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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (4): 1625 - 1710: [Johann Georg I <spätere Zeit> bis August der Starke <erste Zeit>] — Dresden, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.43933#0038
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ZWEITER ABSCHNITT

JOHANN GEORG I
LETZTES DRITTEL 1635-1656
ortan entstand ein zehnjähriger unausgesetzter Kampf, der von Schweden
und Frankreich gegen den Kaiser als Haupt des Habsburger Hauses mit
wechselndem Erfolg geführt und noch darüber hinaus fortgesetzt wurde bis in
jahrelangenVerhandlungen endlich die Grundlagen des Friedens festgestellt waren.
Die vornehmsten Deutschen Stände hatten fich in dieser Zeit einer nach dem andern
genötigt gesehen für ihr Land aus dem Kriege zu treten und fich neutral zu er-
klären, indem he nur die im Prager Frieden ausbedungne Reichshilfe dem Kaiser
weiter gewährten. Mit den vierziger Jahren erreichte der allgemeine Kriegsbrand
seine größte Höhe,- fast ganz Europa war in denselben einbegriffen, Deutschland
aber blieb dessen ausschließlicher Schauplatz. Die Schlachten wurden blutiger und
hartnäckiger, aber weniger entscheidend. Es war die Zeit, die Schiller im Anfang
des fünften Buches anschaulich schildert, da alle Bande der Ordnung sich auflösten,
die Menschen mit den Ländern verwilderten, der Soldat, dieser brutalste aller
Despoten, herrschte. Fremde Mächte waren es die Deutschland ihrer Habsucht
aufopferten und die Drangsale des Krieges vorsätzlich verlängerten um ihre eignen
Zwecke zu erreichen.
Unmittelbar nach dem Abschluß des Prager Friedens zu Ende Mai 1635
bekam Sachsen es mit den Schweden zu tun, da diese sich in Norddeutschland
festzusetzen suchten und fortan für ihr eigenes Dasein zu kämpfen hatten. Oxen-
stjerna war nach Magdeburg gezogen und hatte erklärt es gegen einen »ehrbaren«
Frieden Sachsen, dem es im Vertrage zugesprochen worden war, einzuräumen,
sobald ihm die nötige »Satisfaktion« <der Ersatz der Kriegskosten) in Geld zu-
gesichert würde. Die Sachsen unter Baudissin, dem Nachfolger Arnims, zogen
den von Baner geführten Schweden entgegen. Als beide Heere AnfangSeptember
nördlich von Halle einander auf Sehweite gegenüberstanden, traten die Offiziere
der im schwedischen Heer dienenden deutschen Truppen mit den Sachsen in Untere
handlungen, die zur Folge hatten daß der Kanzler seine Friedensbedingungen be=


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