>0. 32.
Dritter Jahrgang.
Mittwoch, 17. März, 1869.
Preis: ^jährlich 45lr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.
Die Boten erhalten
2 kr. monatlich.
für die Bemke Schwetzingen und PH Nipps bürg.
Verküttdigungsblattd-s Amts'., Amtsgenchtsbezirks Schwetzingen.
Hrgan der öadilchen Aopfenproducenten
(unter Kontrole der landwi rlh schaf tl iche n Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).
Einladung zum Abonnement
Mit dem 1. April d. I. beginnt ein neues
Abonnement auf uirer Blatt, wozu wie hiermit freund-
lichste einladen.
Des täglich wachsenden Anonncentheils
wegen sehen wir uns veranlaßt mit Beginn des neuen
Quartals das Format unseres Blattes zu vergrößern.
Der Abonnement- und Jnsertionspreis erleidet
dadurch keine Veränderung.
Deutschland.
München. ' 1. Mürz Zn der Besprechung, welche
vorgestern zwischen den beiden Ministern v. Varnbüler und
Fürst Hohenlohe in einem Snlon des Bahnhofgebäudes zu
Nördlingen stattfand, waren außer dem Ministerialrath Baron
Völderndorff und dem württembergischen Gesandten in München,
Baron Soden, auch der bayrische Gesandte in Stuttgart,
v. Gasser und der württemb. Ministerialbeamte Baron Linden
zugezogen. Die Verhandlungen dauerten volle fünf Stunden.
Nürnberg, 13. Marz. Die A.-H.-Ztg. schreibt: Ein
Marseiller Kaufmann hat gefunden, daß die bisher werthlos
betrachteten Hopfenranken eine ausgezeichnete Papiermaste liefern
und von einer Papierfabrik 100,000 Frs. für seine Erfindung,
sowie Antheil am Geschäfte erhalten. (Wenn sich die Sache
bestätigt, so dürfte die Ranke bald werthvoller als der Hopfen
selbst werden! Anm. d. Red.)
Nürnberg, 10. Mürz. Hier erlitten gestern in einer
von ihnen berufenen und von nahezu 1000 Personen besuchten
Arbeiterversammlung die drei Schweitzer'schen Apostel eine
Niederlage, die ihnen das Wiederkommen verleiden dürfte.
Aus Bayern, den 10 März. Während die klerikale
„Angsb. Postz." wiederholt gegen die Unterstellung, daß die
bayrischen Katholiken ein Bündniß mit Frankreich wünschten,
protestirt hat, empfiehlt der „Volksbote" in schamlosester Weise
das Zusammengehen mit dem französischen Kaiserstaat. Er
versteigt sich dabei u. A. zu folgender Ungeheuerlichkeit: „Wir
danken unsere staatliche Existenz seit 1860 (?) dem ritterlichen
Frankreich, Frankreich allein kann und wird uns retten vor-
der Eroberung, weil es uns retten muß. Ein freies Süddeutsch-
land ist eine Nothwendigkeit fl r Frankreich und Oesterreich!
Frankreich hat seit Beginn dieses Jahrhunderts wie ein Freund
an uns gehandelt!" Wahrlich, solche aller geschichtlichen Wahr-
heit und jedem deutschen Gefühl in's Gesicht schlagende Frivo-
lität macht es begreiflich, wenn selbst die nltramontane Partei
in Bayern ihre Beziehung zu dem Volksboten zu lösen beginnt.
Oesterreichische Monarchie.
Wien, 12. März. Die Abberufung des Grafen Usedom
von Florenz ist unseren Konjekturalpolitikern ein zu willkom-
mener Stoff, als daß sie sich die Gelegenheit entgehen lassen
sollten, denselben in ihrer Weise nach allen Seiten ansznnützen.
Graf Usedom, behaupten sie, habe die Mission gehabt, ein
zweites Bündniß mit Italien zu Stande zu bringen, da aber
seine Anstrengungen scheiterten, so sei seine Stellung in Florenz
unhaltbar geworden. Zugleich wird zu verstehen gegeben, daß
die österreichisch-italienische Allianz keine bloße Fiktion mehr sei.
und daß diese nicht ohne Zustimmung Frankreichs zu Stande
gekommen. In hiesigen gut unterrichteten Kreisen hält man
das, was über ein zweites preußisch-italienisches Bündniß be-
hauptet wird, für eitel Geflunker. Ebenso wenig glaubt man
an die österreichisch-italienische Allianz, wenn man auch zngibt,
daß es an Bemühungen nicht fehlt, um eine solche zn Stande
zu bringen, es ist aber gewiß, daß bis jetzt nicht einmal die
Grundlage gefunden ist, auf welcher diese Allianz anfgebaut
werden soll. Hier hat man keine Lust, Italien als Preis für
seine Allianz reale Konzessionen zn gewähren, ohne solche wird
man sich aber in Florenz zn nichts herbeilassen. Was Italien
verlangt, ist bekannt. Es ist die Abtretung Südtyrols, dazu
aber will man sich hier nicht verstehen. Zudem versichert man
hier nachdrücklicher denn je, daß Oesterreich keinen Krieg wünscht
und einer kriegerischen Politik jede Unterstützung versagen muß.
Ausland.
Madrid, 7. März. In der gestrigen Sitzung kam die
Frage der Konscription zur Verhandlung. Der republikanische
Abgeordnete Luis Blanc sprach zuerst mit großem Feuer gegen
diese Einrichtung, gegen die er alle Beweisgründe zn Felde
führl-e. Unter allgemeiner Aufmerksamkeit und Sülle gab so-
dann Prim seine Antwort. Er führte ans, daß seit dem An-
fang der revolutionären Epoche in Spanien bei jeder neuen
Bewegung wieder das Verlangen nach Aufhebung der Konscrip-
tion aufgetancht sei. Er selbst habe sowohl auf der Bank der
Opposition als in seinen Manifesten gegen die Konscription sich
erklärt; auch heute noch sei er für die Abschaffung derselben;
allein ebenso sei er von der Nothwendigkeit eines stehenden
Heeres in Spanien durchdrungen. Wenn ein solches überhaupt
für die Machtstellung Spaniens nöthig sei, so sei dies im
g-genwärtigen Augenblick doppelt der Fall, Angesichts der kar-
listischen und isabellinischen Umtriebe und des Aufstands von
Kuba, zn deren Bewältigung Spanien seine äußersten Kräfte
oufbieten müsse. Da die Freiwilligen, so sehr er sonst die
Tüchtigkeit und die Gesinnungen derselben anerkenne, unmöglich
das stehende Heer ersetzen können, so bleibe nichts übrig als
das Werbesystem, an dessen Einführung er zwar gern seinen
Namen knüpfen, das aber bedeutend thenrer zn stehen kommen
würde, als das Konscriptionssystem. In ähnlichem Sinne sprach
sich auch Tapete hinsichtlich der Flotte ans. Die Frage wurde
sodann an die Abteilungen verwiesen, und sie wird jedenfalls
mit dem Verfassungsentwnrf wieder zur Berathnng kommen.
Nom, 7. März. Der Papst hat gestern die Vorberei-
tungen besichtigt, welche im St. Peter zur Aufnahme des
Konzils getroffen werden. Bekanntlich wird der rechte Arm
des Transepts für die Versammlung hergerichtet. Der ur-
sprüngliche Plan ist etwas erweitert worden. Statt eines Halb«
Dritter Jahrgang.
Mittwoch, 17. März, 1869.
Preis: ^jährlich 45lr.
per Post bezogen 56 kr.
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dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.
Die Boten erhalten
2 kr. monatlich.
für die Bemke Schwetzingen und PH Nipps bürg.
Verküttdigungsblattd-s Amts'., Amtsgenchtsbezirks Schwetzingen.
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(unter Kontrole der landwi rlh schaf tl iche n Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).
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Mit dem 1. April d. I. beginnt ein neues
Abonnement auf uirer Blatt, wozu wie hiermit freund-
lichste einladen.
Des täglich wachsenden Anonncentheils
wegen sehen wir uns veranlaßt mit Beginn des neuen
Quartals das Format unseres Blattes zu vergrößern.
Der Abonnement- und Jnsertionspreis erleidet
dadurch keine Veränderung.
Deutschland.
München. ' 1. Mürz Zn der Besprechung, welche
vorgestern zwischen den beiden Ministern v. Varnbüler und
Fürst Hohenlohe in einem Snlon des Bahnhofgebäudes zu
Nördlingen stattfand, waren außer dem Ministerialrath Baron
Völderndorff und dem württembergischen Gesandten in München,
Baron Soden, auch der bayrische Gesandte in Stuttgart,
v. Gasser und der württemb. Ministerialbeamte Baron Linden
zugezogen. Die Verhandlungen dauerten volle fünf Stunden.
Nürnberg, 13. Marz. Die A.-H.-Ztg. schreibt: Ein
Marseiller Kaufmann hat gefunden, daß die bisher werthlos
betrachteten Hopfenranken eine ausgezeichnete Papiermaste liefern
und von einer Papierfabrik 100,000 Frs. für seine Erfindung,
sowie Antheil am Geschäfte erhalten. (Wenn sich die Sache
bestätigt, so dürfte die Ranke bald werthvoller als der Hopfen
selbst werden! Anm. d. Red.)
Nürnberg, 10. Mürz. Hier erlitten gestern in einer
von ihnen berufenen und von nahezu 1000 Personen besuchten
Arbeiterversammlung die drei Schweitzer'schen Apostel eine
Niederlage, die ihnen das Wiederkommen verleiden dürfte.
Aus Bayern, den 10 März. Während die klerikale
„Angsb. Postz." wiederholt gegen die Unterstellung, daß die
bayrischen Katholiken ein Bündniß mit Frankreich wünschten,
protestirt hat, empfiehlt der „Volksbote" in schamlosester Weise
das Zusammengehen mit dem französischen Kaiserstaat. Er
versteigt sich dabei u. A. zu folgender Ungeheuerlichkeit: „Wir
danken unsere staatliche Existenz seit 1860 (?) dem ritterlichen
Frankreich, Frankreich allein kann und wird uns retten vor-
der Eroberung, weil es uns retten muß. Ein freies Süddeutsch-
land ist eine Nothwendigkeit fl r Frankreich und Oesterreich!
Frankreich hat seit Beginn dieses Jahrhunderts wie ein Freund
an uns gehandelt!" Wahrlich, solche aller geschichtlichen Wahr-
heit und jedem deutschen Gefühl in's Gesicht schlagende Frivo-
lität macht es begreiflich, wenn selbst die nltramontane Partei
in Bayern ihre Beziehung zu dem Volksboten zu lösen beginnt.
Oesterreichische Monarchie.
Wien, 12. März. Die Abberufung des Grafen Usedom
von Florenz ist unseren Konjekturalpolitikern ein zu willkom-
mener Stoff, als daß sie sich die Gelegenheit entgehen lassen
sollten, denselben in ihrer Weise nach allen Seiten ansznnützen.
Graf Usedom, behaupten sie, habe die Mission gehabt, ein
zweites Bündniß mit Italien zu Stande zu bringen, da aber
seine Anstrengungen scheiterten, so sei seine Stellung in Florenz
unhaltbar geworden. Zugleich wird zu verstehen gegeben, daß
die österreichisch-italienische Allianz keine bloße Fiktion mehr sei.
und daß diese nicht ohne Zustimmung Frankreichs zu Stande
gekommen. In hiesigen gut unterrichteten Kreisen hält man
das, was über ein zweites preußisch-italienisches Bündniß be-
hauptet wird, für eitel Geflunker. Ebenso wenig glaubt man
an die österreichisch-italienische Allianz, wenn man auch zngibt,
daß es an Bemühungen nicht fehlt, um eine solche zn Stande
zu bringen, es ist aber gewiß, daß bis jetzt nicht einmal die
Grundlage gefunden ist, auf welcher diese Allianz anfgebaut
werden soll. Hier hat man keine Lust, Italien als Preis für
seine Allianz reale Konzessionen zn gewähren, ohne solche wird
man sich aber in Florenz zn nichts herbeilassen. Was Italien
verlangt, ist bekannt. Es ist die Abtretung Südtyrols, dazu
aber will man sich hier nicht verstehen. Zudem versichert man
hier nachdrücklicher denn je, daß Oesterreich keinen Krieg wünscht
und einer kriegerischen Politik jede Unterstützung versagen muß.
Ausland.
Madrid, 7. März. In der gestrigen Sitzung kam die
Frage der Konscription zur Verhandlung. Der republikanische
Abgeordnete Luis Blanc sprach zuerst mit großem Feuer gegen
diese Einrichtung, gegen die er alle Beweisgründe zn Felde
führl-e. Unter allgemeiner Aufmerksamkeit und Sülle gab so-
dann Prim seine Antwort. Er führte ans, daß seit dem An-
fang der revolutionären Epoche in Spanien bei jeder neuen
Bewegung wieder das Verlangen nach Aufhebung der Konscrip-
tion aufgetancht sei. Er selbst habe sowohl auf der Bank der
Opposition als in seinen Manifesten gegen die Konscription sich
erklärt; auch heute noch sei er für die Abschaffung derselben;
allein ebenso sei er von der Nothwendigkeit eines stehenden
Heeres in Spanien durchdrungen. Wenn ein solches überhaupt
für die Machtstellung Spaniens nöthig sei, so sei dies im
g-genwärtigen Augenblick doppelt der Fall, Angesichts der kar-
listischen und isabellinischen Umtriebe und des Aufstands von
Kuba, zn deren Bewältigung Spanien seine äußersten Kräfte
oufbieten müsse. Da die Freiwilligen, so sehr er sonst die
Tüchtigkeit und die Gesinnungen derselben anerkenne, unmöglich
das stehende Heer ersetzen können, so bleibe nichts übrig als
das Werbesystem, an dessen Einführung er zwar gern seinen
Namen knüpfen, das aber bedeutend thenrer zn stehen kommen
würde, als das Konscriptionssystem. In ähnlichem Sinne sprach
sich auch Tapete hinsichtlich der Flotte ans. Die Frage wurde
sodann an die Abteilungen verwiesen, und sie wird jedenfalls
mit dem Verfassungsentwnrf wieder zur Berathnng kommen.
Nom, 7. März. Der Papst hat gestern die Vorberei-
tungen besichtigt, welche im St. Peter zur Aufnahme des
Konzils getroffen werden. Bekanntlich wird der rechte Arm
des Transepts für die Versammlung hergerichtet. Der ur-
sprüngliche Plan ist etwas erweitert worden. Statt eines Halb«