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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Buch 1 - 3): 1464 - 1625 — Dresden, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.43932#0128
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VIERTER ABSCHNITT

GEORG
ZWEITE HÄLFTE 1525-1539

ie zweite Hälfte der Regirungszeit Herzog Georgs ist einerseits durch den


J—' Kampf gegen die lutherische Bewegung bestimmt, die er wohl von seinem
Lande abhalten konnte, jedoch ohne zu verhindern daß die Reformation unter
seinem Nachfolger eingeführt wurde,- anderseits durch die verstärkte Befestigung
der Stadt Dresden, wo unter bewußter Aufnahme der Renaissanceformen ein
neues künstlerisches Leben begann.

DIE KIRCHENFRAGEN

Als im Herbst 1522 Luthers Übersetzung des Neuen Testaments erschien
fiel sie in Sachsen unter das Verbot seiner Schriften, das bereits im Februar er-
lassen worden war. Die LIntertanen durften nicht den lutherischen Gottesdienst
in dem benachbarten Kursachsen besuchen,- mit Gefängnis,- Geldbußen, Ver-
bannung wurden diejenigen bedroht die sich der neuen Lehre zuwendeten,- be-
sonders streng wurden Mönche und Nonnen die ihre Klöster verließen bestraft,
da Georg sie als Eidbrüchige ansah, wie er auch Luther stets als den meineidigen
Mönch bezeichnet hat,- gelegentlich kam es auch zu Hinrichtungen, wie dem Ent-
führer einer Nonne gegenüber oder bei Übertretung von Gesetzen wie des gegen
den Verkauf Lutherischer Schriften gerichteten Verbots. Die Leipziger Uni-
versität wurde einer Visitation unterzogen, die Besoldung für den Unterricht im
Griechischen und Hebräischen wieder aufgehoben, damit nicht der Geist der
Kritik großgezogen werde,- auf Friedrich den Weisen und dessen Bruder Johann
suchte Georg mündlich und brieflich im Sinn strengrer Maßnahmen einzuwirken,
jedoch ohne Erfolg75/
Der Herzog hatte damals sein fünfzigstes Lebensjahr überschritten, noch
siebzehn Jahre der Regirung standen ihm bevor. Trotz heftigen Auftretens
Luthers gegen ihn blieb sein Verhältnis diesem selbst gegenüber während der
ersten Jahre ein leidliches und entbrannte erst zu Anfang der dreißiger Jahre, als

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