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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (4): 1625 - 1710: [Johann Georg I <spätere Zeit> bis August der Starke <erste Zeit>] — Dresden, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.43933#0085
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DRITTER ABSCHNITT • JOHANN GEORG II

In bezug auf die Bildhauerei ist nur das metallne Kruzifix von Christof
Abraham Walter zu erwähnen, das im September 1670 auf der Elbbrüdce auf-
gestellt wurde und dessen Modell sich im Altertumsmuseum befindet (Abb.Gurlitt
Dresden Nr. 209). Der ausgezeichnete Dresdner Elfenbeinbildhauer Melchior
Bartel kommt nur insofern in Betracht als er 1670 nach einem zwanzigjährigen
Aufenthalt in Italien zurückkehrte und durch Klengel dem Kurfürsten vorgestellt
wurde,- doch starb er bereits 1672 als Hofbildhauer3I1>. Sein Grabstein vom
Gottesacker der Johanneskirche, im Hof der Johannesstraße 12 eingemauert, stellt
ihn in ganzer Figur in der Zeittracht dar <Abb. bei G. O. Müller). Im Stadt-
museum hat sich die knieende Alabasterfigur der Frau Dorothea Stubing (f 1677)
von Christof Abraham Walter (Bürger seit 1666) vom Friedhof der Dreikönigs-
kirche erhalten (Abb. Gurlitt, Dresden Nr. 88).
*
Im Lande befindet sich die merkwürdige holzgeschnitzte und bemalte Kanzel
von 1657 in der Afrakirche zu Meißen, mit lebendigen Gestalten aus der Zeit (siehe
Schmidt, Kursächs. Streifzüge 3,99),- in der Kirche vonNetzschkau (Amtsh. Plauen)
die Marmorpredelle eines großen Altarwerks von 1659. — VonSchlössern sind
zu erwähnen das von Königswartha, das 1661 aus kurfürstlichem Besitz in den
der Haugwitz überging,- 1664 die Erneuerung der Bastei der Pleißenburg in
Leipzig,- von 1664—1690 die Erbauung des Schlosses Neu-Augustusburg in
Weißenfels, 1666—1668 derNeubau von Rötha (Amtsh. Borna) mit vier turm-
artigen Edcbauten, unter Karl Freiherrn von Friesen.
DIE KUNSTKAMMER
Hatte das Interesse für die Dresdner Kunstkammer in der leztenZeit derRe-
girung Johann Georgi wegen der Kriegsläufe auch ganz ruhen müssen, so belebte
es sich unter seinem Nachfolger sofort wieder. 1658 wurde der Matematiker,
Astronom und Kartograf Tobias Beutel der ältre, der Sachsen zum Zweck der
Vermessung bereist hatte, als Verwalter angestellt. In den ersten dreizehn Jahren
seiner Tätigkeit kamen mehr als tausend Stüde zur Sammlung,- und während
seiner langen Amtstätigkeit — er starb erst 1690 — wurde er nicht müde für
deren weitre Ausgestaltung zu wirken. Auf seiner ersten Kunstreise nach Florenz,
wohin er einen deutschen evangelischen Bildhauer mitgenommen hatte, führte
Klengel 1657 Verhandlungen mit Ferdinand Tacca wegen einer Statue der
Gemahlin Christian II für die Freiberger Fürstengruft, die jedoch ergebnislos

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