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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (4): 1625 - 1710: [Johann Georg I <spätere Zeit> bis August der Starke <erste Zeit>] — Dresden, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.43933#0113
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FÜNFTER ABSCHNITT ■ JOHANN GEORG IV

geworfenen Lippen, über denen er keinen Schnurrbart trug, und besonders star-
ken Augenbrauen, wie solche auch seinen Bruder auszeichneten (Gemälde im
Schloß, Sponsel Taf. 50),- ein andres großes Bild im Schloß, wohl von 1692
(ebendort Textabb. 52) zeigt ihn in Rüstung neben dem wesentlich kleineren
Friedrich III von Brandenburg stehend. — Auf ihn als Kurprinzen wurde schon
1690 die große Medaille von M. H. Omeis mit der Fundgrube St. Anna
unweit Freiberg, die Altväter -Wasserleitung und auf der Rückseite das Innere
der Grube zeigend, doch ohne Bildnis, geprägt (Abb. Erbstein, Erörterungen
S. 285 fgg. Nr. 1024 auf Taf. 13, Tenzel 68 I),- die Medaille zum Regirungs-
antritt 1691 von Georg Hautsch in Nürnberg zeigt keine Ähnlichkeit (Erbstein
1064 Abb. Taf. 14); die von Ph. H. Müller in Augsburg 1692, mit dem über
den Rhein schreitenden Mars auf der Rückseite, gibt das Kinn nicht eingezogen,
wie es in Wirklichkeit war, wieder,- die von Omeis 1693 auf die Verleihung des
Hosenbandordens (Erbst. 1052 auf Taf. 14, Tenzel 71 I) ist die beste. — Das
Medaillon in Allongeperücke 2/s nach rechts (Abb. in Ernst Zimmermann, die
Erfindung und Frühzeit des Meißner Porzellans, Berlin 1908, S. 152) ist sicher
nach einer sehr lebendig wenn auch nicht anmutig wirkenden Medaille der Zeit
abgeformt.
* «•

Schon in der letzten Zeit seines Vaters hatte sich das Verhältnis Sachsens
zum Kaiser dadurch zu verschieben begonnen daß die sächsischen Truppen nach
dem Sommerfeldzug jeden Jahres genötigt gewesen waren für den Winter den
beschwerlichen langen Marsch vom Rhein in die Heimat anzutreten, wodurch sie
fast die Hälfte ihres Bestandes einbüßten, der durch teure Rekrutirungen ersetzt
werden mußte, und das Land mit hohen Unterhaltskosten bedrückten, da der
Kaiser die Forderungen aufWinterquartire in der Nähe des Kriegsschauplatzes
nicht erfüllte, zugleich aber Sachsen mit dessen 1689 erwachsnen Ansprüchen auf
die Nachfolge in dem vom benachbarten Hannover besetzten Herzogtum Lauen-
burg hinhielt. Da bot die entschloßne Politik des Herzogs Ernst August von
Hannover, der sich die Anwartschaft auf den Gesamtbesitz der (jüngern) lüne-
burger Linie — im Gegensatz zur älteren braunschweig-wolfenbüttler — gesichert
und schon frühzeitig für sein Haus die Primogenitur eingeführt hatte, nun aber
seinen Anspruch auf die Begründung einer (neunten) Kur für Hannover — da
durch den Übergang der pfälzer Kur an die katolische neuburger Linie das Ver-
hältnis der Stimmen im Kurfürstenrat sich so verschoben hatte daß den zwei
protestantischen sechs katolische gegenüberstanden — seit der Wahl des elf-

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