162 Viertes Hauptstück.
Produkt nach einem anderen Hauptfabrikorte der orientalischen
Stoffe Damast.1
Der Ursprung des Goldbrokates ist um so interessanter als
er mit einer uralten Verfälschungsmethode des Seidenstoffs ini
innigsten Zusammenhänge steht. Je reichlicher nämlich jene alten
Goldstoffe mit Gold durchwirkt sind desto ffering-er wird der
innere, d. h. der materielle Werth des Stoffs, denn die vermeint-
lichen Goldfäden sind bei genauer Prüfung nichts weiter als mit
sehr dünnen Goldpapierstreifen übersponnene Baumwollenfäden.
Die Erfindung ist ohne Zweifel in China gemacht worden. Ich
habe sehr antike japanische Goldbrokate, die in dem Garde meuble
des Königs von Sachsen aufbewahrt werden, in dieser Beziehung-
genau geprüft und gefunden dass sie sämmtlich mit solchen
goldpapierübersponnenen Baumwollenfäden gewirkt wmrden.
Wahrscheinlich blieb diese Erfindung Geheimniss der Chinesen
und Japanesen und wurden die. Goldfäden fertig aus China über
Indien oder zu Lande bezogen. Man hat sich viele Mühe ge-
geben das Geheimniss dieser Manufaktur herauszufinden, jedoch
bis jetzt ohne Erfolg. Mein Eindruck war immer dass der papier-
ähnliche vergoldete Stoff eine Art von Kautschuk sei der zuerst
einen Streifen von ziemlicher Dicke bildet, dessen obere Seite
man vergoldet und ihn dann zu äusserster Dünne verlängert und
extenuirt, wobei das Gold bei angemessener ursprünglicher Dicke
vermöge seiner gleichfalls sehr grossen Dehnbarkeit dem Extenua-
tionsprocesse nachfolgt. Das Ueberspinnen der Fäden mit den
solcherweise gewonnenen feinen Goldflächen würde hernach keine
Schwierigkeit mehr bieten. Es gehen alljährlich Tausende von
Louisd’ors durch den Tiegel mit Versuchen für unsere jetzige
sehr schwerfällige und kostspielige Methode des Umspinnens sei-
dener Fäden mit vergoldetem Silberdraht ein den chinesischen
Goldpapiergespinnsten ähnliches Aequivalent zu finden, —1 viel-
leicht führt der wunderbare Stoff von dem ich rede in irgend
1 Doch ist dieses nicht der alte Name für den angeführten Stoff, welchen
letztem es schwer hält in der Verwirrung der Benennungen für Zeuge deren
die Schriftsteller des Mittelalters sich bedienen herauszufinden. Vielleicht ist
der korrumpirte Ausdruck in der oben angeführten Stelle des Hugo Falcan-
dus exarentasmata, wofür wohl richtiger exanthemata zu setzen ist, auf den
geblümten Damast zu beziehen. Nach Bulengerus, in seinem Werke de re
Vestiariä soll das AdjeCtiv fundatus (vela de fundato) dem französischen
etoffe ä fond d’or entsprechen. Vergl. Ducange ad voc, fundatus.
Produkt nach einem anderen Hauptfabrikorte der orientalischen
Stoffe Damast.1
Der Ursprung des Goldbrokates ist um so interessanter als
er mit einer uralten Verfälschungsmethode des Seidenstoffs ini
innigsten Zusammenhänge steht. Je reichlicher nämlich jene alten
Goldstoffe mit Gold durchwirkt sind desto ffering-er wird der
innere, d. h. der materielle Werth des Stoffs, denn die vermeint-
lichen Goldfäden sind bei genauer Prüfung nichts weiter als mit
sehr dünnen Goldpapierstreifen übersponnene Baumwollenfäden.
Die Erfindung ist ohne Zweifel in China gemacht worden. Ich
habe sehr antike japanische Goldbrokate, die in dem Garde meuble
des Königs von Sachsen aufbewahrt werden, in dieser Beziehung-
genau geprüft und gefunden dass sie sämmtlich mit solchen
goldpapierübersponnenen Baumwollenfäden gewirkt wmrden.
Wahrscheinlich blieb diese Erfindung Geheimniss der Chinesen
und Japanesen und wurden die. Goldfäden fertig aus China über
Indien oder zu Lande bezogen. Man hat sich viele Mühe ge-
geben das Geheimniss dieser Manufaktur herauszufinden, jedoch
bis jetzt ohne Erfolg. Mein Eindruck war immer dass der papier-
ähnliche vergoldete Stoff eine Art von Kautschuk sei der zuerst
einen Streifen von ziemlicher Dicke bildet, dessen obere Seite
man vergoldet und ihn dann zu äusserster Dünne verlängert und
extenuirt, wobei das Gold bei angemessener ursprünglicher Dicke
vermöge seiner gleichfalls sehr grossen Dehnbarkeit dem Extenua-
tionsprocesse nachfolgt. Das Ueberspinnen der Fäden mit den
solcherweise gewonnenen feinen Goldflächen würde hernach keine
Schwierigkeit mehr bieten. Es gehen alljährlich Tausende von
Louisd’ors durch den Tiegel mit Versuchen für unsere jetzige
sehr schwerfällige und kostspielige Methode des Umspinnens sei-
dener Fäden mit vergoldetem Silberdraht ein den chinesischen
Goldpapiergespinnsten ähnliches Aequivalent zu finden, —1 viel-
leicht führt der wunderbare Stoff von dem ich rede in irgend
1 Doch ist dieses nicht der alte Name für den angeführten Stoff, welchen
letztem es schwer hält in der Verwirrung der Benennungen für Zeuge deren
die Schriftsteller des Mittelalters sich bedienen herauszufinden. Vielleicht ist
der korrumpirte Ausdruck in der oben angeführten Stelle des Hugo Falcan-
dus exarentasmata, wofür wohl richtiger exanthemata zu setzen ist, auf den
geblümten Damast zu beziehen. Nach Bulengerus, in seinem Werke de re
Vestiariä soll das AdjeCtiv fundatus (vela de fundato) dem französischen
etoffe ä fond d’or entsprechen. Vergl. Ducange ad voc, fundatus.