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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 20
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0080

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Herrn Lrrittis Verlobung.

Miltheilungen über Schenkungen in dg!, in spanischer Sprache
vorgetragen. In Hollanv verstehen die meisten Inden das
Spanische, ja in den enrlegensten Judcnschulen z. B. in der-
jenigen von Belgrad, wird auch Spanisch gelehrt. Namentlich
aber haben die Juden an der nordafrikanischen Küste ihr Exil
stets nnr als vorübergehend angesehen und viele derselben rüsten
sich znr Heimkehr nach Spanien seit der Septemberrevolution,
während sie allen früheren Revolutionen gegenüber ganz gleich-
giltig geblieben waren.

Was giebt es Neues im Amtsbezirke?
H Brüht, 11. Febr. (Verspätet.) Am Montag den 7. d. M.,
frühe nach 4 Uhr. wurde ein hiesiger Burger, der sich auf die Arbeit nach
Mannheim begab und ruhig seines WegS ging, von einem am Chaussee-
rain liegenden Dragoner mit blanker Waffe angefallen. Der Arbeiter,
welcher durch seine Brodtafche den ersten Hieb von sich abwendcte, konnte
nur durch die Flucht sich retten, auf welcher ihn der Dragoner lange Zeit,
bis in die Nähe deS Relaishauses verfolgte. Besagter Dragoner war
wahrscheinlich auf dein .Heimweg nach Mannheim begriffen.
Dies der Thatbestand; die Glossen über einen solchen Borfall mögen
sich die Leser Ihres Blattes selbst machen.
Fricdrichsfcld, Id. Febr. Am Samstag Abend entleibte sich
der hiesige Burger PH. Mqdt. mittelst eines Pistolenschusses. Wie man
vermuthet sind häusliche Zwistigkeiten die Ursache des Selbstmordes.
Der Anblick der Leiche war ein Entsetzen erregender, der Kopf war
völlig zerschmettert und unkenntlich. M. hinterläßt eine Wittwe sammt
Kind.

Hopfen-, Markt- und Börsenberichte.
* Nürnberg, 13. Febr. (Orig.-Ber. von Conr. Schmidt.) Ich
theile Ihnen heute mit. daß sich das Geschäft längere Zeit hauptsächlich
um Hoch-AuSstich-Primasorten drehte, während aufsallenderwcise Export-
sortcn vernachlässigt blieben, so daß gegen Ende Januar und Anfang Fe-
bruar die Preise für geringe Waare bis auf fl. l2 —14. wichen.
Seit 8—10 Tagen jedoch verstauten feine Sorten wieder und wurde
dagegen stark in Exportsorten gehandelt, wodurch diese wieder um circa
fl. 3—4 stiegen und jetzt so ziemlich auf demselben Standpunkte sind wie
seit meinem letzten Bericht, st. 16—17.
Hochprimn wenig vorhanden und ebenso wenig

gefragt.st. 40—44.
Gewöhnliche gute Prima.fl. 25—35.
Gewöhnliche und gute Mittelqualitüten ... st. 18—22.
Courante und geringe Erportsorten . . . . sl. 15—17.

* Schsvehittgeit, 15. Febr. Hier herrscht völlige Gcschäftsstillc.

S t a t i st i s ch e s.

Aahk der Getrauten, geborenen und Gestorbenen im Amtsbezirk
Schwchingen im Kahre 1868, verglichen mit dem Jahre 1867.
1 8 6 8.
Getraute: 281. Geborene: eheliche 1109, uneheliche 83, zusammen 1192.
Gestorbene: 824.
1 8 6 7.
Getraute: 213. Geborene: eheliche 987. uneheliche 101, zusammen 1088.
Gestorbene: 725.

Gesarnmtsteüerkapitalien des Bezirkes Schwetzingen
inr Jahre 1868.
I.. S t c u e r k a p i t a l i e n.
1. Grund- und Gefällsteuer . . . 8.711,130 fl.
2. Häuscrsteuer. 4.007,050 fl.
3. Gewerbstcuer. 3,469,450 fl.
4. Capitalstener. 2,567,010 fl.
5. Classensteuer. 63,470 sl.
zus. 18,818,140 fl.
S t e u c r e r t r ä g e.
1. Grund-, Gefäll- und Häuscrsteuer . 54,488 fl.
2. Gewerbstcuer .. 15,057 fl.
3. Capitalsteuer. 3,850 fl.
4. Classensteuer.- 825 fl.
^>s. 74,220 fl
5. Besörsterungsstcuer. 298 fl.
6. Fluß- und Tammbaubciträge . . 8,174 fl.
Obige Steuerkapitalien umfassen diejenigen der Ortseinwohncr, Aus-
märker, Gemeinden, Stiftungen, Grund- und Standesherrn, Psarr- und
Schuldienste.
8. Steuerfreie Capitalien des Staates . 1,814,530 fl.

Briefkasten.
Hr. M. in Gr. Verwendbar für unser Sonntagsblatt; bitten um
Zusendung der Fortsetzung, resp. des Schlusses. — Auf Marktberichte re-
flektiren wir nicht.

(Fortsetzung.)
18.
Nicht ihm allein, sondern auch Herrn Quint war der
heutige Tag ein Quertag. Der Mensch ist nicht Gebieter sei-
nes Schicksals. Die Tage nehmen ihn; nicht er nimmt die
Tage.
- Der ganze Vormittag war dem Philosophen unter Be-
schäftigungen entronnen, die ihm ehemals fremd waren. Er
schrieb Anreden, Danksagungsreden, und putzte sich stattlich zur
Ver.obungsfeier.
Ein Stubengelehrter, der Sr. Majestät dem Köniz prä-
sentirt werden soll — ein Kandidat der Gottesgelahrtheit, der
bei voller Kirche seine erste Pre.igt halten soll — ein in
j Schulden seufzender Kaufmann am Lotterietag, dem das große
i Loos Helsen, die Niete den Untergang bringen könnte —
Keiner von diesen Sterblichen allen kann liefere Angst empfinden,
ais Herr Quint wirklich empfand, seit er am Morgen von
^ schweren Träumen erwacht und des Gedankens mächtig worden
^ war: Heut ist Verlobungstag!
Da sah er im Geist eine Geliebte, die er nie eigentlich
gesprochen, der er nur Albernheiten gestammelt hatte, die er
mit seinem Niesen erschreckt, mit seinem Tanz auf dem Berge
ohne Zweifel in Furcht gejagt, mit seiner Abfahrt in die
Gründe zur Flucht getrieben hatte — da sah er neunzehn
Zeugen und Ehrengäste, ihm fast alle wildfremde Personen,
entsetzliche Gratulanten, steife Komplimentenschneider, und er
^ sich mitten drunter, sein Thun und Lassen der Kritik Preis ge-
geben, van allen Basen und Muhmen begafft. — Er fluchte
im Herzen auf die Eitelkeit und Pomptust des Herrn Pot.
Er hätte mit Freuden eine halbe Tonne Goldes hingeworsen,
wenn er sich damit von der Feierlichkeit, in der er die Haupt-
rolle spielen mußte, hätte lostausen können. Fast wäre ihm
seine ganze Liebesgeschichte verleidet.
„Was hat auch die Narrenwelt davon," sprach er bei sich
selbst, indem er halb angekleidet sein Zimmer mit schnellen
Schritten ans- und ablief, „was hat sie auch davon, daß sie
die Natur zum Firlefanz verkehren und die einfachste Sache
von der Welt zum Fratzenwerk verzerren will? O Bätely,
warum mußten wir beide mit diesen Herzen, mit diesen Ge-
fühlen in eine Welt, wo wo man nur Rock und Braten sieht d
— Die Wilden sind glücklicher. Zwei an einander schlagende
Herzen, das ist die wahre Verlobung."
Inzwischen half die Protestation gegen der Welt Narrheit
nichts zur Sache. Die Augenblicke eilten davon. Man mußte
sich ankleiden, und zwar diesmal ein wenig sorgfältiger, denn
gewöhnlich; man mußte noch hin und wieder manches in der
Wirthschast ordnen; man mußte endlich auch wohl beiläufig
daraus denken, was man den Zeugen und Ehrengästen, der
Braut, und der Tante, und der Formalität willen auch dein
Qheim sagen wollte, um nicht inr entscheidenden Zeitpunkt wie
ein Stock daznstehen, sich zu kompromittiren vor der Braut
und sümmtlicher Verwandtschaft.
Während sich Herr Quint die Kleider zusammensuchte,
studierte er emsig an zierlichen Redensarten und Höflichkeitser-
wiederungen. Aber es war, als wenn sein Geist ihm diesmal
alle Dienste versagen wollte. Er fand keinen Sinn und keine
Worte. Dies mehrte seine Aengstlichkeit. Im tiefen Nach-
sinnen vergaß er die rechten Kleider zu wählen. Er holte
dergleichen aus allen Schränken, und kleidete sich an, und wurde
vom Spiegel belehrt, wie unpassend er den Anzug ausgelesen,
wie bunt, wie geschmacklos er instand, in weißen Beinkleidern,
schwarzseidenen Strümpfen und veilchenfarbenem Nock.
(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.
— Fritz: Na, das ist aber gut. Wir glaubten zu Hause,
Carl müßte heute gewiß auf Posten stehen, und nun finde ich
ihn hier bei Großmama am marinen Qfen!
Großmama: Gewiß, Fritz, als einjähriger Freiwilliger
muß Carl sich an's Feuer gewöhnen!
 
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