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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 27
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0107

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>0. 27.

Dritter Jahrgang.

Jreitag, 5. März 1869.

Erscheint Sonntag,
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanstalten und
Boten nehmen Bestel-
lungen an.

Wochenblatt
für die Bezirke Bchwetzingcn und Philipps bürg.

Preis: ^jährlich 45kx.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.
Tie Boten erhalten
2 kr. monatUq.

Verkündigungsblatt ^ Amts«. Amtsgerichtsbezirks Schwetzingen.
Hrgcm der öadischeu Aopfeuprsducenlen
(unter Kontrole der landioirthschaftlichen Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).

— Zur Lage.
Daß die politische Richtung der badischen Regierung
von allen Parteien, die Deutschland in so und so viele Lager
spalten, mit größerer Aufmerksamkeit als die eines jeden an-
deren deutschen Staates beobachtet wird, ist wohl eine unbe-
strittene Lhatsache. Weiß man doch, daß sich unsere Negierung
bei allen ihren Handlungen, in jeder Melkung, die sie dieser
oder jener auftauchenden Frage gegenüber einnimmt, nie von
dynastischen Sonoerinteressen, sondern nur von dem Gedanken
einer nationalen und freiheitlichen Einigung und Entwickelung
unserer gcsammtstaatlichen Zustande leiten läßt!
Während sie daher einerseits ans die entschiedene Billigung
und Mitwirkung aller nationalen und lieberalen Elemente mit
Sicherheit zählen kann, wird sie andererseits von den reaktionä-
ren und ultraliberalen Parteien nur um so heftiger bekämpft.
Die Frankfurter Zeitung, die sich im Jahre 1806
eigenthümliche Proben journalistischer Winkelzüge gegen Baden
zu schulden kommen ließ, ist es auch jetzt wieder, welche in
einer Reihe von Aussätzen unter der Ueberschrist: „Neubadisches"
Angriffe gegen unser Regierungssystem und die öffentlichen Zu-
stände unseres Landes richtet, die von unfern demokratischen
und ultramontanen Blättern gehörig ausgebeutet und als oas
Xow zolrm rrltru alles je Dagewcsenen ausposaunt werden.
Indem der Verfasser alle Schritte unserer Negierung in
einer so hämischen Weise bespricht, daß dessen Voreingenommen-
heit über allen Zweifel erhaben ist, indem er die Zustände
des Landes als traurige, das Volk unzufrieden schildert, ver-
dient er sich den wohlfeilen Dank der Ultramontanen und
Demokraten, der jedem zufließt, welcher in das Horn der ge-
nannten Parteien stößt!
Wer mag der große Unbekannte sein, der seinem Groll
gegen die Regierung in dieser Weise Lnft schasst? haben manche
Blätter schon gefragt. Lieber Himmel, das ist Nebensache;
welcher Farbe er angehört, ist ja klar!
Die regierungsfeindliche Presse unseres Laubes liefert ja
täglich ähnliche Melodieen und Variationen zn dem gleichen
Thema und es bedarf nicht des Aufheben^ über diese „neuba-
dischen" Schilderungen, die nach -Frankfurt ansgesührt und von
dorther wieder importirt werden!....
Tie demokratischen und ultramontanen Parteiorgane ver-
folgen auch seit Kurzem nne abgenutzte Taktik, um endlich eine Aen-
derung des Ministeriums nach ihrem Sinne herbeizuführen, in-
dem sie den Rücktritt des Ministers Jolly als nahe bevorstehend
verkünden und das Gerücht in allerlei Umschreibungen immer
und immer wiederkehren lassen. Das ist nun bekanntlich ein
alter Kniff, der oft schon dagemesen. ist. Aber auch den Fall
angenommen, daß dem so wäre, so würde ein Personenwechsel
woht schwerlich auch ein Abirrcn von dein vorgesteckten Ziele
im Gefolge haben! Aber nur beharrlich, denken die Ulnamon-
nuien und Demokraten, vielleicht gelingts doch und dann gilts
im Trüben fischen.
Baden.
Schwetzingen, 3. März. Das Heidelberger
Coniite für Erbauung eines Schienenwegs von Heidel-

berg nach Schwetzingen hat seither für die Realisirung
obigen Projektes eifrig gewirkt, doch gelang es demselben bis
jetzt nicht, die Regierung günstiger für das Unternehmen zu
stimmen und erachtet letztere eine lokale Verbindung der Städte
Heidelberg und Schwetzingen weder für geboten noch für ren-
tabel genug, um die Sache durch vortheilhaftere Bedingungen
zu unterstützen und zn fördern.
Neuerdings ist nun die Idee anfgetaucht, Speyer für
das Projekt zu gewinnen und dann in Geineinschaft mit ge-
nannter Stadt für eine Speyer-Heidelberger Linie,
über Schwetzingen zu wirken, wodurch Baden in eine
weitere, intime Beziehung zur Pfalz treten und die fragliche
Linie eine Wichtigkeit nud einen Werth erhalten würde, welche
eine einfache Lokalbahn zwischen Schwetzingen und Heidelberg
nie erreichen könnte.
Das Projekt tritt jetzt in ein neues Sta-
dium; die blos l o k al en Interes s e n we rd e n dur ch
allgemeine und höhere verdrängt.
Ohne Zweifel wird die Regierung diesem Projekte eine
weit größere Aufmerksamkeit als dem srühern zuwenden und
die Vortheile, die ans dieser Verbindung mit unfern über-
rhciner Nachbarn und ihren Schienenwegen erwachsen können,
genauer ins Auge fassen.
In Speyer ist man der Idee sehr günstig, ein Comite
bat sich daselbst gebildet, welches sich mit dem Heidelberger
Ausschüsse ins Benehmen setzen wird, um die nächsten nöthigen
Schritte zu berathen und dann gemeinsam für die Sache zu
wirken. Herr Oberingenieur Bürklin, dessen Urtheil als
das eines ausgezeichneten Fachmannes von großem Werth ist,
soll das neue Projekt ebenfalls befürworten.
Weitere Mittheilungen über diese Angelegenheit, bei wel-
cher unsere Stadt wesentlich interessirt ist, werden wir s. Z.
folgen lasten.
Karlsruhe, 2. März, lieber die Zugsrichtung der
Rheinbahn Mannheim-Karlsruhe nud deren Einmündung bei
hiesiger Stadt ist nunmehr die endgiltige Emscheidung erfolgt,
und zwar für die westliche Einmündung am Mühlburgcr Thor.
Die Bahn wird von Waghänsel aus, bis wohin über die Rich-
tung der Bahn bekanntlich kein Zweifel bestand, über Graben,
Linienheim und Eggeustein zum Mühlburger Thor gehen.
Heidelberg, 28. Febr. Der gestrige B ü r g e rabend
war io zahlreich besuchst daß das Lokal nicht hinreichte, um
alle Thcilnahmslustigen aufzunehmen, deren viele keinen Steh-
platz mehr finden konnten. Der Abgeordnete Professor Wundt
eröfsnete die Diskussion über die Schulsrage. Ihm folgte Dr.
Franz Mittermaier, der mit der Erklärung begann, durch seine
i Theilnahme an der Berathung einem Aufträge seiner Partei-
freunde zu folgen. Er und seine Freunde Hütten, fügte er
sodann bei, reiflich überlegt, ehe sie die Agitation für die ge-
mischte Schule begonnen; der Verlauf dieser Agitation zeige
bereits, daß bei vereinten Bemühungen Aller das Ziel werde
erreicht werden. Wie groß auch die Kluft sek, welche die po-
litischen Parteien in anderen Fragen trenne,, so seien sie doch
alle darin einig, daß die Kinder zn einem menschenwürdigen
Dasein zu erziehen und jedem konfessionellen Hader fern zn
 
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