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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Buch 1 - 3): 1464 - 1625 — Dresden, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.43932#0470
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ZWEITER ABSCHNITT
DER ADMINISTRATOR FRIEDRICH WILHELM
<1591 —1601>
um Vormünder der drei minderjährigen Söhne und zwei Tödhter Christian I
wurde gemäß dessen Testament Herzog Friedrich Wilhelm von Weimar
eingesetzt, nachdem der Mitvormund Kurfürst Johann Georg von Brandenburg
auf eine Beteiligung verzichtet hatte. Friedrich Wilhelm, dem nach dem Tode
seines Vaters Johann Wilhelm, 1573 das <ältre) Herzogtum Altenburg zugefallen
war, befand sich zu Antritt der Administration in seinem 29sten Jahr (geboren
1562) und hatte einen Monat vor Christians Tod <am 29 August 1591) Anna
Marie die älteste Tochter des protestantischen Pfalzgrafen Filipp Ludwig von
Neuburg geheiratet. Die Stände bewilligten ihm ein Jahrgeld von 20000 GuL
den, das später um 10000 erhöht wurde,- seinen Wohnsitz schlug er in Torgau
auf. Wohl wird er als tätig, fromm und gelehrt gepriesen, doch verdient er das
Lob der Gerechtigkeit nicht, da er den Prozeß gegen Krell, der sich durch die
ganze Dauer seiner Amtstätigkeit hinzog und den er bis zur endlichen Verurtei-
lung als sein eigenstes Werk mit Stetigkeit betrieb, in einem Sinn führte der
aller Billigkeit Hohn sprach. Im Jahr nach Christian II Regirungsantritt am 7 Juni
1602 starb er bereits. Nach dem Bildnis von Zacharias Wehme aus dem Jahr
1597 im Schloß und den Kupferstichen der Zeit zeichnete sich Friedrich Wilhelm
durch eine hohe Stirn und eine gebogne Nase aus,- seine Augen blickten etwas
müde. Er trug einen kurzen Vollbart, dazu eine Halskrause, Auf Münzen
erscheint er 1592 im Brustbild, als »Gesellschaft« <T. Ernest. 27, 3), und als Knie-
stück in Rüstung <T, 27, 5),- besonders gut ist eine runde von 1594 (T. 27, 7),
auf deren Rückseite seine Gemahlin vorkommt <T. 27, 1).
Durch die Jenaer lutherischen Teologen beeinflußt war er vor allem gegen
jede Annäherung an die Kalvinisten, damit auch gegen das französische Bünd-
nis, vielmehr für den Anschluß an Ostreich: er stand somit in vollem Gegensatz
zu den Anschauungen Christian I, teilte dagegen durchaus die des sächsischen
Adels. Infolge dieser Stellung bildeten nach dem Tode des Kurfürsten seine


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