vieler Propheten ist an den
Ereignissen zu Schanden geworden. Die Republi-
kaner, welche eine Zeitlang auf die Erfüllung ihrer
Hoffnungen verzichtet zu haben schienen, haben
frischen Mnth gewonnen, seitdem die Republik that-
sächlich seit einem halben Jahre besteht. Wie im
Winter Castelar an den Anvenir national schrieb:
„Die Republik ist moralisch gemacht," so schrieb er
vor ein paar Tagen an dasselbe Blcnt: „Die Re-
publik ist thatsächlich gemacht." Ans der andern
Seite haben die Anhänger der Monarchie sich von
der Niederlage, die sie durch die Weigerung Dom
Fernandos erfuhren, gleichfalls einigermaßen erholt.
Sie geben die Hoffnung noch nicht auf, einen
Kandidaten zu finden, ehe sie es mit dem Direkto-
rinin oder einem Generalstatthalter versuchen wol-
len. Wieder spricht man in Madrid von dem
preußischen Prinzen Friedrich Karl, und der Be-
richterstatter des Constitutionnel betont mit einigem
Mißvergnügen die freundlichen Beziehungen und den
eifrigen Verkehr zwischen der provisorischen Regie-
rung und dem preußischen Gesandten.

Lokal-Nachrichten»
— * Gestern Vormittag gegen 11 Uhr kündig-
ten uns Sturmgeläute, der Trommelschlag und die
Signale der Feuerwehrden Ansbruch eines Bran-
des in unserer Stadt an.
Es brannte im s. g. Oberdorf neben Gemein-
derath Köchler bei Schuhmacher Roßrncker. Das
 
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