DRITTES BUCH • 1586-1625
Reitern bereitzustellen, um Rudolf zu Hilfe zu eilen. Der Gang der Ereignisse
kam ihm aber zuvor; Rudolf mußte seinen protestantischen Ständen, mit denen
er im Streit stand, die volle Religionsfreiheit gewähren, um wenigstens Böhmen
zu behalten,- Ungarn, Ostreich und Mähren fielen Matias zu (am 25 Juni), ebenso
die Nachfolge in Schlesien und in der Lausitz.
Diese Ereignisse gaben Veranlassung zu dem Kurfürstentag, der am 30 Juli
in Fulda eröffnet wurde und auf Sachsens Einwirkung hin nicht etwa eine Ahndung
den beiden streitenden Brüdern gegenüber aussprach, sondern sich mit einer
freundlichen Erinnerung an den Kaiser begnügte, während Matias wegen seines
Vorgehens schärfer angegangen wurde,- auch in der Donauwörter Frage wurde
nur um eine Versöhnurg, nicht aber um Rückgängigmachung der von Max von
Baiern durchgeführten Katolisirung gebeten. Da infolge des Todes des Kurfürsten
Joachim Friedrich von Brandenburg die Verhandlungen schon nach acht Tagen
wieder abgebrochen wurden, blieb es bei der Spaltung des Reichstags, so daß
der Kaiser die ihm jetzt besonders nötigen Mittel nicht erhalten konnte213/
DER BÖHMISCHE AUFSTAND 1609
Da der böhmische Landtag, der während des ersten Viertels des Jahrs in
Prag tagte, sich mit dem Kaiser nicht einigen konnte, schickte Christian Gesandte
dorthin um die Geister zu beruhigen. Als diese keinen Erfolg hatten, der Land-
tag vielmehr aufgelöst wurde, wendeten sich die Böhmen an die drei weltlichen
Kurfürsten, an Matias und an den Herzog von Braunschweig um Intervention
bei dem Kaiser, worauf Christian zwei seiner Räte, darunter den Altenburger
Kanzler Dr. Gerstenberg, vielleicht den begabtesten und pflichttreusten seiner
Berater, nadi Prag sandte, die endlich <am 17 Mai> vom Kaiser zur Audienz vor-
gelassen wurden. Der gleich darauf eröffnete neue Landtag wurde aber auch
nur hingehalten ohne daß es zu einer Entschließung kam, so daß die Stände
endlich bewaffneten Widerstand beschlossen. Eine neue Gesandtschaft unter
dem Hofmarschall Christof von Loß konnte nicht verhindern daß die Stände die
Verhandlungen abbrachen und eine provisorische Regirung einsetzten. End-
lich gelang es doch unter starkem Einfluß Sachsens, in »unermüdlicher und kluger,
taktvoller und geschickter Arbeit«, am 11 Juli den Kaiser zum Nachgeben und
zur Unterzeichnung jenes Majestätsbriefs zu bewegen, der während des folgen-
den Jahrzehnts bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs die feste Grund-
lage für das Vorgehen der Böhmen bilden sollte214).
338
Reitern bereitzustellen, um Rudolf zu Hilfe zu eilen. Der Gang der Ereignisse
kam ihm aber zuvor; Rudolf mußte seinen protestantischen Ständen, mit denen
er im Streit stand, die volle Religionsfreiheit gewähren, um wenigstens Böhmen
zu behalten,- Ungarn, Ostreich und Mähren fielen Matias zu (am 25 Juni), ebenso
die Nachfolge in Schlesien und in der Lausitz.
Diese Ereignisse gaben Veranlassung zu dem Kurfürstentag, der am 30 Juli
in Fulda eröffnet wurde und auf Sachsens Einwirkung hin nicht etwa eine Ahndung
den beiden streitenden Brüdern gegenüber aussprach, sondern sich mit einer
freundlichen Erinnerung an den Kaiser begnügte, während Matias wegen seines
Vorgehens schärfer angegangen wurde,- auch in der Donauwörter Frage wurde
nur um eine Versöhnurg, nicht aber um Rückgängigmachung der von Max von
Baiern durchgeführten Katolisirung gebeten. Da infolge des Todes des Kurfürsten
Joachim Friedrich von Brandenburg die Verhandlungen schon nach acht Tagen
wieder abgebrochen wurden, blieb es bei der Spaltung des Reichstags, so daß
der Kaiser die ihm jetzt besonders nötigen Mittel nicht erhalten konnte213/
DER BÖHMISCHE AUFSTAND 1609
Da der böhmische Landtag, der während des ersten Viertels des Jahrs in
Prag tagte, sich mit dem Kaiser nicht einigen konnte, schickte Christian Gesandte
dorthin um die Geister zu beruhigen. Als diese keinen Erfolg hatten, der Land-
tag vielmehr aufgelöst wurde, wendeten sich die Böhmen an die drei weltlichen
Kurfürsten, an Matias und an den Herzog von Braunschweig um Intervention
bei dem Kaiser, worauf Christian zwei seiner Räte, darunter den Altenburger
Kanzler Dr. Gerstenberg, vielleicht den begabtesten und pflichttreusten seiner
Berater, nadi Prag sandte, die endlich <am 17 Mai> vom Kaiser zur Audienz vor-
gelassen wurden. Der gleich darauf eröffnete neue Landtag wurde aber auch
nur hingehalten ohne daß es zu einer Entschließung kam, so daß die Stände
endlich bewaffneten Widerstand beschlossen. Eine neue Gesandtschaft unter
dem Hofmarschall Christof von Loß konnte nicht verhindern daß die Stände die
Verhandlungen abbrachen und eine provisorische Regirung einsetzten. End-
lich gelang es doch unter starkem Einfluß Sachsens, in »unermüdlicher und kluger,
taktvoller und geschickter Arbeit«, am 11 Juli den Kaiser zum Nachgeben und
zur Unterzeichnung jenes Majestätsbriefs zu bewegen, der während des folgen-
den Jahrzehnts bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs die feste Grund-
lage für das Vorgehen der Böhmen bilden sollte214).
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