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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Buch 1 - 3): 1464 - 1625 — Dresden, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.43932#0497
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DRITTER ABSCHNITT ■ CHRISTIAN II

etwa 500 Mitgliedern211)- Neuen Zündstoff hatte im November 1607 die Aus-
führung der Reidrsacht gegen das protestantische Donauwört durch Herzog Max
von Baiern geboten, das dadurch aus einer schwäbischen Reichsstadt in eine
bairische Landstadt verwandelt worden war. Dieser tatkräftige Fürst, eine
Herrschernatur von klarem Denken und unbeugsamem Willen, bildete das Haupt
der Katoliken auf dem Regensburger Reichstag, der unmittelbar nach der Niedern
werfung Donauwörts zusammentrat, infolge des Widerstands der Protestanten
aber erst im Januar 1608 tatfächlich eröffnet werden konnte. Zu seinem Stell-
Vertreter hatte diesmal der Kaiser seinen Neffen Erzherzog Ferdinand von
Steiermark ernannt, den spätem Kaiser Ferdinand II, einen Zögling der Jesuiten,
der in seinem eignen Lande die Protestanten mit Erbitterung verfolgt hatte und
neben den unausgesetzten Gebetsübungen nur noch die Freuden der Jagd kannte.
Als unter solcher Führung die Gesandten der katolischen Fürsten beschlossen
daß alles zurückgegeben werden solle, was den Katoliken seit 1555 unbilliger-
weise abgerungen worden sei, erklärten die protestantischen, mit denen diesmal
sogar Sachsen ging, sie müßten bis auf weitren Bescheid den Verhandlungen fern-
bleiben. Dann aber trennte sich Sachsen, und mit ihm Pommern, Lüneburg,
Hessen=Darmstadt und die Städte, doch von den übrigen und ging auf einen
Vermittlungsvorschlag Ferdinands ein, so daß die alte Spaltung wieder herbei-
geführt war. Der Kaiser konnte freilich eine neue Türkensteuer nicht durchsetzen,
der Reichstag ging ergebnislos auseinander,, der Riß in der Reichsverfassung aber
war damit erfolgt, nachdem bei frühem Gelegenheiten schon das Kammergericht
gelähmt, der Reichshofrat geschwächt, die Exekutionsordnung zerrüttet worden
waren: was erreicht war bezog sich nur auf den Landfrieden, nicht auf einen all-
gemeinen Religions^ und Kirchenfrieden,, von einem Schutz des evangelischen
Glaubens war keine Rede mehr212).
Während am 12 Mai die mit der Pfalz gehenden Protestanten in dem ans-
badher Dorf Anhausen jene Union beschlossen, welche die Bundesverfassung
der Torgauer Einigung von 1591 wiederherstellte und zum erstenmal seit dem
Sdhmalkaldischen Bunde wieder große Ziele ins Auge faßte, die scheinbar auf
die Verteidigung ausgingen, in Wirklichkeit aber eine völlige Neugestaltung der
Reichsverhältnisse anstrebten — wurde der Kaiser durch seinen Bruder Matias,
der nach Bezwingung der von den Türken und den Ungarn drohenden Gefahr
mit einem stattlichen Heer gegen Prag gerückt war, bedrängt, so daß er bei
Christian, dem »treudeutschen aufrichtigen Reichsstand« anfragte, ob er im Not-
fall in der Festung Dresden Aufnahme finden könne. Riet der Kurfürst ihm
auch davon ab, so begann er doch ein Heer von 2000 Fußknechten und 1000

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