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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Buch 1 - 3): 1464 - 1625 — Dresden, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.43932#0365
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SIEBENTER ABSCHNITT
AUGUST
LETZTE ZEIT 1574-1586

ie letzte Zeit Augusts wird ganz durch die Niederwerfung des Krypto-


J—y kalvinismus im Jahr 1574 beherrscht: die Neuordnung der Leipziger Uni-
versität im Jahr 1576, wie die Konkordienformel vom folgenden Jahr und die
Einsetzung des Oberkonsistoriums im Jahr 1580 sind unmittelbare Folgen dieses
Ereignisses. Von dieser Zeit an begann eine Erstarrung im Leben des Staats,
die auch auf dem Gebiete der Kunst sich bemerklich machte und unter den nach-
folgenden Herrschern auf den Niedergang in der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs
vorbereitete.

DIE NIEDERWERFUNG DES KRyPTOKALVINISMUS

Das Vorgehen Augusts gegen die Filippisten, die vorgeblich Luthers und
Melanchtons Auffassung mit einander zu vereinigen suchten, insgeheim aber der
letztem stärker anhingen und wegen dieser Hinneigung zu der schweizer Lehre
im Gegensatz zu den Heidelbergern, die sich offen dazu bekannten, als Krypton
kalvinisten bezeichnet wurden, hat seinen Ursprung in den Verhältnissen die sich
bereits ein Menschenalter früher, noch während der letzten Lebenszeit Luthers,
an der Wittenberger LIniversität zu entwickeln begonnen hatten.
Durch die Zusammenarbeit Luthers und Melanchtons hatte sich diese Hoch-
schule während der ersten Hälfte der vierziger Jahre von etwa 450 auf fast 750
Studirende erhoben, die aus allen Teilen Deutschlands, selbst aus Oberdeutsch^
land und den Rheinlanden zusammengeströmt waren/ dadurch war Wittenberg
aus der Stellung einer Kolonie zu einer Selbständigkeit emporgestiegen wie einst
Bologna und Paris sie besessen hatten. Als aber Luther 1546 starb zeigte sich
daß seinem großen Helfer Melanchton sowohl die Entschiedenheit um in den
einzelnen Streitfragen Stellung zu nehmen, wie überhaupt die Zielsicherheit eines
Führers gegenüber den widerstreitenden Bestrebungen der Beteiligten fehlten: in
Bezug auf die Abendmahlslehre teilte er nicht den starren Standpunkt Luthers,

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