Textile Kunst. Das Prinzip der Bekleidung in der Baukunst. 223
ments durch Hittor ff, welche die antiquarische Welt in grossen Auf-
ruhrversetzte und einen denkwürdigen Federkampf veranlasste, an
welchem Künstler und Gelehrte sich betheiligten und der für unser
uns hier beschäftigendes Thema von grosser Wichtigkeit ist, weil
in demselben die Frage warum es sich besonders handelt mehr-
mals sehr nahe, aber gleichsam nur wie durch Zufall, berührt wird.
Die Geschichte dieser Verhandlungen, woran der Verfasser
einigen Antheil nahm, liest man in ausführlichster Weise in dem
neuesten Werke Hittorff’'s, „Architecture polychrome“,1 worauf in
Betreff ihrer verwiesen und zugleich bemerkt wird, dass sich
später mehrfache Gelegenheit bietet auf dieselben zurückzukommen.
Die wichtigste Episode dieses Federkriegs darf jedoch schon
hier nicht unberührt bleiben, nämlich der Streit um die schon
von C. A. Böttiger3 aufgestellte auf einige Aeusserungen des
Plinius hauptsächlich gestützte Behauptung , wonach die Griechen
in der schönsten Zeit nur auf Holztafeln gemalt hätten,, die eigent-
liche Wandmalerei bei ihnen weder in Ansehen gestanden noch
bei der Ausstattung der Monumente häufig in Anwendung ge-
kommen sei; die Wandmalerei sei als Mitursache und zugleich
als Symptom des Verfalles der Malerei zu betrachten; dieselbe
habe erst zur römischen Kaiserzeit in Rom selbst den Umfang
gewonnen, der ihr fälschlich bei den alten Griechen aus cler
besten Zeit zugeschrieben worden sei.
Der eifrigste Verfechter dieser Ansicht, Raoul-Rochette, der in
einzelnen kleineren Aufsätzen, am ausführlichsten jedoch in dem
gelehrten aber geschmacklosen Buche, peintures antiques inedites,3
sehr lebhaft dafür in die Schranken tritt und dabei keinerlei Waf-
fen scheut, wird bekämpft von M. Letronne, dessen wichtigste hierauf
bezügliche Schrift seine „lettres d’un antiquaire ä un artiste“ sind. 4
Mit gleicher Gelehrsamkeit, die ihn jedoch niemals zu allotriis
hinreisst, wie es seinem Gegnei' oft begegnet, und mehr Geist
verficht Letronne die entgegengesetzte Meinung, wonach der
grössere Theil der berühmtesten Malereien welche die Wände
1 Restitution du temple d’Empedocle ä Selinonte ou 1’Architecture poly-
chrome chez les Grecs par J. T. Hittorff. Paris 1851.
2 In seinen Ideen zur Archäologie der Malerei. Dresden 1811.
3 Peintures antiques inedites etc., faisant suite aux monumens inedits par
M. Raoul-Rochette. Paris Imp. R. 1836.
4 Lettres d’un antiquaire ä un artiste sur l’emploi de la peinture murale etc.,
par M. Letronne. Paris 1836.
ments durch Hittor ff, welche die antiquarische Welt in grossen Auf-
ruhrversetzte und einen denkwürdigen Federkampf veranlasste, an
welchem Künstler und Gelehrte sich betheiligten und der für unser
uns hier beschäftigendes Thema von grosser Wichtigkeit ist, weil
in demselben die Frage warum es sich besonders handelt mehr-
mals sehr nahe, aber gleichsam nur wie durch Zufall, berührt wird.
Die Geschichte dieser Verhandlungen, woran der Verfasser
einigen Antheil nahm, liest man in ausführlichster Weise in dem
neuesten Werke Hittorff’'s, „Architecture polychrome“,1 worauf in
Betreff ihrer verwiesen und zugleich bemerkt wird, dass sich
später mehrfache Gelegenheit bietet auf dieselben zurückzukommen.
Die wichtigste Episode dieses Federkriegs darf jedoch schon
hier nicht unberührt bleiben, nämlich der Streit um die schon
von C. A. Böttiger3 aufgestellte auf einige Aeusserungen des
Plinius hauptsächlich gestützte Behauptung , wonach die Griechen
in der schönsten Zeit nur auf Holztafeln gemalt hätten,, die eigent-
liche Wandmalerei bei ihnen weder in Ansehen gestanden noch
bei der Ausstattung der Monumente häufig in Anwendung ge-
kommen sei; die Wandmalerei sei als Mitursache und zugleich
als Symptom des Verfalles der Malerei zu betrachten; dieselbe
habe erst zur römischen Kaiserzeit in Rom selbst den Umfang
gewonnen, der ihr fälschlich bei den alten Griechen aus cler
besten Zeit zugeschrieben worden sei.
Der eifrigste Verfechter dieser Ansicht, Raoul-Rochette, der in
einzelnen kleineren Aufsätzen, am ausführlichsten jedoch in dem
gelehrten aber geschmacklosen Buche, peintures antiques inedites,3
sehr lebhaft dafür in die Schranken tritt und dabei keinerlei Waf-
fen scheut, wird bekämpft von M. Letronne, dessen wichtigste hierauf
bezügliche Schrift seine „lettres d’un antiquaire ä un artiste“ sind. 4
Mit gleicher Gelehrsamkeit, die ihn jedoch niemals zu allotriis
hinreisst, wie es seinem Gegnei' oft begegnet, und mehr Geist
verficht Letronne die entgegengesetzte Meinung, wonach der
grössere Theil der berühmtesten Malereien welche die Wände
1 Restitution du temple d’Empedocle ä Selinonte ou 1’Architecture poly-
chrome chez les Grecs par J. T. Hittorff. Paris 1851.
2 In seinen Ideen zur Archäologie der Malerei. Dresden 1811.
3 Peintures antiques inedites etc., faisant suite aux monumens inedits par
M. Raoul-Rochette. Paris Imp. R. 1836.
4 Lettres d’un antiquaire ä un artiste sur l’emploi de la peinture murale etc.,
par M. Letronne. Paris 1836.