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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Buch 1 - 3): 1464 - 1625 — Dresden, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.43932#0307
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FÜNFTER ABSCHNITT • AUGUST <II>

der Markgraf Hans von Küstrin. Am folgenden Tage wurde im Schloßhof ein
Pallienstechen abgehalten, wobei sich Rotten von je drei Kämpfern abwechselnd
bekämpften,, die Abzeichen der Teilnehmer waren auf den Geliegern <den Roß-
decken) angebracht,- zwanzig Kämpfer nahmen an dem Rennen teil, August selbst
wirkte in 29 Fällen mit. Am 14ten ritt der Erzherzog nadh Bauzen zurück134). —'
Maximilian, der nicht ausdrücklich der evangelischen Konfession beigetreten war,
verfolgte die Absicht die Sekten innerhalb der protestantischen Kirche abzuschaffen/
das führte zu Verhandlungen mit August, infolge deren ihn dieser aufforderte
sich öffentlich für das Evangelium zu erklären,- doch war der Kaiser auch noch
1568 dem nicht nachgekommen, die Zerrissenheit der Partei wird das ihrige bei-
getragen haben ihn davon abzuhalten. Seinen östreichischen Ständen aber be-
willigte er in diesem Jahre die Annahme des Augsburger Bekenntnisses. Im
Stillen, nur im Beisein etlicher vertrauter Personen, nahm er noch in seinemTodes-
jahr 1576 das Abendmahl in beiderlei Gestalt,- als er am 12ten Oktober starb,
war er erst in der Nacht seinesTodes bewogen worden Beichte abzulegen. August
f ühlte sich sehr unangenehm berührt, als später bekannt wurde daß er den Kaiser
für den Protestantismus zu gewinnen gesucht habe135).
In dem Kaiser sah August seine wesentliche Stütze gegen die Bedrohung
durch die Ernestiner,- Christof von Carlowitz, der schon 1557 als Oberhaupt-
mann von Joachimstal in den Dienst König Ferdinands getreten war, vertrat unter
Max die sächsischen Interessen am Wiener Hofe, wie der aus Burgund stammende
Hubert Languet, der durch den Einfluß seines Freundes Mordeisen als Geheimer
Rat mit 700 Gulden angestellt worden war, während der sechziger Jahre mehrfach
als Gesandter beim französischen Hofe verwendet wurde: beide versahen den
Kurfürsten mit Nachrichten über die Weltereignisse, besonders seitdem die Frage
wegen der drei lotringischen Bistümer wieder aufgetaucht war und der Aufruhr
in den Niederlanden ausbrach. Erst durch Mitteilungen aus Ostreich scheint
August Bedenken gegen seine Wittenberger Theologen gefaßt zu haben, die
sich äußerlich zur Lehre Luthers bekannten, innerlich aber dem Kalvinismus
zuneigten136).
Unter den Gebietserweiterungen die das Land während Augusts Regirung
erfuhr war die Erwerbung der Vogtlande im Jahr 1566 die bedeutendste.
Dieses böhmische Lehn, das im Mittelalter die Vorfahren der Grafen Reuß als
Vögte des Reiches innegehabt hatten, war im 15 Jahrhundert zu seinem großem
Teil an die Kur Sachsen gekommen,- König Ferdinand hatte dazu noch das Amt
Plauen dem Kurfürsten Johann Friedrich dem Großmütigen verliehen, wobei
gleichzeitig die Anwartschaft auch der albertinischen Linie auf dieses Lehn fest-

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