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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Buch 1 - 3): 1464 - 1625 — Dresden, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.43932#0197
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ERSTER ABSCHNITT

MORITZ
ERSTE HÄLFTE 1541-1547

ie Regirung der beiden aufeinander folgenden Brüder, zwischen denen ein


J 7 Altersunterschied von nur fünf Jahren bestand, dauerte die fünfundvierzig
Jahre von 1541 bis 1586, wovon nur die ersten zwölf Jahre auf Moritz fallen.
Diese lange Zeit deckte sich mit der eigentlichen deutschen Renaissance, die ihre
Formensprache aus Italien, zum Teil auf dem Umwege über die Niederlande
bezog, aber von den Tagen Dürers und seiner Zeitgenossen her genug Bestand-
teile echt deutschen Wesens enthielt, die ihr eine Wirksamkeit eigner Art beson-
ders auf den verschiednen Gebieten des Kunstgewerbes sicherten. Moritzens
kurze Regirung brachte dem Lande eine mustergültige Ordnung seines Bildungs^
wesens mit Hilfe der reichlichen Mittel welche aus dem eingezognen Gut der
katolischen Kirche stammten,- einen grundlegenden Wandel führte dann der Über-
gang der Kur von den Ernestinern auf die Albertiner infolge der Schlacht von
Mühlberg herbei,- endlich gelang es Moritz die Macht des Kaisers zu brechen
und dadurch dem Protestantismus, dem er für seine Person stets angehangen,
ohne ihn gleich Johann Friedrich dem Großmütigen zu einem grundlegenden Be^
standteil seiner Politik zu machen, die Selbständigkeit zu erkämpfen. Die Kunst
konnte in dieser von Kriegen erfüllten Zeit wenig zur Geltung kommen, außer
in der Bildniskunst des jüngern Cranach, die sich derjenigen seines Vaters an-
schloß, es aber freilich mit dem eigentlichen Fürstenmaler jener Zeit, dem Vene-
zianer Tizian, nicht aufnehmen konnte.
Augusts lange Regirung fiel in die böse Zeit der Befehdung innerhalb der
protestantischen Kirche und verfolgte von Anfang an den Zweck, die durch den
Krieg zerrütteten Finanzen des Landes wieder aufzurichten, vor allem aber den
persönlichen Besitz des Fürsten, zu gutem Teil auf Kosten seiner Untertanen, zu
vermehren, was ihm wohl in weitem Umfang gelang, aber auch, ebenso wie
seiner von dem gleichen Streben erfüllten Gemahlin Anna, viel Anfeindung zuzog.
Dafür blühte unter ihm, im Wetteifer mit den übrigen deutschen Fürsten und

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