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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Buch 1 - 3): 1464 - 1625 — Dresden, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.43932#0021
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ERSTER ABSCHNITT
DIE ZEIT VOR 1464

Die sächsischen Fürsten Albertinischer Linie haben sich in ihrer Residenzstadt
Dresden einen Schatz an alten Kunstwerken bewahrt, der nur noch von
dem der Habsburger in Wien und Madrid übertroffen wird. Gedenkt man all
der Wechselfälle, denen die Weltreiche und die vornehmsten Fürstengeschlechter
unterworfen gewesen sind, so gewinnt man erst den Maßstab für die Bedeutung
solch altüberlieferten [Besitzes. Von den großen Staaten des Altertums hat nur
China, dank seiner allen Wechsel der Dynastien überdauernden Priesterschaft,
seinen Besitz sich in gewissem Maße bis auf den heutigen Tag erhalten können,
während die Schätze Chaldäas und Aegyptens erst aus dem Sande der sie
verschüttet hat ausgegraben werden müssen. Die Reiche der Römer und der
Byzantiner, der Araber, Perser und Osmanen liegen zumeist nur noch in Ruinen
da. Von den europäischen Machthabern haben sich die Päpste am meisten von
dem zu bewahren gewußt was sie in jahrhundertelanger Kunstpflege geschaffen
haben. Nächst dem Kirchenstaat ist dann Frankreich, dank der langen Herr-
schaft der Kapetinger mit ihren Zweiglinien, und England, trotz des Wechsels
seiner Dynastien, manches erhalten geblieben, besonders in den Katedralen.
Reiche wie das mächtige Burgund aber sind bereits nach kurzer Herrschaft zu-
grundegegangen.
Von den alten deutschen Fürstengeschlechtern haben sich, nach dem Aus-
sterben der Sachsenkönige, der Hohenstaufen und der ältern Askanier, neben
den Hohenzollern und den Habsburgern namentlich die vier Familien der Welfen,
der Wettiner, der Wittelsbacher und der Würtemberger erhalten, deren Länder
im 19 Jahrhundert zu Königreichen erhoben wurden. Mit Ausnahme der Welfen,
die infolge des deutschen Bruderkrieges ihr Reich verloren haben, ist ihnen allen
beschieden gewesen ihre Herrschaft durch den langen Zeitraum eines Jahr-
tausends zu bewahren, eine seltne Fügung in der Geschichte der Staaten.
Das Haus Habsburg gewann durch Heirat Spanien und damit weiterhin
den größten Teil Italiens und der Niederlande, freilich nur zu vorübergehendem

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