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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Buch 1 - 3): 1464 - 1625 — Dresden, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.43932#0226
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ZWEITER ABSCHNITT

MORITZ
ZWEITE HÄLFTE 1547—1553

Forderte der erste Abschnitt bis zur Wittenberger Kapitulation eine ein-


J—/ gehende Darstellung um den Libergang der Kur von der ernestinischen auf
die albertinische Linie in seiner grundlegenden Bedeutung für die Geschichte des
Landes klarzustellen, so kann die Regirungszeit Moritzens als Kurfürst kürzer
erledigt werden, da sie anfangs durch die Nachwirkungen dieses Ereignisses er-
füllt war, zum Schluß aber eine Richtung annahm welche weit über die Ziele des
eignen Landes hinausging, indem sie in die Gesamtpolitik des Reiches ja Europas
Übergriff, ohne jedoch für Sachsen bestimmte und dauernde Folgen herbeizu-
führen,
Nachdem Kaiser Karl die Häupter des Protestantismus besiegt hatte, suchte
er seine Machtstellung in Deutschland dazu auszunützen sich auch von dem Ein-
fluß des Papstes freizumachen, um die Reform der Kirche selbst in die Hand zu
nehmen. Das wurde ihm dadurch erleichtert daß Papst Paul III im März 1547
das Konzil von Trient, angeblich wegen einer dort herrschenden pestartigen
Krankheit, nach Bologna verlegt hatte, wo es keine gesetzliche Wirksamkeit aus-
üben konnte, da ein Teil der Bischöfe in Trient geblieben war. Das Libergewicht
der altgläubigen Reichsstände sollte dem Kaiser dazu dienen ein universales kirch-
liches Kaisertum zu errichten, dem die Anhänger der neuen Lehre sich zu fügen
hätten. Doch gelang dies nur unvollkommen, da weder die Landstände der ein-
zelnen Herrschaften, die in zunehmendem Maße sich dem Protestantismus zu-
neigten, noch die Seestädte Bremen, Hamburg und Lübeck, dazu Lüneburg und
vor allem Magdeburg, das stets die deutschen Ziele am nachdrücklichsten ver-
treten hatte, sich seinem Willen beugten. So brach sich schließlich seine Macht an
der Kraft des deutschen ständischen Wesens, das endlich nach jahrelangem Kampf
eine Vereinigung zustandebrachte, die 1552 nahe daran war ihn gefangen zu
nehmen und seiner Herrschaft zu berauben114).

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