Textile Kunst. Exkurs. Tapezierwesen der Alten. 279
des Atrium, die eigentlichen gemauerten Umfassungswände näm-
lich, wurden des Komforts wegen ähnlich behangen oder um-
kleidet.'— Dazu kommen die Portieren oder Thürvorhänge, welche
in dem klassischen Alterthume sehr ausgedehnte Anwendung fin-
den mussten, da^. sich in dem Innern der Häuser sehr wenige
Spuren von früheren eigentlichen Thürverschlüssen aus Holz oder
Metall zeigen. Sehr oft tritt der Fäll ein dass Gemächer an
einer oder gär an zwei Seiten ganz offen bleiben, dass ganze
Wände fehlen, wie z. B. an dem Tablimjm des römischen. Hauses,
das meistentheils sowohl gegen das vordere Atrium wie gegen
das hinten liegende Peristil ganz und gar offen ist und seiner
Anlage nach einen doppelten Verschluss durch Draperieen als
nothwendig voraussetzen lässt. Dasselbe findet sich meistens an
den oecis und triclinjis, die von dem Peristil aus zugänglich sind.
Wir fanden genau dieselbe Einrichtung in den chinesischen Haus-
anlageri, wie sie. noch jezt bestehen. (Siehe oben §. 63.)
Einen interessanten Vergleichungspunkt für die oben er-
wähnten niedrigen und mehr .oder weniger beweglichen Ab-
schlüsse gewähren uns die Sktdpturen und Malereien des Alter-
thums, auf denen die Handlung in scenischer Weise sich meistens
vor Wänden von der beschriebenen Art abwickelt; sie dienen
in der bildenden Kunst zu der rein symbolischen Andeutung des
verschlossenen Raums. Viele von diesen Hintergründen bestehen
aus Draperieen die faltenreich zwischen Pfeilern aufgehängt sind,
z. B. auf dem bekannten Relief, welches die Hochzeit des Iason
mit der Glauke vorstellt, und auf späteren Vorstellungen römi-
scher Hochzeiten.1 Andere deuten aufstehende Wände, etwa nach
Art der chinesischen Wandschirme hin, wie auf der berühmten
äldobrandinischen Hochzeit. 2
Die zum Aufhängen solcher Draperieschirme bestimmten Ge-
rüste Messen scabella, (davon escabeaux, echäfaudages,) welche mit
den oben erwähnten Theatervorhängen knarrend aus dem Fuss-
boden des Proscenium emporstiegen wenn das Stück zu Ende war.
So glaube ich das Scäbilla concrepant, aulaeum toljitur 3 des Cicero
1 In Gaettani notizie- sulle antichitä e belle arti di Koma.
2 Seit der "Wegwischung der Uebermalungen zeigt der ganze Hintergrund
des Bildes eine einzige fortlaufende Wand.
3 Cic, pro Coelio 27. Man muss sich diese Vorhänge oder vielmehr Vor-
schirme des ß. Theaters nicht höher denken als nothwendig* ist lim die Handlung
selbst für den Beschauer auf der obersten Sitzreihe zu verstecken; die oberen
des Atrium, die eigentlichen gemauerten Umfassungswände näm-
lich, wurden des Komforts wegen ähnlich behangen oder um-
kleidet.'— Dazu kommen die Portieren oder Thürvorhänge, welche
in dem klassischen Alterthume sehr ausgedehnte Anwendung fin-
den mussten, da^. sich in dem Innern der Häuser sehr wenige
Spuren von früheren eigentlichen Thürverschlüssen aus Holz oder
Metall zeigen. Sehr oft tritt der Fäll ein dass Gemächer an
einer oder gär an zwei Seiten ganz offen bleiben, dass ganze
Wände fehlen, wie z. B. an dem Tablimjm des römischen. Hauses,
das meistentheils sowohl gegen das vordere Atrium wie gegen
das hinten liegende Peristil ganz und gar offen ist und seiner
Anlage nach einen doppelten Verschluss durch Draperieen als
nothwendig voraussetzen lässt. Dasselbe findet sich meistens an
den oecis und triclinjis, die von dem Peristil aus zugänglich sind.
Wir fanden genau dieselbe Einrichtung in den chinesischen Haus-
anlageri, wie sie. noch jezt bestehen. (Siehe oben §. 63.)
Einen interessanten Vergleichungspunkt für die oben er-
wähnten niedrigen und mehr .oder weniger beweglichen Ab-
schlüsse gewähren uns die Sktdpturen und Malereien des Alter-
thums, auf denen die Handlung in scenischer Weise sich meistens
vor Wänden von der beschriebenen Art abwickelt; sie dienen
in der bildenden Kunst zu der rein symbolischen Andeutung des
verschlossenen Raums. Viele von diesen Hintergründen bestehen
aus Draperieen die faltenreich zwischen Pfeilern aufgehängt sind,
z. B. auf dem bekannten Relief, welches die Hochzeit des Iason
mit der Glauke vorstellt, und auf späteren Vorstellungen römi-
scher Hochzeiten.1 Andere deuten aufstehende Wände, etwa nach
Art der chinesischen Wandschirme hin, wie auf der berühmten
äldobrandinischen Hochzeit. 2
Die zum Aufhängen solcher Draperieschirme bestimmten Ge-
rüste Messen scabella, (davon escabeaux, echäfaudages,) welche mit
den oben erwähnten Theatervorhängen knarrend aus dem Fuss-
boden des Proscenium emporstiegen wenn das Stück zu Ende war.
So glaube ich das Scäbilla concrepant, aulaeum toljitur 3 des Cicero
1 In Gaettani notizie- sulle antichitä e belle arti di Koma.
2 Seit der "Wegwischung der Uebermalungen zeigt der ganze Hintergrund
des Bildes eine einzige fortlaufende Wand.
3 Cic, pro Coelio 27. Man muss sich diese Vorhänge oder vielmehr Vor-
schirme des ß. Theaters nicht höher denken als nothwendig* ist lim die Handlung
selbst für den Beschauer auf der obersten Sitzreihe zu verstecken; die oberen