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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 8
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0031

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Mittwoch, 20. Januar 1869.

Ao. 8. Dritter Jahrgang.

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für die DeMe Schwetzingen und Philippsburg.
Verkündigungsblatt d-s Amis u. Amtsgerichtsbezirks Schwetzingen.
Hrgau der badischen Kspfenproducenten
(unter Kontrole der tandlvi rth schaf t l iche n Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).

Erscheint Sonntag
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanstalten und
Boten nehmen Bestel-
lungen an.

Wochenötat

Zur gefl. Beachtung!
Um Verspätungen in der Ausgabe unseres Blattes zu
vermeiden, bitten wir -ringend, Anzeigen, die für uns
bestimmt sind, längstens bis 7 Uhr Abends des vorhergehenden
Tages auszngeben.
Abonnements werden jederzeit noch für das kaufende
Quartal entgegen genommen.
Die Expedition.

— Partheiwesen in Baden.

m.
Die vierte, die sog. Offenburger Parthei ist neuesten
Datums und geht aus einer Zersplitterung der nationallibe-
ralen Kräfte des Landes hervor.
Daß diese Partheibildnng von Ultramontanen und Demo-
kraten mit Freuden begrüßt wurde, versteht sich wohl von
selbst, denn, wenn sie auch nicht als eine Vermehrung der
ultra-demokratischen Streitkrüste zu betrachten ist, so darf sie
doch als eine erhebliche Schwächung des nationalliberalen Ele-
mentes bezeichnet werden und kann sich vielleicht auch bei ein-
tretender Gelegenheit in der Hitze der Partheileidenschaft dazu
Hinreißen lassen, als Gegner des Nationallibernlismus den
parlamentarischen Kampfplatz zu betreten.
Suchen wir uns einmal die Unterschiede klar zu machen,
die zwischen der nationalliberalen und Offenbnrger Parthei
herrschen./
In ihren Zielen sind beide einig; in ihren Mitteln
gehen sie aus einander. Die Nationalliberalen halten am Ein-
tritt in den Nordbund mit aller Energie und dem Aufwand
aller Mittel fest, sie verlangen eine der norddeutschen Militär-
organisation entsprechende sofortige Militürreform unserer
süddeutschen Contingente, welche eine Anspannung der Steuer-
kräfte des Landes bedingt.
Die Offenburger Parthei hält ebenfalls am Eintritt in
den Nordbund fest, doch erblickt sie leine staatliche Lebensbedin-
gnng in dem sofortigen Anschluß an den Norden Deutschlands,
sondern überläßt der Zeit, denselben herbeizuführen.
Sie will daher, daß die Verstärkung der Militürträfte des
Landes und die damit verbundene Erhöhung der Steuerlasten
erst in dem Momente bei uns ein treten solle, in
welchem wir in den Nordbund ausgenommen und mit dessen
Lasten dann auch seiner Vortheile zugleich theilhaftig werden
können!

Wesentliche Gegensätze herrschen demnach zwischen beiden
Partheien nicht; doch können sich dieselben schürfen und selbst
zur Kluft erweitern, wenn die beiden verwandten Elemente
nicht den aufrichtigen Wunsch hegen, sich wieder zu vereinigen,
um ihren Gegnern gemeinsam die Spitze zu bieten.
Wenn aber die Offenbnrger Liberalen gegen die na-
tionalliberale Parthei Front machen würden, so müßten sie als
die Pionniere des Ultramontanismus Dienste leisten und nicht
den liberalen sondern den reaktionären Ideen kämen die
Früchte des Sieges zu gut.
Das wissen die Führer der Offenbnrger Parthei und
darum wird dem Nationallibcralismus bezw. der Regiernngs-
parthei von dieser Seite her keine systematische Opposition ent-
gegengesetzt werden.

Konflikt und Konfcrmz.
Ein schwarzer Punkt um den andern ist am Horizonte
der Konferenz aufgetancht, dessen lachende Heiterkeit die Offi-
ziösen voreilig berufen hatten. Von Seiten Griechenlands und
der Türkei kamen Schwierigkeilen, an welche die Diplomatie
nicht gedacht zu haben scheint, wenn sie auch vielleicht nicht für
alle Mitglieder des grünen Tischs eine Neberraschnng gewesen
sind. Die Weigerung Griechenlands, an einer Konferenz theil-
znnehmen, in der es. blos sitzt, während sein Gegner sitzt und
stimm!, hat freilich nichts Auffallendes, man müßte sich umge-
kehrt wundern, wenn es sich diese Behandlung ruhig gefallen
ließe, Moriz Block weist im „Temps" mit Neckst ans die völ-
kerrechtliche Monstrosität hin, ein Schiedsgericht zu bilden, in
welchem der eine der streitenden Theile als Richter in eigener
Sache, der andere nur als Gcrichtszenge, wo nicht gar nur
als Angeklagter sitzt. Dies hieß einfach im Voraus für den
einen Theil Partei nehmen, und ist ein neuer Beweis für die
Kurzsichtigkeit der Westinüchte, welche es mit Absicht darauf
anznlegen scheinen, Griechenland in die Arme derjenigen Macht
zu treiben, welche sich allein seiner annimmt. Also nicht da-
rüber kann man sich wundern, daß Griechenland protestirte,
sondern nur das ist das Auffallende, daß es mit diesem Protest
bis zur Eröffnung der Konferenz wartete, daß es seine Zu-
lassung nur dazu benützte, diesen Protest in demonstrativer
Weise vmznbringen. Das sah fast ans wie eine Verhöhnung,
es schien sich eine Absicht dahinter zu verbergen, und man be-
greift die Bestürzung der Mächte, für welche diese Haltung
wirklich eine Ueberrascknng war. Der andere schwarze Punkt
kommt von Seiten des Halbmonds. Der erste Beschluß der
Konferenz war die Aufforderung an Griechenland wie an die
Türkei keine Feindseligkeiten vorznnehmen, so lange die Vera-
thnngen der Konferenz dauern. Nun liegt in diesem Augen-
blick eine türkische Kriegsflotte vor der Jniel Syra. Der rus-
sische Gesandte führt der Pforte zu Gemüth, daß unter der
Einstellung der Feindseligkeiten auch die Aushebung dieser Blo-
 
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