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Semper, Gottfried
Vorläufige Bemerkungen über bemalte Architectur und Plastik bei den Alten — Altona, 1834

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https://doi.org/10.11588/diglit.24868#0057
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gern Materiale, sondern aus weissem Marmor und anderen
Steinarten erbaut wurden. Die drei Säulen der sogenannten
Grecostasis tragen unverkennbare Spuren rother Farben-
bekleidung bis zu der Höhe des Säulenschaftes, bis zu
welcher sie durch tausendjährigen Schutt vor dem dauren-
den Einflüsse der Witterung lange geschützt blieben. Das
Colosseum war bemalt. Auch hier war die herrschende
Farbe roth. Aber noch auffallender erscheinen die Spuren
von Malerei an der Trajanssäule, die, so gut wie ihre
Nachahmung, die Säule des Antonin, von oben bis unten
mit der reichsten Farbenpracht verziert war. So allem
lässt sich das äusserst flache Relief der erst genannten
Säule, das eher eine Zeichnung zu nennen ist, erklären,
indem es sich auf einem dunkeiern Hintergründe hervor-
hob, so dass es die berechnete Wirkung that.
Es ist ein schöner Gedanke, durch die Lebensbe-
schreibung des Helden, die sich in ununterbrochnem Zuge
um den Schaft der Säule windet, den Beschauer vorzu-
bereiten und sein Auge hinauf zu leiten auf den Gipfel,
den die goldene Statue des Halbgottes krönt. Das Relief,
als letzter Grad des Reichthums architectonischer Mittel,
ersetzt die Cannelirung. Auch die obersten Figuren sind
erkennbar, weil die Farben die Wirkung unterstützen, und
der Bildhauer hat keinesweges für die Vögel in der Luft
gearbeitet, wie ihm von neuern Tadlern vorgeworfen wird.
Die Figuren dieses Monumentes hoben sich golden
ab auf azurnem Hintergründe. Auch die flachen Reliefs
des Piedestals waren unfehlbar durch reiche Abwechse-
 
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