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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Buch 1 - 3): 1464 - 1625 — Dresden, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.43932#0306
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FÜNFTER ABSCHNITT
AUGUST
ZWEITES DRITTEL 1563-1573


as zweite Jahrzehnt der Regirung Augusts wurde anfangs, bis zur Eroberung

-1—' Gotas im Jahr 1567, durch die fortgesetzten Bemühungen ausgefüllt, vor
der ernestinischen Linie Sicherung zu suchen,- von da ab beschäftigte den Kur-
fürsten das Streben die lutherische Lehre von dem Einfluß des stets weiter um
sich greifenden Kalvinismus freizuhalten. Die steigenden Angriffe auf den Pro-
testantismus in Frankreich und besonders in den spanischen Niederlanden ver-
anlaßten August die Entwicklung der politischen Zustände in Europa genau zu
verfolgen, ohne daß er den Bedrängten unmittelbar zu Hilfe gekommen oder sich
gar zu ihrem Schutz an die Spitze der protestantischen Partei gestellt hätte. Neigte
auch der ihm befreundete Erzherzog Maximilian, der 1564 den Kaisertron be-
stieg, innerlich zum Protestantismus, so war er doch durch seine Stellung zu starker
Rücksichtnahme auf die Katoliken genötigt,- August selbst aber arbeitete durch
seine Bekämpfung des Kalvinismus einer Einigung der Protestanten geradezu
entgegen. Während dieses Zeitraums, der die höchste Blüte des Kunstgewerbes
zeitigte, begann das Land die Früchte der weisen Maßnahmen zu ernten die der
Kurfürst seit seinem Regirungsantritt in unausgesetzter Arbeit getroffen hatte,
um durch gute Wirtschaft und sorgsame Verwaltung die Einbuße auszugleichen die
im Gefolge der veränderten Welthandelsverhältnisse für das Land zu befürchten
gewesen wäre. Zugleich boten ihm die auf solche Weise gesteigerten Mittel
die Möglichkeit seinen Landbesitz wesentlich abzurunden und zu vergrößern.
Wenig Monate vor seiner Erwählung zum Kaiser hatte Erzherzog Maxi-
milian im Januar 1564 den Kurfürsten in Dresden besucht. Nachdem er zu An-
fang des Monats in der Niederlausitz einen Landtag abgehalten, wurde er von
August in Lübben begrüßt und nach Dresden geleitet, wo beide am Ilten an-
kamen,- im Gefolge des Erzherzogs befanden sich der venezianische Gesandte
Contarini sowie der ferraresische Gesandte,- zu dem Kurfürsten stießen Mark-
graf Johann Georg, der Sohn des Kurfürsten Joachim II von Brandenburg, sowie

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