Textile Kunst. China.
241
ist originell und reich, oft geschmackvoll, erinnert aber mehr an Ro-
cocostil als an den Ursprung der Kunst. Ich habe schon früher die
Hypothesen erwähnt, zu welchen diese Erscheinungen Anlass geben.
Die Morais, zugleich Grabmäler, Opferplätze und Tempel,
sind auf ähnliche Weise mit verziertem Pfahl- und Zaunwerke ge-
schmückt. -—
Die Töpferei ist dafür bei diesen Völkern sehr wenig fortgeschrit-
ten, kaum dass sie das Brennen der Thonwaare kennen und üben. —
Die Modelle neuseeländischer Pahs, einige Schnitzwerke und
die lithographirte Darstellung eines solchen Pahs oder neusee-
ländischen Dorfes, neben einigen derartige Zustände gebenden
Originalzeichnungen, die auf der Londoner Exposition von 1851
ausgestellt waren, hatten für die Architekten nicht geringes
Interesse.1
Der Boden der neuen Welt, vorzüglich der Continent von
Amerika böte noch manchen sehr interessanten Beitrag zu dem
uns hier beschäftigenden Gegenstände, wäre nicht dasjenige, was
in dieser Beziehung die alte Welt bietet und unsere Verhältnisse
näher angeht, ohnediess schon zu reichhaltig, um ihm nur halb-
weg genügende Rechnung tragen zu können.
§. 63.
C h i n a.
Kein anderes Land als China kann sich rühmen, eine beur-
kundete Geschichte bis über die Sündfluth hinaus zu besitzen
und seine der Zeit angehörigen niedergeschriebenen histo-
rischen Annalen mit dem Jahre 2698 vor Christi Geburt zu be-
ginnen, in welcher fern liegenden Zeit schon die runde, an den
Polen abgeplattete Form der Erde, das copernikanische Planeten-
system,' die Eigenschaft der Magnetnadel bekannt, der Metallguss
höchst vervollkommnet war, die Seidenzucht mit allen Raffine-
rien des Webstuhls geübt wurde, die Töpferei die feinsten Pro-
ducte lieferte, mit einem Worte die meisten Erfindungen, welche
der höchsten Civilisation angehören, schon gemacht waren. Wir
hören von den grossartigsten Wasserbauten, welche zur Wieder-
1 Als Eigenthümer dieser Lithographie und der Zeichnungen, die wahr-
scheinlich auch später lithographirt worden sind, wurde P. G. Moore, 30 Arun-
del-Street Strand London genannt, bei dem sie wohl auch zu erfragen sind.
Semper.
241
ist originell und reich, oft geschmackvoll, erinnert aber mehr an Ro-
cocostil als an den Ursprung der Kunst. Ich habe schon früher die
Hypothesen erwähnt, zu welchen diese Erscheinungen Anlass geben.
Die Morais, zugleich Grabmäler, Opferplätze und Tempel,
sind auf ähnliche Weise mit verziertem Pfahl- und Zaunwerke ge-
schmückt. -—
Die Töpferei ist dafür bei diesen Völkern sehr wenig fortgeschrit-
ten, kaum dass sie das Brennen der Thonwaare kennen und üben. —
Die Modelle neuseeländischer Pahs, einige Schnitzwerke und
die lithographirte Darstellung eines solchen Pahs oder neusee-
ländischen Dorfes, neben einigen derartige Zustände gebenden
Originalzeichnungen, die auf der Londoner Exposition von 1851
ausgestellt waren, hatten für die Architekten nicht geringes
Interesse.1
Der Boden der neuen Welt, vorzüglich der Continent von
Amerika böte noch manchen sehr interessanten Beitrag zu dem
uns hier beschäftigenden Gegenstände, wäre nicht dasjenige, was
in dieser Beziehung die alte Welt bietet und unsere Verhältnisse
näher angeht, ohnediess schon zu reichhaltig, um ihm nur halb-
weg genügende Rechnung tragen zu können.
§. 63.
C h i n a.
Kein anderes Land als China kann sich rühmen, eine beur-
kundete Geschichte bis über die Sündfluth hinaus zu besitzen
und seine der Zeit angehörigen niedergeschriebenen histo-
rischen Annalen mit dem Jahre 2698 vor Christi Geburt zu be-
ginnen, in welcher fern liegenden Zeit schon die runde, an den
Polen abgeplattete Form der Erde, das copernikanische Planeten-
system,' die Eigenschaft der Magnetnadel bekannt, der Metallguss
höchst vervollkommnet war, die Seidenzucht mit allen Raffine-
rien des Webstuhls geübt wurde, die Töpferei die feinsten Pro-
ducte lieferte, mit einem Worte die meisten Erfindungen, welche
der höchsten Civilisation angehören, schon gemacht waren. Wir
hören von den grossartigsten Wasserbauten, welche zur Wieder-
1 Als Eigenthümer dieser Lithographie und der Zeichnungen, die wahr-
scheinlich auch später lithographirt worden sind, wurde P. G. Moore, 30 Arun-
del-Street Strand London genannt, bei dem sie wohl auch zu erfragen sind.
Semper.