Textile Kunst. China.
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westasiatischen, ägyptischen und gräkoitalischen monumentalen
Kunst nur als längst Erstorbenes erscheint, nur fragmentarisch
und ausserdem schon in nicht primitiver Weise, sondern trans-
formirt und mit andern Elementen zu Neuem vereint, sich erhielt.
Die Elemente der chinesischen Baukunst sind nicht organisch,
nicht einmal quasi chemisch verbunden, sondern mechanisch neben
einander gestellt durch keine das Ganze beherrschende Idee zu-
sammengehalten; oder vielmehr die Idee, die das Ganze be-
herrscht, ist eben in der Trennung und selbständigen Thätigkeit
dieser Elemente ausgesprochen. 1
Die äussere Oberfläche der Mauer ist hier noch materiell ganz
geschieden von der Mauer selbst und in der That meistens be-
weglich. Die Mauer als solche, nämlich als Steinkonstruktion,
und tragendes, senkrecht stützendes, statisch fungirendes Ele-
ment, tritt nur an den oft sehr mächtigen und wesentliche Be-
standtheile der chinesischen Baukunst bildenden Terrassen und
Unterbauten auf, zu denen auch die Treppenanlagen und Balu-
straden gehören, welche letztere jedoch gleichsam Uebergangs-
formen zwischen dem Steinbau der Terrassen und den aus der
Tektonik und der Textrin abgeleiteten Bestandtheilen der von
den Terrassen getragenen oberen Anlagen bilden.
In letzteren trägt die Mauer nur ihre eigene Last und dient
als zwischengespannte Wand zwischen der Holzkonstruktion,
welche letztere den technischen Zweck hat, das Dach und den
horizontalen oberen Deckenabschluss des Raumes zu stützen.
Die Mauer selbst ist genau genommen nur eine in Ziegeln
ausgeführte spanische Wand, ein Tapetengerüst, sic ist so wenig
tragendes oder stützendes Glied, soll es so wenig sein, dass sie
vielmehr als seitwärts Eingespanntes und vor dem Umfallen Ge-
sichertes , Mobiles und von der Last des Daches vollkommen
Unabhängiges überall sorgfältigst symbolisirt wird.
Das Gerüst selbst, welches die vertikalen und horizontalen
deckenden Raumesabschlüsse hält, ist ein Gemisch von Formen,
das eben so sehr der Holzkonstruktion, (Tektonik,) wie dem
Flechtwerk, (Textrin,) angehört und in dieser letzteren Beziehung
wieder lebhaft an die architektonisch behandelten Zaungeflechte
der Neuseeländer erinnert.
1 Darüber das Nähere in dem Artikel China des 2'ten Abschnittes dieses
Buchs.
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westasiatischen, ägyptischen und gräkoitalischen monumentalen
Kunst nur als längst Erstorbenes erscheint, nur fragmentarisch
und ausserdem schon in nicht primitiver Weise, sondern trans-
formirt und mit andern Elementen zu Neuem vereint, sich erhielt.
Die Elemente der chinesischen Baukunst sind nicht organisch,
nicht einmal quasi chemisch verbunden, sondern mechanisch neben
einander gestellt durch keine das Ganze beherrschende Idee zu-
sammengehalten; oder vielmehr die Idee, die das Ganze be-
herrscht, ist eben in der Trennung und selbständigen Thätigkeit
dieser Elemente ausgesprochen. 1
Die äussere Oberfläche der Mauer ist hier noch materiell ganz
geschieden von der Mauer selbst und in der That meistens be-
weglich. Die Mauer als solche, nämlich als Steinkonstruktion,
und tragendes, senkrecht stützendes, statisch fungirendes Ele-
ment, tritt nur an den oft sehr mächtigen und wesentliche Be-
standtheile der chinesischen Baukunst bildenden Terrassen und
Unterbauten auf, zu denen auch die Treppenanlagen und Balu-
straden gehören, welche letztere jedoch gleichsam Uebergangs-
formen zwischen dem Steinbau der Terrassen und den aus der
Tektonik und der Textrin abgeleiteten Bestandtheilen der von
den Terrassen getragenen oberen Anlagen bilden.
In letzteren trägt die Mauer nur ihre eigene Last und dient
als zwischengespannte Wand zwischen der Holzkonstruktion,
welche letztere den technischen Zweck hat, das Dach und den
horizontalen oberen Deckenabschluss des Raumes zu stützen.
Die Mauer selbst ist genau genommen nur eine in Ziegeln
ausgeführte spanische Wand, ein Tapetengerüst, sic ist so wenig
tragendes oder stützendes Glied, soll es so wenig sein, dass sie
vielmehr als seitwärts Eingespanntes und vor dem Umfallen Ge-
sichertes , Mobiles und von der Last des Daches vollkommen
Unabhängiges überall sorgfältigst symbolisirt wird.
Das Gerüst selbst, welches die vertikalen und horizontalen
deckenden Raumesabschlüsse hält, ist ein Gemisch von Formen,
das eben so sehr der Holzkonstruktion, (Tektonik,) wie dem
Flechtwerk, (Textrin,) angehört und in dieser letzteren Beziehung
wieder lebhaft an die architektonisch behandelten Zaungeflechte
der Neuseeländer erinnert.
1 Darüber das Nähere in dem Artikel China des 2'ten Abschnittes dieses
Buchs.